Mein Hotel befand sich gerade am Jakobsweg. Auch im Hotel schienen einige Pilger einquartiert gewesen zu sein. Denn während ich noch beim Morgenessen sass, verliessen schon die ersten Gäste mit schweren Rucksäcken das Hotel. Beim gestrigen Spaziergang nach dem Abendessen durch die schmalen Gassen bis zur Kathedrale von Leon, waren auch noch viele Touristen unterwegs, die ich im Nachhinein zu den Pilgern zähle.
Nach einem letzten Blick auf den Plaza Mayor suchte ich wieder meinen violetten Strich der Navigation auf dem Garmin. So kam ich recht zügig aus der Stadt hinaus, vorerst in südöstlicher Richtung. Diesmal auf der Schnellstrasse N-601.
Bald lockte mich das GPS von der Schnellstrasse weg. Nach dem gestrigen Kartenstudium musste ich dem wohl zustimmen, wollte ich nicht einen Umweg von gut 20 Kilometern in Kauf nehmen. Die Gegend war flach, da konnten kaum viele Höhenmeter dazukommen, höchstens schlechte Strassen.
Doch ich war angenehm ĂĽberrascht. Die Strasse war recht gut und meist topfeben, bis auf ein paar Ăśberquerungen von Bahnlinien oder Autobahnen.
Und vor allem, ich traf damit wohl den Jakobsweg. Fast während der ganzen Fahrt kamen mir immer wieder Wanderer / Pilger entgegen. Auch ein paar Radfahrer waren darunter.
Das Ganze grenzte schon fast an eine Völkerwanderung. Jedenfalls waren da hunderte von Leuten unterwegs. Nicht nur Europäer, sondern auch Asiaten. Ein paar Radfahrer hatten Brasilianische Flaggen an ihren Rädern montiert. Beim Besuch im Pilgermuseum in Santiago de Compostela stand geschrieben, dass in den Monaten Juni und Juli täglich bis 2000 Pilger ankommen.
Der französische Jakobsweg, eben der dem ich jetzt folge, soll denn auch derjenige sein, der am Meisten begangen wird. Wie interessant die Strecke für die Pilger ist kann ich nicht beurteilen. Schaut man auf meinem Track die Strecke an, so bin ich im Prinzip in einem grossen Bogen gefahren. Ziemlich genau die selbe Strecke, manchmal etwas mehr von der Strasse entfernt, manchmal etwas mehr durch Dörfer hindurch, marschieren die Pilger auch.
Die heutige Gegend war vor allem Landwirtschaftsgebiet. Über weite Strecken sind entlang dem Jakobsweg Eschen gepflanzt. Das sind aber auch oftmals weit und breit die einzigen Bäume. Keine richtigen Wälder. Heute war das Wetter nicht besonders schön, trocken zwar, aber kaum Sonne. Könnte mir schon vorstellen, dass es hier ganz schön heiss werden kann.
Ich glaube aber auch, dass die vielen Pilger wirtschaftlich gesehen fĂĽr die Gegend sehr wertvoll sind. Kaum ein Restaurant an der Strecke, bei dem nicht haufenweise Rucksäcke gestapelt sind, oder Fahrräder mit Gepäck an der Wand lehnen. Oder nicht alle Pilger schleppen ihr Gepäck selber mit. Da gibt es offensichtlich einen Transportdienst “Jacotrans”, der das mit dem Gepäck erledigt und es von einer Unterkunft in die andere bringt. Zudem sind entlang der Strecke auch recht schöne Picknick-Plätze eingerichtet. Teilweise sogar mit Unterständen. Abgesehen nebst all den zurecht gemachten Wegen, den Hinweisschildern, Wegweisern und den Informationstafeln zum nächsten Streckenabschnitt.
Auch im heutigen Hotel dürfte die Mehrzahl der Gäste, wenn nicht sogar alle, Pilger sein. So bietet es zum Beispiel Nachtessen ab 19:00 was ja für spanische Verhältnisse eher selten vorkommt. Sogar Morgenessen gibt es bereits ab 06:00 Uhr.
Relive ‘Dem Jakobsweg entlang durch Kastilien-Leon’
Weblog am 23.05.
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