Als ich am Morgen den Renner auf die Strasse stellte, gefiel mir die graue Wolke mit dem ausgefransten Wolkenrand über der Lücke des Bözbergpasses gar nicht. In Fahrtrichtung nach Osten, da schien es wesentlicher heller zu sein. Ich hoffte, ohne Regenschutz und Regenkleider noch davon zu kommen. Doch die Wolke schrammte irgendwie über unsere Hügel hinweg, liess immer wieder ein paar Tropfen fallen. Mal war die Strasse nass, mal trocken. Den rechten Winkel um die dreiviertel des Kreisels herum zur Einfahrt ins Furttal, den erwischte die Wolke nicht. Ich glaubte schon, ich sei sie los, sie bewege sich im Limmattal gegen Zürich.
Vor mir öffnete sich der Himmel über dem Furttal. Es reichte wenigstens für ein bleich gelbes Morgenrot. Bis nach Zürich war ich wieder trocken, den Regenschutz hatte ich nicht gebraucht.
In der Umkleidekabine beim Arbeitgeber, immerhin im 19. Stock eines Hochhauses, mit Blickrichtung in die Alpen, genoss ich einen Augenblick lang das verschneite Panorama der Alpenkette. Ich überlegte mir gerade, wann ich wohl dieses Jahr zum ersten Mal über einen der grossen Pässe fahren würde. Andere Jahre, hatte ich dieses Erlebnis Ende Mai bereits ein paar Mal erlebt. Als ich so in Gedanken und Träumereien am Fenster stand, klatschten gerade die ersten Regentropfen an das Glas. Da war sie also wieder, die Regenwolke. Hat also doch noch die Kurve hinbekommen.
Am Abend war ich zu einem der selten gewordenen Abschiedsaperos eingeladen. Diesmal im 24. Stock, aber mit Blickrichtung nach Hause. Vom Blick auf das Niederschlagsradar wusste ich ungefähr was mich erwarten würde. Dass das aber so grau aussieht, ja schon fast schwarz bis auf den Boden hinunter, das überraschte mich schon. Ich versuchte, meinen Abschied so zu terminieren, dass ich gerade nach der ersten Niederschlagswelle meine Heimreise antreten könnte.
Das klappte dann aber offensichtlich nicht. Denn als ich aus der Tiefgarage kam, da warf der Wind die Baumkronen buchstäblich hin und her. Regen und Wind peitschte auf die Strasse und die Autos herunter. Die Abläufe vermochten das viele Regenwasser nicht mehr zu schlucken. Es war eine Frage von Minuten, bis die Schuhe vollliefen. Ab da kam es ja nicht mehr drauf an, wie grosszügig ich den Pfützen auszuweichen versuchte.
Der Wind liess nach ein paar Blitzen und Donnerschlägen ziemlich nach. Der Regen hielt sich länger, bis fast an den Schluss meiner Fahrt. Der ganze Heimweg glich einer einzigen, riesengrossen Pfütze.
412 HM | |||
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