Die heutige Fahrt war eigentlich Nebensache. Ich wollte mir Almeria ein bisschen ansehen.
Nach El Ejido begann die Strasse bald einmal zu steigen. Eben ĂĽber eines jener häufigen Deltas hier der KĂĽste entlang. Das bisschen Höhe gab aber auch die Möglichkeit eines Ăśberblickes ĂĽber die fast endlose Weite der Treibhäuser, des “Mare Plastico”.
Es gibt aber auch schönere Sachen, als diese endlosen Weiten von Treibhäusern. So zum Beispiel in La Puebla de Vicar, Kreiseldekorationen die mir den Anschein von griechischen oder römischen Bauten machen.
Ăśberhaupt schien mir diese Stadt, La Puebla de Vicar, gespickt mit vielerlei Kunst entlang der Strasse zu sein.
Wenig später folgte Aguadulce, ebenfalls eine der grösseren Städte. Der Blick von der Küstenstrasse zurück zeigt denn auch, dass auch Almeria Badeorte bauen kann. Wenn auch vielleicht nicht so viele und so nahe aneinander, wie das in den Provinzen Malaga und Granada der Fall war.
Kurz danach war die N340, die KĂĽstenstrasse leer. Ein merkwĂĽrdiges GefĂĽhl beschlich mich. Die letzte grosse gelbe Tafel auf dem Kreisel, mit einer Umleitung auf die A7 (Autobahn) habe ich nicht wirklich beachtet. Das nächste Tunnel war gesperrt. Es fĂĽhrte aber eine schmale Strasse, etwas holprig, aber immerhin, aussen herum. War’s das schon?
Das nächste Tunnel war befahrbar. Doch danach stand unübersehbar das Fahrverbot. Irgendwelche Reinigungs- oder Sicherungsarbeiten am Felsen wurden da gemacht. Ich suchte mir den Weg zum Meer hinunter. Denn die A7 kann ja für mich keine Alternative sein.
Vorbei an Garageneinfahrten, durch ein trockenes Bachbett, ĂĽber Sandpisten dem Meer entlang. Nach ein paar hundert Metern auf der Sand- und Geröllpiste wieder in die Höhe zur N340 hinauf. An der Abschrankung vorbei auf die “gute” Seite der Absperrung. Da hingen ein paar Bauarbeiter an Seilen und in Maschengittern und hämmerten am Felsen herum.
Es hätte für mich wohl zeitraubender und aufwändiger ausgehen können.
Schon bald sah ich die Skyline von Almeria vor mir.
Ein letztes Tunnel und ich war bereits da. Nach dem Check-in im Hotel konnte ich mit meinem Besuch von Almeria anfangen.
Als erstes wollte ich mir einmal die Kathedrale von Almeria ansehen. Ich erzähle unseren Gästen auf den Radfahrten ja immer wieder von diesem Indalo, dem Qualitätskennzeichen, dem Glücksbringer, dem Regenbogenmännchen, den zig-tausend Jahre alten Höhlenzeichnungen in der Nähe von Vera. Der Indalo hat sich ja als Wahlheimat Mojacar ausgelesen.
Die Kirche andererseits hat sich den San Indalecio ausgewählt, als jener Gesandte, der das Christentum nach Andalusien, speziell nach Almeria brachte. Reliquien sollen unter dem Hauptaltar der Kathedrale gelagert sein. Werde ich sie finden?
Die Kirche ist als Wehrkirche gebaut. Es wurde sehr auf Stabilität der Decke geachtet. Über dem Kreuzgang sind auch Bauten angebracht auf denen Kanonen installiert waren. Almeria an seinem strategisch wichtigen Ort an der Küste des Mittelmeeres war oft und von verschiedenen Herrschern umkämpft. Die Kathedrale ist auch deshalb sehr mächtig. Mindestens sieben Kapellen können vom Hauptschiff aus erreicht werden. 955 n.Chr. wurde Almeria gegründet. Schon bald ist die Rede von diesem San Indalecio, der das Christentum brachte. Seine Gebeine werden seit 1080 unter dem Altar gelagert. Nur: DAS ist nicht DIE Kathedrale. Die erste Kathedrale stand in San Juan de la Pena und wurde bei einem Erdbeben weitestgehend zerstört. Hat man beim Aufbau dieser zweiten Kathedrale dann doch auch die Reliquien hier her umgezogen?
Wie auch immer. Der Besuch der Kathedrale lohnt sich auf jeden Fall. Eine FĂĽhrung (Audioguide) gibt es auch in Deutsch.
