Am Morgen, als ich den Renner beim Arbeitgeber in den Keller stellte, hatte ich wohl eine der schlechtesten Zwischenzeiten seit langem. Normalerweise rechne ich mit einer Zeit von fünf Viertelstunden, doch heute, waren es weit über 1:20. Nicht ganz unschuldig an dieser schlechten Zeit, dürften die vereisten Strassenabschnitte gewesen sein und die teils heftige Bise, wenigstens über den offenen Feldern zwischen den Dörfern. Es gibt auf der Fahrt nach Zürich etwa drei Stellen, die scheinen derzeit immer feucht zu sein. Bei solchen Bedingungen wie heute Morgen, bildet sich dann auf der Strasse eine frostige Schicht, wie man sie vielleicht von Autoscheiben her kennt. Wenn das Rad darüber rollt, entsteht ein merkwürdiges Knistern das einen sofort aufhorchen lässt und so ziemlich alle Warnlampen im Kopf zum Blinken bringt.
Den Heimweg trat ich dann ziemlich illusionslos bezĂĽglich einer Bestzeit an. Als ich am Rotlicht eingangs Neuenhof ein Töffli hinter mir knattern hörte, liess ich das schön nach vorne und hängte mich sofort in den Windschatten. Es fuhr deutlich ĂĽber dreissig. Wir fuhren durch Baden, Turgi, Gebenstorf. Hatten schon ĂĽber 10 Kilometer auf diese Weise hinter uns gebracht. In meinen Ohren dröhnte es in der Zwischenzeit und ich begann mich zu fragen, wie man diesen Lärm als Töfflifahrer wohl aushalten kann. Die HĂĽgel hinauf wurde unsere Fahrweise etwas langsamer, ich mochte aber immer noch mithalten. Hinunter hätte es ruhig etwas schneller gehen können. Aber die Töffli haben da halt so eine mechanische “NatĂĽrlichkeit” die irgendwo mal anstösst und dann ist fertig mit schneller werden.
Nach Gebenstorf habe ich immer noch die Schlusssteigung nach Windisch hinauf zu bewältigen. Ich überlegte mir schon lange, ob ich ihn ziehen lassen werde, oder ob ich das Tempo auch während längerer Zeit bergauf mithalten könnte. Ich entschied mich für mithalten: Von Gebenstorf geht es leicht hinunter, über die Reuss, ein erstes kurzes Stück hinauf, um eine Rechtskurve und dann die Steigung: Endlos lang kam sie mir heute vor. Dicht am Töffli, fast hätte ich seine Nummer mit meinem Vorderrad gestreift, aufstehen, runterschalten, nein rauf, die Oberschenkel beginnen zu brennen, die Distanz zum Töffli wird grösser, ein Meter, noch kräftiger Kurbeln, am unteren Lenkerende halten, die Distanz jetzt zwei Meter, die Luft in meiner Lunge wird heiss, die obere Linkskurve ist erreicht, es wird flacher, die Beinen werden weich, ich gebs auf und lass ihn ziehen.
Beim nächsten Lichtsignal in der Dorfmitte muss das Töffli warten. Ich habe ihn wieder. Denke, das reicht fĂĽr ein “Unentschieden”.
434 HM | |||
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