Die ältesten menschlichen Spuren in Aristau wurden auf dem Hügelzug Kapf/Reitwald und südlich der Kapelle in Aristau gefunden. Dort in den Rainäckern kam eine Bronzefibel zum Vorschein. Aristau wurde 1153 erstmals als Arnestowo erwähnt. Später hiess es Arnestowe (1285) und Aristow (1358). Im 13. Jahrhundert besassen die Herren von Baar im heutigen Gemeindegebiet Güter. 1351 gingen die Güter in Aristau, Althäusern und Birri an Ritter Hartmann von Heidegg. In Aristau stand ein Burgturm, der mit einer Ringmauer umgeben war. 1386 zerstörten die Luzerner und die Zürcher diesen Turm. Übrig blieb die Burgkapelle. Im gleichen Jahr ging der Baumgarten vor dem Turm ans Kloster Hermetschwil. 1429 gehörte der „Burgstal“ dem Kloster Muri, das auch die Niedere Gerichtstbarkeit ausübte. Aristau war daraufhin während Jahrhunderten eng mit der Geschichte des Klosters Muri verbunden.Am 2. April 1760, abends zwischen 21.00 und 22.00 Uhr wurde Althäusern „bei starkem Luft“ durch eine riesige Feuersbrunst heimgesucht. 10 Haushofstätten, eine Scheune sowie 6 Spycher und Schweineställe wurden ein Raub der Flammen. Es mussten auch 4 Tote beklagt werden. 34 Haushalte mit 135 Personen kamen um Hab und Gut und wurden „in die äusserste Armut, Elend und Bettel “gesetzt“. Der damalige Landvogt der Freien Ämter gab den Brandgeschädigten einen Brandsteuerbrief, der sie berechtigte, im ganzen Gebiet der Eidgenossenschaft milde Gaben zu sammeln, was scheinbar mit Erfolg geschah. Denn bereits drei Jahre später waren alle Gebäude wieder aufgebaut.
Im vorletzten und letzten Jahrhundert war die Einheit der Gemeinde noch nicht so gross. Die einzelnen Ortschaften Althäusern, Aristau und Birri hatten gewisse Aufgaben selber zu regeln. In der Helvetik gehörte sogar einmal der Weiler Werd (heute Rottenschwil) zu Aristau. Davon zeugt das älteste Buch im Gemeindearchiv, das „Protikohl zuo 1800 für Munizibalidet der vier Gemeinden Biry, Aristau, Althüssern und Werd“. Aristau, Althäusern und Birri verwalteten bis 1912 ihre Bürgergüter selber. Erst dann wurden sie zur einzigen Ortsbürgergemeinde Aristau zusammengelegt. Auch die ersten Familienregister, die immer noch benützt werden, sind dreifach geführt, nämlich eines für Aristau, eines für Althäusern und eines für Birri.
Das wohl älteste Bauwerk in unserer Gemeinde ist die Johanneskapelle. Sie trägt die Jahrzahl 1521. Bemerkenswert ist der holzgeschnitzte Altar im Innern aus dem Jahre 1734. Im Zwiebelturm hängen zwei Glocken aus den Jahren 1619 und 1664. Am gleichen Ort soll auch die Burgkapelle gestanden haben. Im Jahre 1972 wurde die Kapelle einer umfassenden Renovation unterzogen.
Eine St. Wendelin geweihte Kapelle in der Gabelung Bremgartenstrasse / Rebstockstrasse musste dem Ausbau der Kantonsstrasse Bremgarten – Sins weichen und wurde 1942 abgebrochen.
Der bemerkenswerteste Profanbau (nicht kirchliches Bauwerk) ist das Haus Kapf, welches 1687 vom Kloster Muri als Haus für die Herbstrekreation der Mönche gebaut wurde, zusammen mit einer Weintrotte. Das Haus diente später als Wirtschaft und ist Vaterhaus und heute noch Wohnhaus der bekannten Lyrikerin Erika Burkart.
Das Kloster Muri beherrschte das kirchliche Leben in der Region während Jahrhunderten und hatte auch im übrigen grossen Einfluss. Seit langer Zeit sind die Aristauer nach Muri kirchgenössig. Nach der Klosteraufhebung dekretierte der Kanton Aargau bereits im Jahre 1845 eine Kapitalausscheidung aus dem Gut des aufgehobenen Klosters Muri für eine Kirche für die Gemeinden Aristau und Rottenschwil. Es kam aber nicht zu einer gemeinsamen Kirche. 1942 konnte Aristau eine eigene Kirche bauen, die am 11. Juli 1943 dem heiligen Wendelin geweiht wurde, nachdem vorher der Grosse Rat durch Dekret die Ausscheidung der Pfarrei im Reusstal von der Pfarrei Muri ermöglichte. Gleichzeitig mit der Pfarreikirche richteten die Aristauer auch einen eigenen Friedhof ein. Vorher trugen sie ihre Toten nach Muri auf den Gottesacker.
