Eigentlich war die Ausgangslage ganz ähnlich wie gestern. Vielleicht noch eine Spur kälter, sicherlich ein paar Schneeflocken mehr in der Luft. Weil ich gestern so an die Finger gefroren habe, habe ich in der Kiste der Winterkleider den finalen Griff, bis hinunter in den Bodensatz, gemacht, und mir die Fäustlinge hervorgeholt. Es sind dies Handschuhe, da sind die Finger paarweise in je zwei grösseren Handschuhhälften untergebracht. Zusätzlich aber stĂĽlpt man zuerst noch einen, gewebsmässig etwas feinen normalen, fĂĽnffingrigen Handschuh ĂĽber die Hand. Das ist dann meine letzte “Waffe” gegen die Kälte. Das hat auch heute Morgen geholfen.
Den ganzen Tag über, fielen immer wieder Schneeflocken aus dem Nebel, die Sonne nahm ein paar Anläufe, um den Nebel zu durchbohren, gelang ihr aber nicht wirklich und überzeugend. Am Abend für die Heimfahrt, blies der Wind immer noch und die Schneeflocken tanzten immer noch einzeln vom Himmel herunter.
Und doch, es war anders als gestern. Die Luft kam mir kälter vor, Dass man sich in der Stadt nicht immer darauf verlassen kann, dass der Wind immer nur aus einer Richtung bläst, das weiss man ja. Doch auch ausserhalb der Stadt, blies der Wind heute häufiger von vorne rechts, statt von hinten wie gestern.
Meine Vorfreude, auf eine zĂĽgige, fast geschenkte Fahrt nach Hause, zerfiel mehr und mehr. Ich hatte bei den Rotlichtern sogar mehr GlĂĽck als gestern. Einige waren schon grĂĽn, oder wurden gerade grĂĽn als ich angerollt kam. Und trotzdem, stieg die angezeigte Durchschnittsgeschwindigkeit nicht so wie gewĂĽnscht.
Irgendwo zwischen Spreitenbach und Baden bemerkte ich plötzlich schwarze Flecken auf der Strasse. Ich musste nicht sehr lange rätseln, bis ich dahinterkam, was das sein könnte. In der Gegend um Baden herum, tanzten am Morgen schon die Schneeflocken am intensivsten und am heftigsten herum. Mit grösster Wahrscheinlichkeit ist deshalb ein Salzstreuer ausgerückt, um den feinen Schneestaub wegzusalzen. An manchen Stellen war es denn auch feucht, oft aber glänzte es nur.
Je länger ich mir diese Situation anschauen musste, desto schneller drehten sich Gedanken um Stürze auf Eis. Wie schnell geht das mit dem Rennrad? Hat man da überhaupt noch eine Chance auszuklicken und den Abflug irgendwie und halbwegs vernünftig zu steuern? Je mehr ich mir solche Gedanken machte, umso langsamer drehten die Beine.
Nach Baden waren die Strassen auf einmal wieder trocken, nichts glänzte mehr, keine tanzenden Schneeflocken, sogar der Wind kam wieder von hinten. Aber es war zu spät für weitere Rekorde. Nach der gleichen Zeit wie gestern stand ich zwar vor dem Gartentor, doch ohne Zusatzrunde ums Quartier. Ich hatte es heute nicht nötig, noch länger auf dem Rad zu sitzen, nur um den Punkt für den Winterpokal noch vollzumachen.
375 HM | |||
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