Es war kurz nach dem Mittagessen, als ich den Renner auf die Strasse stellte. Von allem Anfang an, wusste ich eigentlich nicht so richtig, wohin ich fahren wollte. Etwas in Richtung Reusstal vielleicht. Dazu passt sicherlich auch, dass ich nach ein paar Kilometern wieder umkehren musste, weil ich den Bidon zu Hause vergessen hatte.
Im zweiten Anlauf hat es dann besser geklappt. Nach Schinznach und von dort auf die Ebene des Birrfeldes hinauf. Schon mal den ersten Hügel geschafft Beginne mich zu fragen, ob ich nach meiner Ferienfahrt in den Hautes-Alpes nun wirklich schon zu lange nichts mehr gemacht habe. Irgendwie scheint die Fahrerei plötzlich nutzlos, ziellos zu sein. In den Ferien, da musste es vorwärts gehen. Da mussten Höhenmeter erkämpft werden und Kilometer durchgerollt werden. Aber jetzt: 50, 70 oder 100 Kilometer, ist ja eigentlich egal.
Bei der Vorbeifahrt am Flugplatz Birrfeld könnte es vielleicht ein gutes Sujet für den Fotoapparat haben. Doch da läuft heute nichts besonderes. Es geht hinunter nach Mellingen, wieder hinauf nach Stetten, Niederrohrdorf. Passiere Strassenkreisel die ich schon mal fotographiert habe, hügelig geht es weiter nach Bremgarten.
Irgendwann ist mir aufgefallen, dass die Sonne verschwunden ist. Ob die einzelnen Tropfen tatsächlich Regentropfen sind oder doch nur mein Schweiss, oder vielleicht ein Spritzer aus dem Bidon? Geradeaus, gegen die Voralpen hin, scheint es ziemlich wolkig zu sein. so entschliesse ich mich in Unterlunkhofen zu kehren, oder wenigstens auf die andere Seite der Reuss zu fahren. Nach ein paar Hügeln gelange ich in Boswil auf die Hauptstrasse von Muri nach Lenzburg.
Mittlerweile bin ich etwa am dritten Dorffest vorbeigefahren. Feiert schon wieder die halbe Schweiz? Normalerweise ist doch Herbstzeit die Zeit der grossen Feste? Dass es schon ein bisschen herbstelet zeigt sich allerdings auch an den Feldern. Ausser den Maisfeldern scheint mittlerweile alles abgemäht zu sein. Die Sonnenblumenfelder stehen auch braun da und bei der Vorbeifahrt fliehen ganze Schwarme, meist von Spatzen, aus den Feldern davon. Hingegen schön farbig präsentieren sich die meist schmalen Blumenfelder “zum selber pflĂĽcken”. Ăśbrigens wĂĽrde zum Herbst auch die schon fast kĂĽhle Lufttemperatur passen.
Die grosse Hauptstrasse Muri – Lenzburg verlasse ich auf der Höhe von Hendschiken wieder. Fahre ĂĽber einen weiteren kleinen HĂĽgel, hinten herum nach Lenzburg und nach Wildegg. Auch dort wechsle ich auf die andere Seite der Aare. Veltheim, Villnachern und Umiken. Schon bald bin ich wieder zu Hause.
Aus der ziellosen Spazierfahrt sind immerhin etwas über 70 Kilometer geworden. Der Kopf konnte gelüftet werden, die Beine, Arme und das Gleichgewichtsgefühl haben sich wieder an das Fahren ohne Anhänger gewöhnt. Die Lust an Kilometern und Höhenmetern kam mit fortschreitender Fahrt wieder zurück. Im Hinterkopf machen sich schon wieder Pläne für Fahrten im Herbst bereit. Mal sehen, was sich daraus machen lässt.
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