Am Morgen standen wir unter einem wolkenfreien Himmel bereit. Doch war es immer noch recht kühl, zu kühl um heute wieder über die hohen Pässe und vor allem mit derart langen Abfahrten zu kurbeln. Deshalb verschieben wir die Monte Cristallo Tour auf Morgen. Es soll ja weiterhin wärmer werden.
Statt dessen haben wir uns an die Tour um den Kronplatz gemacht. Der Kronplatz ist vielleicht noch aus dem Giro d’Italia bekannt. Eine Schotterpiste mit Gefälle um 24% fĂĽhrt dort hinauf. Die steilsten Stellen sollen jeweils mit einem groben Betonpflaster stabilisiert sein.
Doch unser Weg führte zuerst etwa 400 Meter in die Tiefe. Durch eine schon fast malerische Schlucht nach Zwischenwasser hinunter. Ab dann begann der Aufstieg auf den Furkelpass. Spätestens nach der Abzweigung nach S. Vigilio di Marebbe (Enneberg) kratzt das Gefälle mehrmals an der 10%-Grenze. Doch dafür wird man belohnt mit wunderbaren Ausblicken auf die gegenüberliegenden Hügel und die verstreut am Hügel gebauten Weiler.
Kurz vor der Passhöhe des Furkelpasses ist die Abzweigung zum Kronplatz hinauf. Wir werfen dort einen Blick auf die legendäre Strasse und fahren dann auch ein paar Meter (so zum Spass) hinauf. Ab unserem Standort müssten wir dann nochmals etwa 500 Höhenmeter bis zum Etappenziel des Giro hinaufkurbeln.
Nach der obligaten Passfoto auf der Passhöhe, welche ĂĽbrigens mit einem kĂĽnstlichen See wegen der Beschneiungsanlagen im Winter “verziert” ist, geht es auf der anderen, der viel steileren Seite des Passes, wieder hinunter, nach Geiselsberg und Mitterolang. Ab hier kennt mein Guide (wir sind auch heute nur zu zweit), entlang des HĂĽgels mit dem Kronplatz, schöne und einsame Strassen. Mountainbiker wĂĽrden so was vielleicht als Singletrail bezeichnen. Die Strasse ist aber immer relativ gut geteert, halt eine Art Singletrail fĂĽr Rennräder. Wiesen, einzelne Bauernhöfe, Waldpartien, HĂĽgelchen rauf und runter wechseln sich hier laufend ab. Dazwischen immer wieder schöne Blicke in Tallandschaften und auf HĂĽgel.
In S. Martino fahren wir noch unter dem Castel Michele durch, bevor die Strasse zu steigen beginnt. Auf einer Art Panoramaweg, war früher mal eine Umfahrungsstrasse, fahren wir langsam und wellenweise in die Höhe. Wieder an kleinen Dörfern und Weilern vorbei. Da wir laufend an Höhe gewinnen, wird auch die Aussicht auf die umliegenden Hügel immer schöner.
Auffällig ist, dass fast in jeder Ortschaft eine grössere Kirche steht. Fast bin ich versucht, diesen Panoramaweg als Kirchenweg zu bezeichnen. Kaum haben wir eine Ortschaft verlassen, schaut hinter dem nächsten Hügel schon die nächste Kirchturmspitze hervor.
Doch auch diese Panoramawege und Singletrails haben ein Ende. In Enneberg treffen wir wieder auf die etwas grösseren Verbindungsstrassen. Die zügige Abfahrt vom Morgen nach Zwischenwasser müssen wir jetzt noch zum Schluss der heutigen Rundfahrt wieder hinauffahren. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn auf derselben Strasse sind heute Nachmittag noch einige andere Radfahrer unterwegs.
Haben wir gestern eher die “obligatorische” Sellarunde mit ihren vier Pässen gefahren, so hatte heute das Kulturelle und die Landschaft mehr Gewicht.
1923 HM | |||
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