Mein zweiter Besuch galt der Alcazaba.
Wikipedia schreibt dazu:
Die Alcazaba wurde im 10. Jahrhundert unter dem Kalifen Abd ar-Rahman III. auf einem 85 m hohen Hügel im Zentrum der Stadt errichtet. Sie beherbergte seit der formellen Stadtgründung 955 die Residenz des Stadtherren. Während der Taifazeit von 1012 bis 1091, als die Stadt unabhängig war, wurde sie die Residenz souveräner Fürsten, die für sich zeitweise den Titel Kalif in Anspruch nahmen. Als Bauherr machte sich besonders al-Mutasim von 1051 bis 1091 einen Namen.
Die Alcazaba wurde bis in das 15. Jahrhundert von muslimischen Statthaltern genutzt. 1522 wurde die Palastanlage durch ein Erdbeben zerstört und teilweise durch Neubauten ersetzt. Im Zuge dieser Rekonstruktionsmaßnahmen wurden Teile der Alcazaba durch christliche Architektur geprägt und die Moschee in eine Kapelle umgewandelt.
Der erste Burgbezirk (Vorburg) wurde zu einer Gartenanlage umgestaltet. An ihrer Ostseite befindet sich die Bastei Baluarte del Saliente. Die Festungsmauer Muro de la Vela kann von diesem Bezirk aus bestiegen werden. Die Vorburg bot ausreichend Platz, um als militärisches Lager und als Schutzbereich für die Bevölkerung bei einer Belagerung zu dienen. Zu diesem Zwecke verfügte sie über viele Zisternen.
Der zweite Burgbezirk ist durch eine Mauer vom ersten getrennt. Hier waren in maurischer Zeit die Garnisonen und die Wohnungen der Hofbeamten. In seinen Ruinen werden zurzeit Ausgrabungen durchgefĂĽhrt.
Wo erster und zweiter Burgbezirk aufeinandertreffen, beginnt eine Stadtmauer, die Muralla de Jayrán, die mit ihren vielen Türmen das gesamte Tal sperrt. Sie geht bis zum Felsen Cerro de San Cristóbal, auf dem die Ruinen der Tempelritterburg Castillo de San Cristóbal stehen. Sie bildet einen Teil der mittelalterlichen Stadtanlage.
Im dritten Burgbezirk, der Kernburg, steht ein mächtiger Bergfried. Nach der Einnahme von AlmerĂa 1489 erhielt die Kernburg eine neue Befestigung mit BatterietĂĽrmen und dazwischen gelegenen Kurtinen.
EindrĂĽcke meines Besuches:
Die Aussicht von der Burg auf die Stadt Almeria und das Meer hinunter. Schön kann man den maurischen Ursprung der Stadt erkennen. Die schmalen Gassen sind fast alles nur Einbahnstrassen, falls sich überhaupt so breit sind, dass mit einem Auto durchgefahren werden kann.
Die umgebaute Kirche habe ich nicht gefunden. Möglicherweise war es der Saal, der zur Zeit als Vortragssaal benutzt wird. Es sind nämlich viele Ausgrabungsarbeiten im Gange.
Wie hier zum Beispiel die Ausgrabungen zu einem “Privaten Bad”.
Restauriert und wieder schön hergerichtet ist auf jeden Fall der Pulverturm, der Platz für einige Kanonen bietet.
In einigen der Gebäuden befinden sich dauerhafte Ausstellungen zu den Mauren, den Arabern und etwas zu Islam.
Auch der Vorgarten ist recht schön zurecht gemacht.
Wohnt man so auf einem Hügel, ist es ja wichtig, immer genügend Wasser zu haben. Auch die Zisternen können besichtigt werden und die Erklärungen zur Gewinnung von Wasser sind recht umfangreich.
Leider vermasseln Sonne und Schatten etwas das Bildchen auf der Tafel. Grundsätzlich wurde aber alles Regenwasser auf der Burg gesammelt. Zusätzlich konnte von einem 60 Meter weiter unten liegenden Grundwasserspiegel mit einer Schraube Wasser heraufgepumpt werden. Die verschiedenen Wasserarten wurden auch in verschiedenen Zisternen gesammelt. Das Sonnenlicht spielte ebenfalls eine Rolle, aber da war ich am Ende mit meinen Spanischkenntnissen.
Lehrreich, viel Geschichte, das meiste auf Spanisch und ein paar wenige Hinweise in Englisch. Meine aber, der Besuch dieses Ortes lohnt sich ebenfalls. Er ist zudem fĂĽr EU-BĂĽrger frei.
Weblog am 05.03.
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