Im Gegensatz zu anderen Tagen auf dieser Fahrt, kam ich nie richtig in meinen Rhythmus. Würde schon fast sagen: ein mühsamer Tag. Die Abfahrt in Montgenèvre verlief noch nach Plan. Schönes Wetter, erstaunlich warm für diese Höhe von gut 1800 Metern. Die Fahrt hinunter nach Claviere (Italien) war wunderbar. Doch hier beginnt das Übel.
In Claviere lautes MotorengebrĂĽll. Schlecht eingestellte Motoren dröhnen, heulen, knattern auf der Strasse nach Sestriere hinauf und hinunter. Die Leitplanken sind stellenweise mit alten Pneus geschĂĽtzt. In den Kurven oftmals riesige Strohballen. Ich frage mal einen mit einer gelben Fahne in der Hand, ob das gut sei, wenn ich da mit dem Fahrrad noch hinauffahre. Schliesslich fährt ja zwischen frisierten Porsches, BWM’s, Fiat’s und Oldtimern auch noch Zivilverkehr herum. “Allez-y” hat er gesagt.
Als es dann doch plötzlich ruhig wurde, beziehungsweise das MotorengebrĂĽll nur noch vom Tal herauf kam, Polizei, Feuerwehr und Krankenwagen in ihre Stellungen entlang der Strecke fuhren, fragte ich nochmals einen Streckenposten. Denn langsam wurde mir auf Grund der Reklame entlang der Strecke klar, dass hier und heute ein Bergrennen bis nach Sestriere stattfinden wĂĽrde. Der Streckenposten meinte: “ja die Strecke wird in einer Viertelstunde geschlossen und bleibt dann zu bis 16:00 Uhr.”. Das reichte fĂĽr mich nun gar nie, noch nach Sestriere zu kommen. Ich wendete, vernichtete die knapp 300 Höhenmeter und fuhr wieder zurĂĽck nach Claviere. Dort hielt die Polizei bereits bergwärtsfahrende Fahrzeuge auf.
Die Abfahrt auf der Strade Statale nach Suza verlief äusserst mühsam. Einerseits der Gegenwind, andererseits immer wieder Gegensteigungen die eigentlich keinen Sinn machten, über Hügel ohne Ortschaften, dann wieder steil hinunter über eine Brücke und auf der anderen Seite wieder steil hinauf in einen Wald. Ich weiss nicht, nach welchen Prinzipien die Italiener Strasse bauen. Aber da war irgendendwie keine Linie drin. Am Schluss dann nach Suza hinunter mit über 10% Gefälle.
Die Abzweigung in Suza nach dem Mont Cenis war bald gefunden. Von Anfang an, ging das gleich sehr steil los. Nach meinen Streckenprofilen musste etwa bei gut 700 Metern ein etwas flacheres StĂĽck eintreffen. So traf es sich gut, dass ich die Reklame fĂĽr eine “Agricultura” fand. Dort isst man in Regel recht gut.
Doch bei 700 Metern ĂĽber Meer war nichts. Die Agricultura entpuppte sich als normale “Tabacco / Bar”. So reichte es halt dann doch nur fĂĽr ein Sandwich, Mineralwasser und Kaffee.
Der weitere Bergfahrt am Mont Cenis war weiterhin mühsam. Ich konnte meinen Rhythmus einfach nicht finden. Einerseits die Strasse, die immer wiedern zwischen kurzen, sehr steile Abschnitte mit kurzen eher flachen Stücken wechselte. Zudem waren hier dauernd Motorradfahrer unterwegs. Die machen mir in der Regel nicht viel aus. Doch hier: da wurden Kurven geschnitten, da wurde überholt, nie war man wirklich sicher, ob die einem auch wirklich sehen. Zivilverkehr war kaum vorhanden, weil der Mont Cenis zur Zeit wegen einer Baustelle nur sehr beschränkt befahren werden kann. Zudem wurde ich von Schwärmen von Mücken umflogen. In einer Menge, so wie ich das noch nie erlebt habe.
Etwa bei 1700 Metern Höhe wollte ich mir eine grössere Pause gönnen und von meinen Notvorräten zehren. Da stand plötzlich die “Schnappsnase” da. Ein Herr, der alles besser wusste, der mir noch den Weg zurĂĽck in die Schweiz erklären wollte usw. usw. Interessanter war da schon das Gespräch mit einem Velorennfahrer, der sich wirklich fĂĽr den Monoporter interessierte, weil auch er eine längere Fahrt geplant habe.
Schlussendlich kam ich dann aber doch auf der Passhöhe an. Doch auch hier: eine langgezogene Strecke, etwa 6 Kilometer, dauerndes auf und ab, bis dann endlich die Passtafel zu erblicken war.
Das Hotel auf dem Pass hatte keinen Platz mehr. Überhaupt war ich überrascht, wieviele Camper und Zelte um den Stausee aufgestellt sind. Es muss hier irgend ein Event stattfinden. Jedenfalls nichts mit Rennvelo, vielleicht eher etwas mit Offroader oder vielleicht mit Motorrädern.
So fuhr ich dann weiter, wieder den Berg hinunter in Richtung meines nächsten Passes und wurde in Lanslevillard fündig.
Zum Trost dieses Tages genehmigte ich mir heute ein richtiges Savoyardisches Nachtessen. Vom Bier beim Apéritif über die Hauptmahlzeit, den Käseteller und das Dessert, sowie den Wein zum ganzen Essen, stammte alles aus Savoyen. (einfach alles ausser dem Kaffee!)
2081 HM | |||
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