Als Aargauer unterwegs

Spass auf schmalen Reifen

22. Juli 2011
von Urs
Kommentare deaktiviert fĂĽr 7. Tag: Bad Kleinkirchheim – Lienz

Radfahrt
Vormittag

einzelne_Wolken

Nachmittag

leicht_bewoelkt

123.8KM

1793 HM
06:46 H

7. Tag: Bad Kleinkirchheim – Lienz

Der Morgen zeigte sich mit einem strahlend blauen Himmel. Wohl hingen über den Wäldern noch letzte Nebelfetzen des gestrigen Regens, doch das schien eher eine Zier, als ernstzunehmende Bewölkung zu sein.

Das Morgenessen liess heute in diesem Garni-Hotel keine Wünsche aus. Der Hotelier gab mir noch gute Tips für die Fahrt nach Lienz mit. Recht hatte er eigentlich schon. Ich hätte entlang dem Millstättersee fahren können und anschliessend alles im Drautal bis fast nach Lienz. Kaum Höhenmeter, aber dafür, wie mir scheint, jede Menge Bundesstrassen.

Ich blieb bei meiner Variante, nach dem See etwas südlich herum zu fahren und den Kreuzbergsattel anzusteuern. Was ich bei der Planung nicht so wirklich gesehen habe, ist das ständige Auf und Ab. Glücklicherweise kam ich von Osten. Da waren die Anstiege meist nur mit 15% markiert, während die Abfahrten in der Regel 18% markiert waren.

Am Morgen bewegte ich mich fast ausschliesslich auf Nebenstrassen. Konnte trotz der Höhenmeter etwas das Kärntner Hinterland geniessen. Kam vorbei an schönen, herausgeputzten Dörfürn. Ab und zu auch eine schöne Aussicht auf umliegende Berge und Hügel. Zeitweise sogar staubige Strassen, als ob es hier unten, im Süden von Kärnten schon lange nicht mehr geregnet hätte.

Auf der “Windische Höhe” und später bei Bruggen (assoziiert auf Windisch und Brugg) hätten schon fast HeimwehgefĂĽhle ausbrechen können. Kurz vor dem Mittagessen traf es mich dann doch noch auf die B111 (Villach – Salzburg). Heute war der Verkehr nicht so gewaltig wie vor ein paar Tagen zwischen Bruck und St. Johann. Ich kam zĂĽgig zum Mittagessen in Hermagor, draussen im Gärtenrestaurant bei richtig sommerlichen Temperaturen.

Anschliessend ging es dann nochmals auf eher kleinen Strassen zum Kreuzbergsattel hinauf. Den ersten Schauer konnte ich noch mit Warten unter einer Baumgruppe wegstecken. Auf der Passhöhe selber wieder nichts besonderes zu erleben oder zu sehen. Glücklicherweise gibt es eine Haltestelle des ÖV, die ich natürlich schnell fotographierte.

Anschliessend ging es wieder einmal steil hinunter. Diesmal in das Tal der Drau. Dem Drau hätte ich eigentlich seit dem Morgen folgen können, doch dies war mir damals bei der Planung noch zu wenig. Zurück im Tal der Drau, war auch die Bundesstrasse B100 da.

Langsam bekomme ich den Eindruck, dass es sich bei den Bundesstrassen um eine Art überdimensionierte Kantonsstrassen handelt. In der Regel führen sie an den Dörfürn vorbei, Auf- und Abfahrten sind zum Teil ähnlich dimensioniert wie bei uns auf Autobahnen. Autobahnen sind es aber trotzallem nicht. Ausser manchmal über Brücken oder durch Tunnels. Dann werden aber die Velofahrer runtergeholt und umgeleitet.

Ich möchte nicht behaupten, dass das Tal der Drau langweilig sei. Aber nach 20 oder mehr Kilometern, Dörfürn aus der Ferne, Abwechslungsweise Mais- und Kornfelder, hie und da eine Baumgruppe, eine Schlucht oder sonst ein Engniss, hat mans gesehen. Es bleiben noch 25 Kilometer bis nach Lienz. Was soll ich mich da mit dem ständigen Auf und Ab in den Dörfürn abmühen. Lieber mich vom bisschen Rückenwind und den Bugwellen der Autos stossen lassen.

