Der zweite Tag in den Vogesen begann schon mit einem strahlend blauen Himmel. Bereits am frĂĽhen Morgen war es angenehm warm.
Das Frühstücksbuffet im Hotel schien zugeschnitten auf Radfahrer zu sein. Müesli und Flocken waren da. Früchte und Joghurt lagen auch bereit. Wie in Frankreich üblich standen auch ein paar Parisiettes im Brotkorb, Käse weich und hart und meine geliebten kleinen Gebäcke, Gipfeli mit Schokoladenfüllung, Hefeschnecken mit Vanille und Zuckerguss, einfach alles was das Radfahrerherz begehrt.
Um neun war die Hotelrechnung bezahlt und ich konnte mich auf den Weg machen. GemĂĽtlich nahm ich mir als ersten Pass den Col d’Oderen vor. Der Morgen war noch kĂĽhl, die acht Kilometer bis zur Passhöhe waren bald geschafft. Wie ich später im Verlaufe des Tages feststellte, bewegte ich mich heute anscheinend immer wieder ĂĽber an der Grenze zwischen den beiden Departementen Haut-Rhin und Vosges.
Für den nächsten Pass, den Col de Bussang, musste ich unerwarteter Weise doch nochmals ganz ins Tal hinunterfahren und den Pass dann in seiner ganzen Länge hochkurbeln. Bei etwa 300 Höhenmetern und vielleicht acht Kilometern ist das zwar nicht so eine wahnsinns Sache, doch die Temperatur war schon deutlich wärmer als beim ersten Pass. Zudem war kaum mehr Schatten da.
Auch für den dritten Pass, musste ich nochmals ins Tal hinunter steigen. Auch der Col du Hundsruck wollte in seiner ganzen Länge gefahren werden.
Das war dann auch sogleich das härteste Stück für heute. Längenmässig mit fünf Kilometern zwar nicht so eine Sache. Im unteren Teil, mittlerweile alles an der prallen Sonne und immer hart an der 10% Grenze. In der oberen Hälfte standen dann die Bäume glücklicherweise wieder etwas näher an der Strasse, spendeten etwas Schatten. Die Strasse wurde noch steiler. Aber ich wollte die Passtafel einfach haben, schon alleine wegen des Namens.
Während der Auffahrt habe ich mit dem GPS etwas rumgespielt. Es empfahl mir, wieder auf der selben Seite des Passes hinunter zu fahren und dann anschliessend die Strecke, vorwiegend durch die Rheinebene nach Basel zu fahren. Das wollte ich aber nicht, denn heute war ziemlich viel Verkehr im Haupttal, entlang der Thur.
So fuhr ich dann nach der Passhöhe des Col du Hundsruck ein paar Meter weiter spielte nochmals am GPS. Und siehe da: es fand eine andere Route nach Basel, allerdings etwa 13 Kilometer länger. Aber was solls, dachte ich noch.
So führte denn mein Heimweg von den Vogesen vorerst einmal in Richtung Belfürt. Etwa 13 Kilometer vor Belfürt möchte die Routen-Navigation einen regelrechten Knick und ich fuhr anschliessend fast ausschliesslich in östlicher Richtung nach Basel.
Ich fuhr über diese Ebene, fast einsam und alleine, kaum ein Auto. Ich durchquerte viele Dörfür, eines schöner rausgeputzt als das andere, ich fuhr an unzähligen Denkmalen von gefallenen Soldaten aus dem zweiten Weltkrieg vorbei, immer wieder wechselten ausgedehnte Waldstücke mit Äckern ab, viele kleine Weiher und Tümpel säumten den Weg und ich sammelte Höhenmeter. Keine langen Anstiege, aber eine Welle nach der andern. Nur die Brunnen fehlten, Wasser scheint auch in dieser Gegend nicht zu den überflüssigen Gütern zu gehören.
Ich glaube, trotz der dreizehn Kilometer längeren Strecke, habe ich den bessern Weg gewählt, als durch die Rhein-Ebene nach Basel hinauf.
1612 HM | |||
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