Die nächtlichen Regenschauer hatten sich verzogen, der Wind hatte sich gelegt, zurück blieb ein fast klarer Nachthimmel. Im Süden hing der wieder abnehmende, aber immer noch recht grosse Mond. All das mag vielleicht eine günstige Voraussetzung gewesen sein, dass die frühmorgendliche Fahrt zur Arbeit, nicht mehr ganz so dunkel war wie auch schon. Gegen das Ende des Furttals reichte es zum ersten Mal sogar dazu, dass sich über dem Horizont, vielleicht eine Handbreit, ein hellblauer Streifen zeigte. Der Himmel um die paar letzten Wolkenfetzen erschien sogar einen Moment lang in einem zarten Rosa.
Wie angekündigt überzog sich dann der Himmel vor allem nach dem Mittagessen immer mehr mit Gewölkt. So blies ein heftiger und böiger Wind um das Gebäude. Das Niederschlagsradar und die wetteralarm-Tweets liessen nichts Gutes erwarten. Ich wollte es nicht auf die Spitze treiben und schaute für einen zügigen Abgang im Geschäft.
Was mich draussen erwartete war alles andere als angenehm. Schon in der Auffahrt aus dem unterirdischen Velokeller trieben die Windböen ihr Unwesen. Erst recht später dann auf dem freien Feld im Furttal. Zeitweise kämpfte ich mich in ganz kleinen Gängen durch die Gegend, während entgegenkommende Velofahrer, fast senkrecht sitzend und offensichtlich den Rückenwind geniessend, scheinbar ohne Anstrengung an mir vorbeibrausten. Hauptsache aber war, dass ich zu Hause vor dem Regen ankam.
Normalerweise kenne ich die Linienbusse in der Region Baden-Wettingen als Rücksichtsvoll. Auf der Hochbrücke in Baden, kurz vor dem grössten Verkehrsknotenpunkt und Verkehrsproblem der Stadt Baden, dem Schulhausplatz, staute sich heute wieder einmal alles. Die Busse haben da wenigstens streckenweise ihre eigene Spur. Zwischen der Spur der Busse und den beiden Spuren für die Autos ist sogar Platz für einen Radstreifen ausgespart. Ich stehe nun da, und warte geduldig bis die Ampel endlich grün wird.
Radfahrer und Busse erhalten zeitgleich ihre Ampeln auf grĂĽn gestellt. Ich trete gerade mal die Kurbel nach unten und suche mit dem anderen Fuss das Pedal um einklicken zu können, da braust der Bus neben mir los, wie von einer Wespe gestochen. Ein zweiter folgt im sogleich, schon fast Stossstange an Stossstange. Auch ein dritter Bus folgt noch und der hatte eben, etwa auf meiner Augenhöhe den Reklamespruch von irgend einer Firma “Denk an deine Zukunft” aufgemalt.
In der Zwischenzeit hatte ich natürlich schon lange wieder ausgeklickt und stand auf der Strasse, irgendwie eingeklemmt zwischen noch wartenden Autos und vorbeibrausenden Linienbussen. Im Nachhinein verstehe ich zwar die Reaktion der Busse, hätte ich ihnen doch den Weg abgeschnitten, weil auch ich, wie die Busse, ein Rechtsabbieger war (aber links neben den Bussen warten musste). Ich denke, die Situation auf dem Patz ist für alle höchst unbefriedigend und manchmal auch recht gefährlich. Seit Jahren werden Lösungen gesucht und diskutiert, aber es wird nicht einfach werden, da etwas zu realisieren, das nur schon die meisten Bedürfnisse irgendwie befriedigen kann.
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