Als ich mir heute Abend die Streckenprofile meiner Rolle, mit Übungsdauer von über einer Stunde anschaute, überkam mich plötzlich die Lust für etwas Aussergewöhnliches. Wieder mal eine Trittfrequenz von 100? Dafür auf einer einfacheren Strecke?
Diese Ăśbung hatte ich schon mal als “Einfaches Training” bezeichnet. Warum nicht etwas mehr draus machen? In meinen Aufzeichnungen noch schnell die gefahrenen Kilometer der letzten Fahrten angeschaut. Ein Schnitt von knapp 37 km/h mĂĽsste dabei allerdings auch noch drinliegen.
So setzte ich mich voll Tatendrang auf den eingespannten Renner auf der Rolle. Die Aufwärmphase nahm ich diesmal nicht so ganz ernst, sondern kurbelte schon bald im “Vollgasmodus” durch die Ăśbung.
Die beiden hügeligen Abschnitte waren durchgekurbelt. Ich hatte gute Beine, eine gute Trittfrequenz und auch einen guten Kopf. Dauernd wurde hochgerechnet mit durchschnittlicher Trittfrequenzen und Durchschnittsgeschwindigkeit. Es könnte für eine 100er Trittfrequenz reichen und vielleicht sogar für eine gefahrene Distanz von 50 KM.
Die Augen waren dauernd auf den Monitor an der Rolle gerichtet. Sie klebten förmlich an den Zahlen, registrierten jede Änderung. Kontinuierlich stieg die Durchschnittsgeschwindigkeit, viel langsamer stieg die durchschnittliche Trittfrequenz.
60 Minuten waren gefahren. Es steigen Zweifel auf, ob ich beide Resultate erzielen könnte (100 Trittfrequenz und 50 KM gefahren). Ich begann mich auf die Trittfrequenz zu konzentrieren.
Endlich, ich glaube es war die 71. Minute, sprang die durchschnittliche Trittfrequenz auf 100. Aus irgendwelchen GrĂĽnden dauert die Ăśbung 78 Minuten und 20 Sekunden. Ob die verbleibenden gut 7 Minuten noch fĂĽr die restlichen Kilometer reichen? Der Kopf rechnete. Es wird knapp.
Ich schalte einen Gang höher, später noch einen. Der Schweiss rinnt wie Wasser ĂĽber das Handtuch und auf den Boden. Er brennt in den Augen. An den Armen haben sich schon längst kleine Rinnsale gebildet. Im Ohr rollen die Rock’n Rolls in zĂĽgiger Reihenfolge durch den Kopf. Der Rhythmus scheint heute direkt in die Beine zu gehen.
Die letzte Minute hat angefangen. Noch könnte es reichen. Ich schalte in den höchsten Gang, stehe auf, reisse am Lenker, die Kette scheint durch den Rock’n Roll hindurch hörbar zu ächzen. Mit einem beispiellosen Endspurt ĂĽberrolle ich den Zielstrich nach 78 Minuten und 20 Sekunden. Der Monitor piepst, die Ăśbung ist abgeschlossen. Gefahrene Kilometer: 50.0.
Es dauert eine Weile, bis ich mich im “Cooldown” – Modus wieder erholt habe, steige dann aber glĂĽcklich und zufrieden (und tropfnass) von der Rolle.
Weitere Trainingseinheiten mit dieser Ăśbung: FSP-002
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