Das Trommeln auf dem Dachfenster wurde in der Frühe des Morgens von Sonnenstrahlen abgelöst. Einpacken, Morgenessen und auschecken waren bald erledigt, die Fahrt konnte wieder weitergehen.
Geplant hatte ich ĂĽber den letzten HĂĽgel zu fahren und dann von Osten nach Innerkrems hinunter zu gelangen. Innerkrems ist der Ausgangsort fĂĽr die Nockalmstrasse.
Daraus wurde leider nichts. Vermutlich die Regentage der letzten Zeit hatten einen Erdrutsch ausgelöst. Jedenfalls war die Strasse gesperrt. So musste ich mir den Weg über die Katschberghöhe suchen. Doch welch ein Krampf. Die 15%-Tafel am untersten Ende war ein richtiger morgendlicher Aufschrecker. Ich fragte mich immer wieder, wie das nachher weitergehen könnte, denn schliesslich waren gut 500 Höhenmeter zu bezwingen und die verbleibenden Kilometer waren auch nicht mehr viele. Nach einem flacheren Stück steht die zweite 15% Tafel. Das war die Lösung.
Doch anschliessend ging es auch wieder 15% hinunter, nach Brücke Krems. 15%, wenn man oben steht, und der Anhänger schiebt, sind ganz schön steil. Das nur nebenbei bemerkt. Da der grösste Teil der Strecke durch ziemlich dichten Wald ging, habe ich von der Umgebung nicht wirklich viel mitgekommen. Katschberghöhe ist ein Winterort.
In Brücke Krems geht es um eine Häuserecke links weg. Hätte mein GPS nicht frühzeitig die Richtung gezeigt, ich wäre wahrscheinlich daran vorbei gesaust. Aber so gelangte ich in ein schönes, anfänglich recht schmales Tal. Immer schön entlang eines Bächleins, hie und da ein Bauernhaus oder sonst eine Liegenschaft.
In Innerkrems, dem Ausgangsort für die Nockalmstrasse, wollte ich mich eigentlich verpflegen. Doch da war nichts, was offen gehabt hätte. Eine Frühstückspension, eine geschlossene Pension ein paar Ferienhäuser. So verpflegte ich mich aus dem Anhänger. Weil mich der Renner schon den ganzen Morgen erbärmlich angequitscht hatte, bekam auch er eine Portion Oel auf die Kette. Das verdankte er mir dann, mit einer absoluten Laufruhe über die ganze Nockalmstrasse.
Die Nockalmstrasse ist eine mautpflichtige Strasse duch den Nationalpark der Nockberge. Ich habe sie von Norden her befahren und gelange so schon bald an den höchsten Punkt, die Eisentalhöhe (2042 MüM). An manchen Orten wird den interessierten Touristen die Bergwelt vorgestellt. Kristallfunde, die Wunder der Natur, die Wunder der Berge, Infürmationen zur Bergwelt, Wirtshausbetriebe, schön hergerichtete Moorseen, Ausblickpunkte, eine Ausstellung über Steine, eine andere über Blumen. In Karlbad fährt man an einem ehemaligen Quellbad vorbei. Von der Strasse hat man fast immer einen guten Ausblick auf die umliegenden Berge und Täler.
Wer allerdings glaubt nach dem höchsten Punkt, der Eisentalhöhe, gehe es nur noch hinunter, täuscht sich gewaltig. Im Gegenteil: die Strasse geht nochmals runter auf vielleicht 1600 MüM und klettert dann anschliessend, leicht steiler als im ersten Teil, nochmals auf immerhin 2024 MüM bei der Schiestlscharte hinauf. Auf dieser zweiten Passhöhe geniesst man einen schönen Ausblick auf das südliche Kärnten.
Spätestens hier begreife ich, dass die Kehren durch die ganze Nockalmstrasse durchnummeriert sind. Es dürften etwas über 40 sein. Alle tragen nebst der Nummer auch noch den Namen meist einer Pflanze oder eines Gegenstandes (zb Schuhnagel, war da mal zu lesen). Einzelne der Kehren haben einen Paten. Olympiasieger Martin Koch oder auch Franz Klammer habe ich unter anderem gesehen.
Während der Abfahrt nach Ebene Reichenau fallen für heute die ersten Tropfen. Noch nichts schlimmes, hat auch wieder aufgehört. Als ich allerdings das Dorf Ebene Reichenau verlasse, sehe ich nur wenige Kilometer vor mir, wieder einmal einen riesigen, nassgrauen Vorhang um die Ecke kommen. Schnell suche ich nach einem Hotel in Ebene Reichenau. Da ist aber nichts zu machen. Umbau, geschlossen, ausgebucht.
So ziehe ich mich halt in einem Bushäuschen wieder einmal um und verpacke alles im Anhänger. Fahre in den grauen Vorhang, kurble noch eine Weile weiter und werde dann am Dorfeingang von Bad Kleinkirchheim im Garni-Hotel Sonnblick fündig.
Nachtessen in einem Restaurant, nachempfunden einer Alm. Beim Bummel durchs Dorf fallen mir all die Bezeichnungen und Hinweise für die Römer auf. Eine Römer Thermalquelle ist da, diverse Lokalitäten die irgenwie auf die Römer verweisen.
Manchmal finde ich es Schade, nur so an vielen Ortschaften vorbeizubrettern. Oder nur, wie heute rein zufällig auf ein Stück Kultur, vielleicht auch Geschichte, zu stossen, die dann einfach als Bruchstück, als einzelner Mosaikstein liegen bleibt, und wohl kaum mehr irgendwann weiter verfolgt wird.
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Grad |