Gegen Abend funktioniert “Bugwellen-Surfing” optimal. Die Landwirtschaftstraktoren kommen dann nämlich vom Feld heim, sind nur wenig schneller als ich, und haben hinter sich in der Regel eine lange Kolonne von Fahrzeugen. Da kommt man vorwärts.

Die gelegentlichen Regenschauer habe ich nur zweimal mit dem Windjäckchen bewältigt. Bei anderen Gelegenheiten wollte ich auf der Bugwelle der Autos mitreiten. Die Kleider trockneten sowieso wieder ab.

Doch in Lienz, da musste ich mich in das nächste Hotel flüchten. Dieser Schauer wäre nicht mehr ohne oder nur mit dem Windjäckchen zu bewältigen gewesen.

21. Juli 2011
von Urs
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Radfahrt
Nachmittag

bewoelkt_mit_einzelnen_Sonnenabschnitten

95.1KM

2556 HM
07:29 H

6. Tag: Nockalmstrasse

Das Trommeln auf dem Dachfenster wurde in der Frühe des Morgens von Sonnenstrahlen abgelöst. Einpacken, Morgenessen und auschecken waren bald erledigt, die Fahrt konnte wieder weitergehen.

Geplant hatte ich ĂĽber den letzten HĂĽgel zu fahren und dann von Osten nach Innerkrems hinunter zu gelangen. Innerkrems ist der Ausgangsort fĂĽr die Nockalmstrasse.

Daraus wurde leider nichts. Vermutlich die Regentage der letzten Zeit hatten einen Erdrutsch ausgelöst. Jedenfalls war die Strasse gesperrt. So musste ich mir den Weg über die Katschberghöhe suchen. Doch welch ein Krampf. Die 15%-Tafel am untersten Ende war ein richtiger morgendlicher Aufschrecker. Ich fragte mich immer wieder, wie das nachher weitergehen könnte, denn schliesslich waren gut 500 Höhenmeter zu bezwingen und die verbleibenden Kilometer waren auch nicht mehr viele. Nach einem flacheren Stück steht die zweite 15% Tafel. Das war die Lösung.

Doch anschliessend ging es auch wieder 15% hinunter, nach Brücke Krems. 15%, wenn man oben steht, und der Anhänger schiebt, sind ganz schön steil. Das nur nebenbei bemerkt. Da der grösste Teil der Strecke durch ziemlich dichten Wald ging, habe ich von der Umgebung nicht wirklich viel mitgekommen. Katschberghöhe ist ein Winterort.

In Brücke Krems geht es um eine Häuserecke links weg. Hätte mein GPS nicht frühzeitig die Richtung gezeigt, ich wäre wahrscheinlich daran vorbei gesaust. Aber so gelangte ich in ein schönes, anfänglich recht schmales Tal. Immer schön entlang eines Bächleins, hie und da ein Bauernhaus oder sonst eine Liegenschaft.

In Innerkrems, dem Ausgangsort für die Nockalmstrasse, wollte ich mich eigentlich verpflegen. Doch da war nichts, was offen gehabt hätte. Eine Frühstückspension, eine geschlossene Pension ein paar Ferienhäuser. So verpflegte ich mich aus dem Anhänger. Weil mich der Renner schon den ganzen Morgen erbärmlich angequitscht hatte, bekam auch er eine Portion Oel auf die Kette. Das verdankte er mir dann, mit einer absoluten Laufruhe über die ganze Nockalmstrasse.

Die Nockalmstrasse ist eine mautpflichtige Strasse duch den Nationalpark der Nockberge. Ich habe sie von Norden her befahren und gelange so schon bald an den höchsten Punkt, die Eisentalhöhe (2042 MüM). An manchen Orten wird den interessierten Touristen die Bergwelt vorgestellt. Kristallfunde, die Wunder der Natur, die Wunder der Berge, Infürmationen zur Bergwelt, Wirtshausbetriebe, schön hergerichtete Moorseen, Ausblickpunkte, eine Ausstellung über Steine, eine andere über Blumen. In Karlbad fährt man an einem ehemaligen Quellbad vorbei. Von der Strasse hat man fast immer einen guten Ausblick auf die umliegenden Berge und Täler.

