Heute war, glaube ich, mein GlĂĽckstag. Beim Aufstehen am Morgen schon wieder wolkenloser Himmel. Das Wetter einigermassen kĂĽhl (muss wahrscheinlich so sein bei 1700 Meter ĂĽber Meer). Die Fahrt auf den Agnel verlief deshalb und trotz des fehlenden Waldes, auch problemlos. Schon von weit unten ist die Passhöhe zu erkennen. Vermutlich wegen des schönen Wetters, war der Pass aber auch mit vielen Touristen ĂĽberladen. Schon lange vor der Passhöhe, standen beidseits der Strasse parkierte Autos herum. Ich vermute mal, dass das wieder ein “Kult-Pass” ist. Einige sind sicherlich nur hier oben, um auch mal dĂĽnne Luft schnuppern zu können. Jedenfalls haben einige besorgte MĂĽtter ihre Kinder mit wärmeren Kleidern angezogen, während die MĂĽtter selber ….. aber das ist ein anderes Thema.
Auch auf diesem Pass gibt es nicht wirklich etwas Monumentales zu fotographieren. So muss man dann halt mit einer ziemlich bescheidenen Passtafel zufrieden sein. Hingegen die Aussicht, sowohl auf die französische Seite wie auch auf die italienische Seite waren heute phänomenal.
Bald stĂĽrze ich mich in die Tiefe. Die Abfahrt auf der italienischen Seite ist sehr steil und kurvenreich. So sind denn die ersten vielleicht 700 Höhenmeter auch sehr rasch vernichtet. Unten wird die Strasse etwas flacher, wobei man nie sicher ist, ob nicht doch hinter der nächsten Kurve ein weiterer “Absturz” erfolgt. Am Stausee wird grilliert und gebadet. Meine Fahrt geht allerdings weiter bis nach Sampeyre hinunter. Beinahe hätte ich dort die Abzweigung verpasst. Jedenfalls musste ich nach dem Dorf umkehren und einen weiteren Versuch starten. Dann klappte es.
Nach den ersten Höhenmetern machte ich mal Mittagspause. Die Strasse führt von dieser Seite her bis fast auf die Passhöhe im Wald. Dennoch wurde es sehr warm. Meine Wasservorräte neigten sich wieder mal dem Ende entgegen. Um cirka 16:00 Uhr, der üblichen Zeit im Büro für den letzten Kaffee, oder im Sommer eben für eine Glacé sendete ich eine Art von Hilferuf. Ich glaube, die haben mich tatsächlich verstanden. 🙂 Etwa einen Kilometer weiter und 100 Meter höher (ja, ich weiss 10% Steigung, aber das ist so an diesem Pass), sprudelte eine frische Wasserquelle aus dem Berg. Einfach so. Ich habe glaubs noch nie so schnell meine Bidons gefüllt wie heute. (war ja auch sinnvoller als Glacé, Danke). Das war übrigens auf beiden Seiten des Passes die einzige Wasserquelle.
Später dann auf der Passhöhe, ich war gerade daran mein Gefährt in Position fĂĽr die Passfoto zu bringen, kam eine Dame auf mich zu, ob ich eine Foto mit der komischen Statue und mir haben möchte. Klar, und ich ĂĽberreichte ihr den Fotoapparat. Später stellte sich dann heraus, dass sie mich schon auf dem Agnel beobachtet hätte. Wir unterhielten uns auf Grund des Plakates am Anhänger ĂĽber meine weitere Fahrt. WĂĽrde mich ja nicht wundern, wenn ich diese Dame nochmals antreffen wĂĽrde. Ihr Ehemann, auch nicht mehr ganz der JĂĽngste, scheint auch auf der Suche nach “Passerlebnissen” auf dem Rennrad zu sein.
Die Abfahrt vom Sampeyre nach Stroppo ist ein Traum. Oben zwar nackte Wiese, keine Bäume und schlechte Strasse, aber aussichtsmässig etwas vom Feinsten. Wenn die ersten paar Hundert Höhenmeter mal vernichtet sind, geht es immer wieder durch schmale Schluchten, entlang von Felswänden, zwei oder drei kleinere Gegensteigungen trüben das Vergnügen nicht. Immer wieder sieht man so richtig typische italienische Dörfer auf kleinen Plateaux stehen. Immer wieder hatte ich Angst, doch noch dort hinaufklettern zu müssen. Aber jedesmal stürzte sich die Strasse kurz davor ein weiteres Mal in die Tiefe.
Weniger GlĂĽck hatte ich mit der Suche nach einem Hotel. Entweder hatten die Dörfer nichts, oder es war im Umbau oder sonst halt geschlossen. Ich fuhr weiter durch enge Schluchten hinunter und realisierte plötzlich, dass mir der Bach entgegen kam. Das kommt nicht gut. Beim nächsten Schild “camere” klopfte ich an, es war ein CafĂ©. Man habe jetzt keine Zeit, ob ich Nachtessen wolle. Ja klar, Nachtessen ist immer gut. Und wenn es niemanden stört, wenn ich da völlig verschwitzt am Tisch sitze. So bestellte ich mal mein erstes Bier. Das Essen war fein, der Renner steht jetzt im Hauseingang, das Zimmer ist klein, Dusche im Gang. Aber fĂĽr 25 Euro bin ich erst mal zufrieden.
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