Der grösste Teil der Fahrt ging heute durch die Region Navarra. La Rioja verliess ich schon bald nach dem Start. Auch Navarra dürfte uns als Weinregion bekannt sein. Doch so auffällig viele Rebstöcke standen gar nicht an meinem Weg. Oft waren es Getreidefelder, in höheren Regionen Gebüsch und Wald.
Heute war es nochmals sehr hĂĽgelig. Meine dreistellige Strassennummer wurde bald zu einer Vierstelligen. Dass die Strasse auch schmaler wurde als die letzten Wochen, war mir ja noch egal. Aber sie fĂĽhrte auch steiler ĂĽber die HĂĽgel. Da lagen dann schon mal 10% und mehr drin, was ich schon lange nicht mehr hatte.
In der Gegend von Los Arcos tönte der Lärm des Circuit de Navarra, der Autorennbahn, herüber.
Auffällig viele Schilder und Tafeln zu Klöstern, Kirchen und römischen Ruinen standen heute am Strassenrand.
Auch dem Jakobsweg bin ich heute nochmals viele Male begegnet. Auch auffallend viele Radfahrer mit Gepäck waren heute unterwegs.
Ziemlich genau in der Mitte des Bildes marschiert gerade eine Gruppe Pilger durch die Getreidefelder. Ich werde morgen den französischen Pilgerweg verlassen. Der führt nämlich noch ein Stück südlich der Pyrenäen entlang, überquert diese dann über den Col du Somport und führt weiter via Pau nach Le Puy-en-Velay. Ich selber werde Morgen nach einem letzten Hügel an den Atlantik hinunterfahren.
Das Wetter war etwas wärmer als gestern. Die Regenschauer konnte ich in der Ferne immer wieder vorbeiziehen sehen. Der Wind hielt sich nochmals sehr zurück. Temperaturmässig reichte es gerade für ein Mittagessen unter freiem Himmel.
Danach war der letzte Hügel für heute fällig. Leider kannte der Wind kein Erbarmen mehr. Die Regenschauer zogen immer näher vorbei. So kam mir ein Fotohalt gerade gut gelegen.
Zudem wurde meine Strasse immer steiler. Bei 13% Gefälle brauchte ich eine Verschnaufpause und leistete mir einen Blick zurück.
Plötzlich stellte sich so etwas wie Heimweh ein. Heimweg nach Spanien. Seit fast zwei Monaten, genauer seit dem 30.03.2019, fahre ich nun auf spanischen Strassen herum. Zuerst entlang der KĂĽste von Cambrils nach Mojacar, dann vier Wochen als Guide in der Gegend von Mojacar, und seit dem 04.05.2019 auf dem Heimweg quer durch Andalusien, hinauf nach Santiago de Compostela und nun sĂĽdlich der nördlichsten spanischen Bergkette hinĂĽber nach Pamplona. Ich glaube, dass ich sagen darf, dass ich vieles gesehen und erlebt habe. Ich habe Andalusien aus einer ganz anderen Perspektive kennen gelernt, als nur die sandigen, brĂĽchigen HĂĽgel rund um Mojacar. Ich habe viel Geschichtliches, vor allem von Andalusien gesehen und gehört. Ich fuhr in Sevilla durch die Hitze des SĂĽdens bei 40 Grad und fror gestern auf dem La Pedraja bei nur noch 4 Grad. Obwohl ich mich nie wirklich als Pilger geoutet habe, so fuhr ich doch ĂĽber viele hundert Kilometer ähnliche Wege. Ich versuchte in Santiago de Compostela hinter das Geheimnis des Pilgerns zu kommen. Und heute, bei diesem Blick zurĂĽck, kommt mir der Satz im Pilgermuseum wieder in den Sinn: “Pilger sind Wanderer in fremden Ländern”. Bin ich jetzt doch, alleine durch mein Verhalten, zum Pilger geworden? Halt einfach ein fahrender statt ein wandernder?
Die letzten hundert Höhenmeter gehen zäh unter den Rädern durch. Der Gegenwind bläst, als wolle er mich zurĂĽckhalten. Auf der höchsten Stelle des Passes steht nicht einmal eine Passtafel. Es wären ja auch nur gut 680 Meter ĂĽber Meer gewesen. Bei der Abfahrt nach Pamplona hinunter verlasse ich mich heute auf das GPS. Denn auch diese Strasse hört kurz vor Pamplona auf und “vereinigt” sich mit der Autobahn.
Während den letzten Kilometern durch das sonntägliche und fast verkehrsfreie Pamplona werde ich doch noch von einem kurzen Regenschauer übergossen.
Relive ‘Logrono – Pamplona (Navarra)’
Weblog am 26.05.
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