Wer allerdings glaubt nach dem höchsten Punkt, der Eisentalhöhe, gehe es nur noch hinunter, täuscht sich gewaltig. Im Gegenteil: die Strasse geht nochmals runter auf vielleicht 1600 MüM und klettert dann anschliessend, leicht steiler als im ersten Teil, nochmals auf immerhin 2024 MüM bei der Schiestlscharte hinauf. Auf dieser zweiten Passhöhe geniesst man einen schönen Ausblick auf das südliche Kärnten.

Spätestens hier begreife ich, dass die Kehren durch die ganze Nockalmstrasse durchnummeriert sind. Es dürften etwas über 40 sein. Alle tragen nebst der Nummer auch noch den Namen meist einer Pflanze oder eines Gegenstandes (zb Schuhnagel, war da mal zu lesen). Einzelne der Kehren haben einen Paten. Olympiasieger Martin Koch oder auch Franz Klammer habe ich unter anderem gesehen.

Während der Abfahrt nach Ebene Reichenau fallen für heute die ersten Tropfen. Noch nichts schlimmes, hat auch wieder aufgehört. Als ich allerdings das Dorf Ebene Reichenau verlasse, sehe ich nur wenige Kilometer vor mir, wieder einmal einen riesigen, nassgrauen Vorhang um die Ecke kommen. Schnell suche ich nach einem Hotel in Ebene Reichenau. Da ist aber nichts zu machen. Umbau, geschlossen, ausgebucht.

So ziehe ich mich halt in einem Bushäuschen wieder einmal um und verpacke alles im Anhänger. Fahre in den grauen Vorhang, kurble noch eine Weile weiter und werde dann am Dorfeingang von Bad Kleinkirchheim im Garni-Hotel Sonnblick fündig.

Nachtessen in einem Restaurant, nachempfunden einer Alm. Beim Bummel durchs Dorf fallen mir all die Bezeichnungen und Hinweise für die Römer auf. Eine Römer Thermalquelle ist da, diverse Lokalitäten die irgenwie auf die Römer verweisen.

Manchmal finde ich es Schade, nur so an vielen Ortschaften vorbeizubrettern. Oder nur, wie heute rein zufällig auf ein Stück Kultur, vielleicht auch Geschichte, zu stossen, die dann einfach als Bruchstück, als einzelner Mosaikstein liegen bleibt, und wohl kaum mehr irgendwann weiter verfolgt wird.

20. Juli 2011
von Urs
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Radfahrt
Vormittag

Dauerregen

Nachmittag

wechselhaft_mehrheitlich_Regen

103.1KM

1780 HM
06:04 H

5. Tag: Auf Umwegen in die Nähe der Nockalmstrasse

War ich gestern noch überzeugt, heute die Grossglocknerstrasse fahren zu können, so wechselte diese Überzeugung angesicht des nächtlichen Dauerregens zu Misstrauen. Erst recht, als ich am Morgen die Bilder der Wetterkamera aus dem Gebiet sah. Die reinsten Winteraufnahmen, geschlossene Schneedecke, Nebel bis knapp über die Kamera. Ob all das Flimmern nur der schlecht eingestellte TV-Empfang war? Der Grossglockner/Hochtor befindet sich immerhin auf übr 2500 MüM, und hier in Bruck, etwa 800 Meter ü.M. zeigte das Thermometer gerade noch 6 Grad an. Ich legte die Winterkleider in meinem Feriengepäck mal zuoberst bereit.

Nach dem Morgenessen, dann nochmals ein Blick auf die Wetter-TV-Kamera, das Geplätscher des Dauerregens auf der Strasse, den Wolken- und Nebelverhangenen Himmel: irgendwie möchte ich keine Freude an der heutigen Fahrt gewinnen. Ich warf den Notebook an und überspielte die gestern noch rasch zusammengestellte Ausweichvariante auf das GPS. Der Entscheid war gefallen: Ich fahre nun doch unten durch, statt durch den Winter.

