Um die Zeit des Mittagessens fanden sogar ein paar Sonnenstrahlen den Weg in unser Quartier. Doch aus der Ferne näherten sich dennoch schwache Regenschauer. Die Meteorologen andererseits hatten Aufhellungen und nur gerade “einzelne Regentropfen am Nordrand der Schweiz” versprochen.
Die Route fĂĽr heute Nachmittag war vorbereitet. Eine Fahrt zur Ruine Urgiz und vielleicht ein paar Geocaches wollte ich besuchen. Mal sehen, was daraus wurde.
Da ich mit dem Mountainbike unterwegs war, wählte ich von allem Anfang an, wenn immer möglich ungeteerte Strassen, Feldwege und Spazierwege. Auf diese Weise gelang ich zur Linner Linde, (neben der Passhöhe des Bözbergs) hinauf. Suchte mir dann einen Weg durch das SagemĂĽlitäli hinunter. Dort wollte ich das fĂĽr heute erste Geocache mit dem Namen “Burg?” aufsuchen und stellte das GPS deshalb auf “Folge Luftlinie” um.
Dabei bog ich vom eigentlichen Tal ab, fuhr weiter auf Feldwegen, vom Regen und der Feuchtigkeit zwar ziemlich aufgeweicht, aber immer noch fahrbar. Am Waldrand passierte ich einen Jäger. Es ging weiter den Hügel hinauf, wieder hinunter in ein anderes Tal. Mittlerweile hörte man von unten herauf einen Riesenkrach. Tönte vielleicht wie Fastnachtsumzug. Rätschen und Hupen waren dabei. Unten im Tal rannte ein offensichtlich aufgeschrecktes Reh über die Wiese in den Wald hinein. Ich sah einen zweiten Jäger.
Nach dem Gespräch mit dem Jäger war mir klar, dass ich hier mitten in eine Treibjagd gelangt bin, schöner noch: Da wo wir jetzt standen, hier hinauf wollte man das Wild schicken / verjagen, vor die Flinten der Jäger die hier ĂĽberall herumstanden. Stand ich mitten im Zielgebiet? Und das Reh von vorhin? Der Jäger im Wortlaut: “das lebt noch, weil wir nicht schiessen dĂĽrfen, wenn sich andere Personen in der Nähe befinden”. Ein merkwĂĽrdiges GefĂĽhl beschlich mich. Einerseits habe ich vielleicht dem Reh das Leben gerettet, andererseits wahrscheinlich irgend einem Jäger die Pflicht zur Regulierung des Wildbestandes verdorben und drittens fuhr ich hier ziemlich unbekĂĽmmert im Zielgelände herum. Ich verabschiedete mich beim Jäger und machte mich rasch wieder auf den Weg zurĂĽck ins SagemĂĽlitäli. Das Geocache “Burg?” werde ich mir wohl bei einer anderen und besseren Gelegenheit holen gehen.
Weiter ging die Fahrt, hinunter nach Zeihen und wieder hinauf Richtung Staffelegg nach DensbĂĽren. Ăśber DensbĂĽren befindet sich die Ruine Urgiz. Eine Holztafel mit der Aufschrift “Burghaldenweg” verleitete mich, den Aufstieg trotz besserem Wissen aus dem Kartenstudium her, doch von dieser Seite zu versuchen. War ja mit dem Mountainbike unterwegs, das geht schon irgendwie. Doch der Weg fĂĽhrte nur gerade am unteren Rande des HĂĽgels zurĂĽck zum nächsten Weiler. Die abzweigenden Strässchen verwilderten immer mehr bis sie schlussendlich im Dickicht ganz aufhörten. Musste den Aufstieg eben doch von der anderen Seite des HĂĽgels versuchen.
Beim Wechsel auf die andere, südliche Seite des Hügels, kam ich noch an der alten Sagi von Densbüren vorbei. Ein Sägerei, erbaut um 1800, in Betrieb bis 1940, betrieben mit einem Wasserrad, zu Demonstrationszwecken im Jahre 1992 wieder hergestellt, dies die Visitenkarte dieses Zeugen aus dem Industriezeitalter des 19. Jahrhunderts im Kanton Aargau.
Etwas später, aber nach einem mühsamen und steilen Aufstieg, stand ich dann doch endlich auf den letzten Resten der Burg Urgiz. Die Burg diente mal als Verwaltungszentrum der Herrschaft Urgiz, die die Dörfer Asp und Densbüren umfasste (nördlich der Staffelegg). Burg und Herrschaft befanden sich damals im Besitz der Bischöfe von Strassburg. Aus dem Ertrag der Herrschaft hatten um 1300 herum die Ritter von Uriol zu leben. Später kamen sie an die Effinger von Brugg. Ein ziemlich bewegtes hin und her folgte, teils politisch motiviert, teils in Zusammenhang mit Freikäufen, Schuldbriefen usw. bis die Herrschaft Urgiz 1502, mit samt der inzwischen verfallenen Burganlage von den Bernern gekauft wurde. Heute sind nebst ein paar Mauerresten, Burgwegen und Gruben, noch die Überreste des Wohnturms sichtbar. Eine später, im 17. Jahrhundert, eingerichtete Hochwacht, lässt sich ebenfalls noch erahnen.
Mittlerweile war es wieder einmal ziemlich spät geworden und ich wollte mich auf den Heimweg machen. Da war jetzt nur noch die Staffelegg zu überqueren. Doch man hat hier eine neue Schikane eingebaut. Nach Asp, gross und unübersehbar, steht da auf der Hauptstrasse eine Fahrverbot für Velofahrer. Der Umweg führt durch Asp und über den Herzberg. Ziemlich steile Sache. Dafür hatte ich anschliessend warm genug, um zuerst zügig von der Staffelegg ins Schenkerbergertal fahren zu können und anschliessend ebenso zügig noch die letzten Kilometer nach Hause. Zu Hause angekommen, waren auch die ganzen Pneu Profile des Mountainbikes von dem vielen Dreck wieder befreit.
Ein Ausflug mit ziemlich viel, heimatkundlichem, Hintergrund.
996 HM | ||
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