Ärmelkanal und Meer blieben ruhig, die Vibrationen der Fähre verhalfen sogar zu einem einigermassen ruhigen Schlaf. Die Zeitumstellung (-1 Stunde) schaffte zwar mein Androide nicht wirklich alleine und ohne Probleme, dennoch erschienen wir zeitig zum Morgenbuffet auf der Fähre.
Nach der Landung nahm uns der Autocar wieder in Empfang und die Reise ging weiter, Richtung Norden. Das Land wurde allmählich hügelig, es dauerte etwa zwei Stunden Fahrzeit bis wir die erste Schafherde neben der Autobahn sahen. Ansonsten waren es noch meist schwarz/weisse Kühe und Pferde. Auffällig ist immer wieder das Baumaterial für die Häuser. Roter Sandstein, selbst heute noch für neuere Bauten wird wohl am häufigsten verwendet. Dazwischen immer wieder Herrschaftshäuser im Stile von kleinen Schlösschen. My Home is my Castle, schiesst es mir mehrere Male durch den Kopf.
Mit dem Näherrücken der Englisch/Schottischen-Grenze erfuhren wir einiges über die Geschichte der beiden ehemals getrennten Länder. Es müssen da diverse Gifteleien, bis hin zu ausgewachsenen Kriegen stattgefunden haben.
Unseren ersten Halt machen wir heute kurz vor der Schottischen Grenze, in der alten Schmiede von Gretna. Früher befand sie sich auf Schottischem Boden. In Schottland war es viel einfacher zu heiraten als in England. Zudem war heiraten früher eine ganz einfache Sache. Es reichte, kirchlich oder zivil das Eheversprechen abgegeben zu haben und das dann anschliessend seinen Bekannten oder Freunden zu erzählen. So benutzten viele, meist sehr junge Leute diese Möglichkeit, sich zu vermählen. Nicht immer zur Freude der Eltern.
Das einzige Haus weit und breit so nahe an der Grenze, soll damals eben diese alte Schmiede in Gretna gewesen sein. Als Traualter diente dem Schmied der Amboss. So kam es, dass er unzählige englische Paare verheiratete. Selbst heute kann man dort eine Heiratszeremonie bestellen. Vielleicht zum Goldenen, Diamantenen oder sonst zu einem Jubiläums-Hochzeit. Es sollen jährlich so noch über 1400 Trauungen, echte und Jubiläen stattfinden.
Anschliessend geht dann die Reise weiter nach Glasgow, wo wir in den Genuss einer Stadtrundfahrt kommen. Unter kundiger Führung fahren wir kreuz und quer durch die Stadt. Im wesentlichen ist die Stadt in einen Ost-Teil und einen West-Teil eingeteilt. Früher musste sie mal federführend bezüglich Schiffbau, Lokomotivenbau und Erzgewinnung gewesen sein. Auch im Handel mit Übersee soll sie recht viel erreicht haben. Doch irgendwie ging der Anschluss an die Welt beinahe verloren. Man ist jetzt daran, mit viel Investitionen aufzuräumen, zu restaurieren, die Stadt wieder bewohnbar zu machen.
Dabei hängt man aber doch noch an der Vergangenheit, so wie dieser noch erhaltene Dampflokomotiven-Kran als Beispiel zeigt. Im Ostteil der Stadt, dem früheren Industrieteil, wurden die Dampfloks gebaut. durch die Stadt geschleppt und hier mit diesem Riesenkran auf Schiffe für den Export verladen.
Die schwarze Stimmung am Himmel auf dem Bild ist eher zufällig. Einerseits soll sie zeigen, dass das Wetter heute und hier sehr schnell von Sonne auf Regen wechseln kann. Der Regen dauert allerdings in den wenigstens Fällen länger als ein paar Minuten. Andererseits ist es vielleicht aber auch ein Vergleich auf die eher dunkle, düstere Stadt. Wegen der rauchenden Industrie von früher gibt es kaum ein helles Haus. Fast alles ist Schwarz. Universitäten, Spitäler, Industriebauten sowieso. Erst in den letzten Jahren hat man aber gemerkt, dass einige Häuser sogar aus weissem Sandstein gebaut sind. Doch weiss man heute noch nicht richtig, wie sich die zur Reinigung verwendeten Chemikalien auf den Sandstein auswirken. Deshalb belässt man mal vorläufig so wichtige Gebäude wie Kathdralen oder Universitäten in ihrem alten, schwarzen, verrusten Zustand.
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