Unten durch bedeutete: weiterhin der Salzach entlang hinunter bis auf die Höhe von St. Johann im Pongau, dann über einen Hügel hinunter nach Radstadt und von dort südwärts über Untertauern und Obertauern in Richtung Krems / Innerkrems / Brücke Krems.

Der Salzach entlang fĂĽhrt die B311. Eine eigentlich gut ausgebaute Strasse, allerdings hat sie auch genĂĽgend Verkehr zu tragen. Deshalb wechsle ich so oft ich die Hinweisschilder fĂĽr Radfahrer erkennen kann, auf irgendwelche Radwander- oder Radtourenwege. Das geht manchmal recht gut, aber meist landet man dann doch wieder auf der B311.

In St. Johann im Pongau geht es erst einmal kräftig hinauf. Auf einer viel ruhigeren und kleineren Strasse fährt man lange einem Bächlein entlang und durch viel Wald in die Höhe. Etwa in der Mitte zwischen St. Johann im Pongau und Radstadt kippt dann die Strasse und es geht wieder den Hügel hinunter. Meist nur noch Weidland, einzelne Dörfür. Ab und zu benutze ich auch hier wieder den Radweg und komme durch wirklich schöne Dörfür vorbei.

Radstadt habe ich als Baustellenchaos in Erinnerung. Scheint aber auch eine schmucke Ortschaft zu sein. Manche Häuser könnten dem Baustil unserer Engadiner-Häuser abgeschaut sein.

Nach Radstadt entschliesse ich mich in einem Bushäuschen für einen kleinen Mittagsrast. Das gibt mir die Möglichkeit, mal auf den GoogleMaps meines Androiden nachzuschauen, was eigentlich noch bezüglich Höhenmeter vor mir steht. Auf den nächsten 17 Kilometern werde ich etwa 800 Höhenmeter zu überwinden haben. Geht noch, dachte ich mir, und fahre weiter. Radwege habe nur so lange benützt, bis ich irgendeinmal nach mehreren Kilometern Waldweg (mit meinen dünnen Rennradreifen auf diesem glitschigen Untergrund) auf dem Vorplatz eines Bauernhofes gelandet bin.

Gerade rechtzeitig für die erste steile Rampe komme ich auf die Hauptstrasse zurück. Anschliessend geht es wieder eben weiter. Eine Weile später steht an der Strasse ein Hinweisschild für einen Kettenanlegeplatz. Ich gehe die Zahlen im Kopf nochmals durch: Es bleiben jetzt noch etwa 9 Km und eine Höhendiffürenz von gut 700 Metern. Möglicherweise hat es noch ein paar Flachstücke zwischendrin, aber ich rechne mal damit, dass ab jetzt 10% und mehr wohl häufiger vorkommen werden. Ich nehme einen kräftigen Schluck aus meinem Bidon und gehe die Sache mal eher gemütlich an. Denn 9 Kilometer können unter solchen Umständen ewig lang werden.

Das Positive ist, dass die Strasse oft entlang der Taurach führt. Man steigt wilder Schluchten hinauf, vorbei an tosenden Wasserfällen. Einzelne Stellen erinnern an unsere Schöllenen, einfach mit viel weniger Verkehr. Flache Stücke zum Verschnaufen gibt es kaum. Glücklicherweise hat der Regen nicht ganz aufgehört, aber doch so, dass ich mir erlaube, das Regenjäckchen mal auszuziehen. Ob nass vom Schweiss oder vom Regen kommt mir im Moment nicht so drauf an. Das steilste Stück, direkt nach dem Kettenanlageplatz und dort wo die Strasse bergauf Zweispurig ist, muss ich nochmals schieben. Oben wird es dann deutlich flacher. Obertauern auf der Passhöhe scheint mir ein richtiger Wintersportort zu sein. Hinweisschilder wie Sonnenterrasse, oder Bergsommer und Wandersommer können mir höchstens ein schwaches Lächeln abringen.

