Der Nebel lichtete sich gegen Mittag, dennoch war kein blauer Himmel zu sehen. Zu weit war die Bewölkung der nächsten Störung bereits fortgeschritten. In den Nachrichten und den Zeitungen war allerdings zu lesen, dass in der vergangenen Nacht ein Föhnsturm durch die Alpen zog und dort teils fast sommerliche Temperaturen hinterliess. Föhn heisst aber auch, dass die Luft klar ist, Distanzen scheinen dann viel kürzer. Vielleicht gerät mir ja etwas besonderes vor den Fotoapparat wenn ich mit meiner Fahrt heute etwas in die Nähe der Voralpen fahre.
Um die Mittagszeit fuhr ich deshalb Richtung Süden durch das Reusstal hinauf. Schon von weitem sah man die verschneiten Berge stehen. Weiss leuchteten sie und darüber bereits die Wolkendecke. Fehlt mir nur noch ein guter Vordergrund, vielleicht einer der letzten farbigen Bäume?
Nach Bremgarten, immer noch im Reusstal, schien mir, als ob sich der ganze Spuk mit dem Föhn langsam auflöst. Die Berge leuchteten längst nicht mehr so hell, am Boden drückten sich einzelne Nebelfetzen herum. Sicherheitshalber machte ich hier deshalb mal die erste Foto, man weiss ja nie, plötzlich ist dann doch nichts mit schöner Aussicht.
In Sins bog ich ab und wollte über die Hügel auf direktestem Weg nach Hochdorf. Ich rechnete damit, dass man auch von dort vielleicht etwas freie Sicht zum Beispiel auf den Pilatus hat. Ich war gerade mitten in einer rasanten Fahrt hinunter, da sah ich mein Fotosujet vorbeihuschen. Einer der letzten noch etwas belaubten Bäume stand da, dahinter die verschneiten Berge. Ich kehrte sofort um und versuchte etwas gutes daraus zu machen, das war bei Ottenhausen.
Später dann, nach Hochdorf nochmals ein weiteres, sonniges Flackern über den Bergen. und zum Schluss, fast am untersten Ende des Baldeggersees nochmals einen Blick zurück. Man erhält den Eindruck des nahen Winters und dennoch war es heute mit 12 Grad ganz erträglich eine so lange Fahrt zu unternehmen.
Der Rest des Heimweges war dann eher geprägt von einem Himmel der sich laufend mehr und mehr verdunkelte, nicht nur wegen der hereinbrechenden Dämmerung, sondern viel mehr auch wegen der angekündigten Störung, die sich demnächst hier ausregnen sollte. Begleitet von den letzten (Rücken-)Windböen des Föhns fuhr ich ziemlich zügig dem Hallwilersee entlang nach Lenzburg, montierte dort meine neue Beleuchtung am Renner, und legte anschliessend den Rest des Weges nach Hause zurück.
Zufrieden mit meiner fotographischen Ausbeute kurvte ich durch unser Quartier nach Hause, als mich sozusagen auf dem letzten Meter die erste Windböe der nächsten Störung erwischte. Wenig später kam ich gerade aus der Dusche, als draussen der Regen bereits eingesetzt hatte. Vielleicht war dies ja die letzte längere Fahrt bei vernünftiger Temperatur.
718 HM | ||
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