Aristau gehört zum traditionell katholischen Bezirk Muri, liegt aber direkt an der Grenze zum reformierten Kanton Zürich. Nach und nach siedelten sich auch im Freiamt immer mehr reformierte Mitbürgerinnen und Mitbürger an. Deshalb wurde in Muri nach dem 2.Weltkrieg eine evangelisch-reformierte Kirchgemeinde gegründet und eine Kirche erstellt. Heute gehören die in Aristau wohnenden reformierten Mitchristen zur evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Muri.
Die Landwirtschaft dominierte in frĂĽheren Zeiten das Gemeindebild. Auch das ĂĽbrige Gewerbe war ganz auf die Landwirtschaft und die BedĂĽrfnisse der Dorfgemeinschaft ausgerichtet (Schmitten, Wagnereien, Gerberei, Schreinerei, Schuhmacher etc.). FrĂĽher verarbeiteten drei Käsereien die Milch. Heute sind es deren zwei, die aus der Milch vor allem Emmentaler Käse herstellen. Wirtshäuser haben eine alte Tradition. Sie standen nicht immer dort, wo sie heute sind. Aber die Funktion der Wirtschaften zur Einkehr der Einwohner und der Durchreisenden, als Ort der Begegnung und der Diskussion und als Institution, die nicht mehr wegzudenken wäre, ist geblieben. Der Rebbau spielte frĂĽher eine gewisse Rolle. Rings um den Kapf lagen ausgedehnte Rebberge. Das Kloster Muri besass dort 6 Jucharten Reben und eine Trotte. 1801 wurden in der Trotte 43 Saum (=7’310 Liter) Wein gepresst. Ăśber dessen Qualität schweigt der Chronist! Im 18. und 19. Jahrhundert blĂĽhte auch in unserem Dorf die Heimarbeit. Im Vordergrund standen Arbeiten fĂĽr die Freiämter Strohindustrie. Aber auch fĂĽr die Textilindustrie im angrenzenden Kanton ZĂĽrich waren Heimarbeiter tätig. An verschiedenen Orten in unserer Gemeinde wurden während Jahrzehnten grössere Torfvorkommen abgebaut und ursprĂĽnglich vor allem als Einstreue fĂĽr das Vieh und später – besonders während der Kriegszeit – als Brennmaterial verwendet. Erwähnenswert sind Vorkommen von Tuff, ein Gestein, das in unserer Gemeinde während vieler Jahren abgebaut und zu Bausteinen verarbeitet wurde. Heute sind die ehemaligen Gruben ausgebeutet und wieder zugeschĂĽttet.
Die ursprünglichen Bürgergeschlechter (vor 1900) der Gemeinde Aristau sind: Bachmann, Feuchter, Frey, Gilg, Hausherr, Küng, Kretz, Lang, Lukas, Melliger, Meier, Meyer, Rast, Rey, Sennrich, Staubli, Stäger, Stierli, Stöckli, Strebel, Wicki.
Im elektronischen Zeitalter in Vergessenheit geraten sind die Sagen. Aus Aristau sind aber doch noch zwei bekannt. Neben der obligaten Hexe, die ihr Unwesen trieb, war auch ein Falschmünzer am Werk, dessen Geldmaschine im Babiloch, einem Teich östlich von Aristau, versenkt wurde. Wer weiss, vielleicht spuckt dessen Geist immer noch in rabenschwarzen, nebligen Nächten in den Sümpfen und Wäldern unserer Gemeinde.
Das Wappen von Aristau ist jüngeren Datums. Es wurde anfangs der sechziger Jahre geschaffen. Vorher verwendete die Gemeinde Aristau das Freiämter Wappen.
Unser heutiges Wappen ist also ein „konstruiertes“ Wappen. Allerdings ist der Turm angelehnt an ein Siegel, das die Zwingherren von Barro (Baar), denen die Gemeinde Aristau im Mittelalter gehörte, früher benützten. Die Sterne und der Hügel sind jedoch hinzugefügt und dienen lediglich als Zierde.
Im Jahr 1755, als die erste Erhebung durchgeführt wurde, zählten Aristau, Althäusern und Birri 485 Einwohner. Die höchste, statistisch nachgewiesene Bevölkerungszahl erreichte Aristau im Jahre 1860 mit 978 Personen. Den absolut tiefsten Stand seither trat 1979 mit 646 Einwohnern ein. Seit 1985 nimmt die Zahl von Jahr zu Jahr zu. Weltweit leben rund 5’200 Personen mit Heimatort Aristau, eine im Verhältnis zur Bevölkerung extrem hohe Zahl. (Quelle: Porträt / Geschichte)
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