Tatsache ist leider einmal mehr, dass der Regen von hinten immer näher rückt. Grau steht die Wand hinter mir und schickt immer häufiger und immer dichter Regentropfen vorbei. Kurz vor der Passhöhe ziehe ich deshalb mein Regenjäckchen wieder an.

Auf der Passhöhe, wieder eine ohne Passtafel, verliere ich nicht viel Zeit. Ein kräftiger und zudem kalter Wind hat angefangen zu blasen. Ich stürze mich in die Tiefe, lasse mich vom Wind schieben, komme wieder aus der Regenzone heraus und lande hier in Mauterndorf, einen Hügel vor der Nockalmstrasse. Aufgefallen ist mir, dass am nördlichen Dorfeingang von Mauterndorf eine mächtige Burg steht.

Übrigens: als ich aus der Dusche hier im Hotel kam, prasselte auch wieder der Regen auf das Dachfenster meines Zimmers. Ich gehe mal davon aus, dass ich den nächsten Hügel zur Nockalmstrasse nicht im Trockenen geschafft hätte.

19. Juli 2011
von Urs
Kommentare deaktiviert fĂĽr 4. Tag: Zell am Ziller – Bruck an der Grossglocknerstrasse

Radfahrt
Vormittag

einzelne_Wolken

Nachmittag

einzelne_Wolken

93.7KM

1340 HM
05:18 H

4. Tag: Zell am Ziller – Bruck an der Grossglocknerstrasse

Das feine Morgenessen von gestern im Klosterhotel erhielt heute tatsächlich noch einen oben drauf. Sogar der Kuchen, gleich in mehrfachem Angebot, war da. 100Punkte für das Hotel Bräu und die Küche.

Das Thema Wetter möchte auch heute, allerdings im positiven Sinne, wieder von sich reden. Am Morgen hing ziemlich Nebel in den Hügeln, zudem war es mit knapp 10 Grad doch recht kühl, wenn man bedenkt, dass die Passhöhe etwa 900 Meter höher liegt.

Doch bis ich gegessen, gepackt und ausgecheckt hatte, hatte die Sonne bereits einen Grossteil des Nebels verjagt. Ich traute der Sache aber dennoch nicht richtig und legte das Regenzeugs zuoberst auf die Packung. Über die üblichen Velokleider hatte ich noch das gelbe Jäckchen, das musste für die Passauffahrt genügen.

Die Passstrasse zum Gerlospass steigt schon bald nach Zell am Ziller. Relativ steil, gerade noch fahrbar mit dem Anhänger, schlängelt sie sich den Hügel hinauf. Dazu bietet sie immer wieder schöne Ausblicke ins Zillertal hinunter. Etwa bei gut 1100 Meter über Meer ist dann plötzlich fürtig mit Höhenmeterkurbeln. Auf einer ziemlich flachen Ebene durchquert man das Dörfchen Gerlos. Wahrscheinlich ist da im Sommer und Winter doch einiges los. Jedenfalls gibt es grössere Hotels, mehrere Ski- und Mountainbike-Verleihe, Sessel- und Gondelbahnen. Nach dem Dorf nimmt dann die Passstrasse noch den Rest der fehlenden Höhenmeter. Vorbei an der Staumauer bis hinauf auf die Passhöhe.

Auch hier, wiederum nichts Spektakuläres. Keine Passtafel, ein grosser Parkplatz, eine Imbissbude und eine Aussichtsplattfürm mit Sicht über den Stausee in die nächsten Gebirge. Die umliegenden Bergspitzen zeigen sich in einem leicht verzuckerten Kleid. Vermute mal, dass es in den letzten Tagen bis knapp zur Waldgrenze hinunter geschneit hat.

Da es gerade Mittag ist, verpflege ich mich in der Imbissbude mit Apfelstrudel und Cola.

Wenig später überfahre ich die Grenze von Tirol ins Land Salzburg. Die Strasse macht dann nochmals einen Knick aufwärts und führt über ein Hochmoor, Gerlosplatte. Wenigstens dies ist dann mit einer Tafel und Höhenmeterangabe markiert.

