Es hat sich plötzlich so ergeben, dass ich ein Velowochenende verplanen konnte. Eigentlich war die erste Idee, möglichst früh am Morgen im Tessin abzufahren und in zwei Tagen über die Alpen nach Hause zu kommen. Quasi die Schweiz von Süden nach Norden zu überrollen. Aber da war ja dieser Felssturz in der Schöllenen, der verhindert, dass man mit einem frühen Zug noch zu einer halbwegs vernünftigen Zeit im Tessin ankommt. Umplanen war angesagt. So entschied ich mich für die jetzige Variante ab Chur.
Ab Chur dem Rhein entlang und deshalb auch über Bonaduz durch das Safiental nach Versam und Ilanz, übrigens der ersten Stadt am Rhein. Später dann Disentis, Sedrun und das Ziel des heutigen Tages, der Oberalppass. Anschliessend dann die Schöllenen hinunter nach Altdorf, vielleicht auch nach Flüelen, je nach verfügbaren Zimmern in den Hotels.
Ich startete bei strahlend blauem Himmel, etwas Gegenwind. Das GPS dirigierte mich wunderbar ins Safiental. Ab Ilanz dann manchmal auf der grossen Hauptstrasse des Tales, manchmal auf Strässchen durch die Dörfer. Das GPS entschied was kürzer war. Alles ging recht gut bis in die Gegend von Disentis.
Langsam begann mich dieser ewige Gegenwind, auch wenn er nicht so stark war, zu stören. Seit Ilanz war ich kaum einen Meter geradeaus gefahren, fast dauernd ging es ein bisschen hinauf. Das Gefälle wurde zudem auch immer stärker. Am heutigen Tag, begann ich zudem auch unter der Hitze zu leiden. Vermutlich hatte ich es verpasst, frühzeitig genügend Wasser zu mir zu nehmen. Im kühlen Safiental schien das noch nicht notwendig zu sein und nachher war es dann zu spät.
Ich schleppe mich aber zu meinem ersten Ziel in Sedrun durch. Nehme mir dort viel Zeit fĂĽr das Mittagessen, genehmige mir noch eine Extraportion von einem Eisbecher und radle nach einer guten Stunde, scheinbar einigermassen erholt wieder davon.
Doch etwa in der Hälfte der Höhe zum Oberalppass, etwa 250 Meter unter der Passhöhe, fängt das Leiden wieder an. Nichts geht mehr, ich brauche für die letzten drei Kilometer eine gefühlte Ewigkeit.
Doch schlussendlich komme ich oben an, geniesse die Aussicht auf die umliegenden, noch schneebedeckten Hänge und den immer noch vereisten Passsee. Obwohl ich mich hier auf 2046 MüM befinde, bleibe ich in Kurz/kurz, fahre aber bald weiter.
In Andermatt hat der Wind dann endlich gekehrt. Er bläst mich die Schöllenen hinunter, Gegensteigungen in Wassen und Intschi sind überhaupt kein Problem, ich komme richtig schnell vorwärts. Erst unten auf der Ebene, kurz vor Erstfeld, wechselt der Wind wieder zum Gegner (merkwürdige Windverhältnisse haben die hier).
Erstmals habe ich während der Fahrt, also während einer meiner Pausen, das Hotel mit der Android-App von Booking.com gesucht und auch gleich gebucht. So erwartete mich der Hotelier in Flüelen schon, als ich ankam. Auch schön, wenn man nicht zuerst noch lange die Häuser nach einem freien Zimmer abklappern muss.
1963 HM | |||
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