Für die verlustreiche Handy-Sparte von Siemens scheint sich eine Lösung anzubahnen. Die Sparte soll separiert und zusammen mit Interessenten wieder auf Vordermann gebracht werden. Siemens als Handy-Marke dürfte dann überleben. Genauer stehts in der heutigen NZZ
Der neue Konzernchef von Siemens, Klaus Kleinfeld, ist den sehr hohen Erwartungen vor seiner ersten Halbjahres-Pressekonferenz in Lissabon nur halbwegs gerecht geworden. Er kĂĽndigte eine wichtige Weichenstellung fĂĽr die verlustreiche Handy-Sparte an, welche in der öffentlichen Wahrnehmung die viel grösseren und zumeist erfolgreichen ĂĽbrigen Sparten des Konzerns seit Monaten verdrängt. Die Handy-Sparte wird in den nächsten drei Monaten in eine eigene rechtliche Einheit ausgegliedert. Gleichzeitig werden ein oder mehrere Partner gesucht, die sich daran beteiligen wollen; entsprechende Gespräche verliefen gemäss Kleinfeld zufriedenstellend. Siemens-Handys werde es, so der Chef, folglich weiterhin geben. Die bisher stets auch genannten Optionen einer Schliessung oder des Verkaufs der Sparte sind offenbar vom Tisch. Allerdings ist die Verlustquelle mit diesem Schritt noch lange nicht gestopft. Die Unsicherheit, wann die Sparte nicht mehr auf das Ergebnis und die Reputation des Konzerns drĂĽcken wird, bleibt vorerst bestehen. Unter anderem aus diesem Grund nannte Kleinfeld das Ziel, das Vorjahresergebnis im Gesamtjahr zu ĂĽbertreffen, als “schwer einzuschätzen”. Die Restrukturierung des grössten Konzernbereichs Kommunikation fĂĽhre zu weiteren, derzeit nicht bezifferbaren Lasten. Die ertragsstarken Bereiche wĂĽrden aber ihren Kurs fortsetzen. Diese als Distanzierung vom Gewinnziel interpretierte Aussage sowie die weiterhin ungelöste Handy-Frage haben die Finanzanalytiker enttäuscht. Aber auch die Geschäftszahlen zum zweiten Quartal fielen mit einem operativen Ergebnis von 1,10 (i. V. 1,08) Mrd. Euro schwächer aus, als im Durchschnitt erwartet worden war. Die margenstarken Sparten der Industrie- und Energietechnik sowie der Automobil- und Medizinaltechnik entwickelten sich zwar weiterhin gut. Hohe Restrukturierungskosten in der IT-Dienstleistungssparte SBS, die einen operativen Verlust von 129 Mio. Euro auswies, sowie in Communications (-19 Mio. Euro) drĂĽckten jedoch auf das Ergebnis. Im Handy-Geschäft wurden 138 Mio. Euro verloren, nach einem Verlust von 143 Mio. Euro im Vorquartal. Der Verkauf der Handys lag mit einer Anzahl von 9,3 Mio. um mehr als einen Viertel unter dem Stand vor einem Jahr.