Die Abfahrt, hinunter ins Tal der Salzach ist mautpflichtig. Die Maut kann kombiniert werden mit einer Besichtigung der “Wunder der Wasser Welt” oder so ähnlich. Nach meiner Einschätzung ist es einfach das Quellgebiet der Salzach, welches hier mit ziemlichem Aufwand vermarktet wird, halt ähnlich wie bei uns der Rheinfall, oder die Aareschlucht, oder der eine oder andere lange Wasserfall in den Alpen.

Den Rest des Nachmittags verbringe ich damit, durch das Tal der Salzach zu kurbeln, und mich am schönen Wetter zu erfreuen. Berge links und rechts der Strasse, wieder einmal ohne Wolken, Täler ohne Regenschauer, da und dort eine Foto schiessen.

Da ich eigentlich immer damit gerechnet hatte, früher oder später mindestens unter bewölktem, vielleicht sogar regnerischem Wetter zu fahren, habe ich es am Morgen unterlassen, Beine und Arme mit Sonnencrème einzuschmieren. Dieses schmierige Gefühl im Regenzeugs schätze ich nämlich nicht so. Die Quittung hat dann die Sonne selber, in Form eines kleinen lokalen Sonnenbrandes, auf das obere Ende der rechten Wade gelegt. Kunststück, wenn man immer gegen Osten fährt und die Sonne fast immer im Nacken hat.

Heute Abend stehe ich am eigentlichen Anfangspunkt meiner Ferienabsicht. Ab jetzt folgen sich Panoramen-, Gletscherstrassen und Pässe über 2000 MüM. Mein Androide macht mir alle Hoffnung auf eine ganz passable Wettersituation. Hoffentlich hat er recht.

Nach dem Nachtessen habe ich heute noch einen Rundgang durch Bruck gemacht. Überall und an jeder Ecke ist das Thema Grossglocknerstrasse präsent. Nimmt mich Wunder, was davon alles Touristik-Werbung ist, und wie ich morgen Abend darüber denke.

18. Juli 2011
von Urs
Kommentare deaktiviert fĂĽr 3. Tag: Ettal(D) – Zell am Ziller(A)

Radfahrt
Vormittag

wechselhaft_mehrheitlich_Regen

Nachmittag

wechselhaft_teilweise_Regen

118.4KM

1003 HM
05:59 H

3. Tag: Ettal(D) – Zell am Ziller(A)

Geweckt wurde ich heute Morgen durch das Plätschern des Dachwassers im Fallrohr vom Dach herunter. Bis ich das Morgenessen eingenommen hatte, bezahlt und gepackt, hatte der Regen zwar etwas nachgelassen, nass war aber dennoch alles. Ein weiterer Tag im Regenanzug kündigte sich an.

Doch zuerst das Erfreuliche: Wenn ich gestern Abend vorzüglich gegessen habe, so kam ich heute Morgen auch noch in den Genuss eines richtigen Radfahrer Morgenessens. Da war fast alles da, was man so begehrt. Es fehlte lediglich noch der Kuchen. Benediktiner Mönche scheinen gut zu leben.

Weil die Strasse immer noch “spritznass” war fuhr ich mal den ersten Teil wiederum in Regenkleidern davon. Kurz nach dem Hotel ging es denn auch wie erwartet mehrheitlich hinunter nach Garmisch Partenkirchen, dann (nicht wirklich erwartet) ĂĽber einen HĂĽgel (und im strömenden Regen) zum Eingang in das Isartal. Im einen Teil fĂĽhrt eine Mautstrasse entlang der Isar und durch einen Naturpark. Wirklich eine sehr schöne Gegend. GlĂĽcklicherweise konnte ich von ein paar Sonnenstraheln profitieren, entledigte mich des Regenzeugs und schoss mal eine Foto, dass mal wenigstens etwas zu sehen ist von der heutigen Fahrt.

Die Fahrt ging dann weiter, immer mit einem Auge auf die Isar gerichtet, über eine Brücke über der gestauten Isar, die Staumauer und weiter Richtung Achensee. Die Gegend könnte schon noch ein paar Fotosujets hergeben, doch wenn die ganze Elektronik immer wieder wasserdicht verpackt werden muss, wartete ich lieber auf einen noch besseren Moment. Und plötzlich ist alles vorbei. Kein See mehr, keine Isar mehr, dafür wieder Regen.

Den Achenpass lasse ich aus (Regen und Nebel) und fahre direkt das Tal hinunter zum Achensee. Vor einem Tunnel werden die Radfahrer von der Strasse auf einen Radweg geleitet. Das ist auch gut so. Denn nun hat man den See in nächster Nähe neben sich. Könnte mir vorstellen, dass sich an einem schönen Sommertag hier endlos viele Ausflüger aufhalten. Doch heute war der Weg menschenleer.

Ab und zu ist sogar die Strasse trocken, es reicht aber kaum, die Regenkleider auszuziehen, so sieht man schon den nächsten Schauer um die Ecke kommen. Deshalb habe ich es auch hier verpasst, eine Foto zu machen. Das Tal kenne ich allerdings schon, von früheren Ferientagen, einfach auf der anderen Seite des Sees.

Am Ende des Sees geht es dann “fast senkrecht” nach Jenbach hinunter, ein kleines StĂĽck ostwärts und dann ins Zillertal hinein.

Ich muss den Eingang ins Zillertal regelrecht suchen. Nichts als Autobahnanschlüsse und -abführten und dicht befahrene Strassen. Wobei dicht hier wirklich bedeutet: Autos aus beiden Richtungen im Sekundentakt. Fast keine Chance eine Strasse zu queren oder auch nur von der linken Seite sich in den Verkehr einzureihen. Schliesslich gelingt es dann aber doch. Aber damit geht der Horror nur weiter. Ich habe ja eigentlich selten Angst auf der Strasse. Aber wenn Wohnwagen, Autos mit überbreiten Anhängern, Lastwagen und der ganze übrige Verkehr auf einer eigentlich zu schmalen Überlandstrasse sich neben mir kreuzt, so wird es selbst mir etwas mulmig. Bei der nächsten Abzweigung bog ich einfach mal ab, das GPS wird es dann schon richten. Doch das GPS wollte nur wieder zurück auf diese letzte Strasse. So suchte ich mir halt den Weg selber durch das Zillertal hinauf. Fündig wurde ich schliesslich auf der Ostseite des Tales. Eine normale Verbindungsstrasse, schön von Dorf zu Dorf, mit ein bisschen Lokalverkehr. Es geht also doch.

Bei der heutigen Fahrt durch den Regen, habe ich mir ein paar Gedanken zu den nächsten Tagen gemacht. Vielleicht auch versucht, diese etwas an das Wetter anzupassen. Unter anderem deshalb, bin ich heute in Zell am Ziller, also noch vor dem Gerlospass abgestiegen. Ich glaube, so habe ich die Möglichkeit, Morgen den Gerlospass zu fahren und anschliessend bis an den Fuss zum Grossglockner weiterzufahren. Ăśbermorgen kann ich mich dann wetterabhängig entscheiden, ob ich den Grossglockner fahre, oder einfach, quasi unten durch zur Nockalmstrasse weiterpedale. Schlimmstenfalls könnte ich auch die Nockalmstrasse noch umfahren, doch was hatten dann meine Ferien hier fĂĽr einen Sinn? Anderseits habe ich keine grosse Lust, einfach ĂĽber diese 2’000er Strassen zu fahren, nur damit ich sie abhaken kann. Denn schliesslich sind es Panoramastrassen, sogar mautpflichtig. Da mĂĽsste auf jeden Fall mehr drinliegen, als einfach nur ein Hochkurbeln fĂĽr einen Haken hinter dem Namen der Passhöhe.

Habe ich im falschen Jahr die falsche Strecke fĂĽr mein 2’000er-Pässe-Ziel gewählt? Die nächsten Tage haben die Antwort bereit.


Mein Rad ist gerade hier:

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