Die Wetterprognosen für heute Samstag, wenigstens für die Südseite der Alpen, waren gut. Seit Tagen haben wir für diese Zeit sowieso viel zu warm, alle Pässe sind noch, oder auch schon wieder, offen. So rappelte ich mich denn heute morgen in aller Frühe aus dem Bett und zum Bahnhof hinüber.
Die SBB trugen mich, und Ăśbrigens viele Mountainbiker, in den Tessin. Bereits in Airolo verliess ich den Zug, denn mein Ziel hiess fĂĽr heute: Nufenen und Grimsel und dann schauen wir weiter.
So fuhr ich denn von Airolo durch das Bedrettotal hinauf auf den Nufenen. Das Tal selber lag noch im Schatten der sĂĽdlichen Bergkette. Erst in der Gegend von All’Acqua, etwa in der Mitte des Tales, traf mich erstmals ein Sonnenstrahl. Im Ăśbrigen ist das Tal bis zur Waldgrenze mit gelb leuchtenden Lerchen ĂĽbersät, einem Baum, den ich aus irgendwelchen GrĂĽnden nur fĂĽr das Engadin “reserviert” habe. Die Passstrasse auf den Nufenen ist gut ausgebaut, ab All’Acqua schöne, regelmässige Steigung und die wenigen Spitzkehren sind meist eine kleine Erholung fĂĽr die Beine. Das Thermometer zeigte selbst auf der Passhöhe noch 9 Grad an. Und das Wetter war so, wie es die Meterologen versprochen hatten: hier und dort ein kleines Wölkchen, aber nichts wirklich störendes. Allerdings wehte ein kalter Wind von der Passhöhe in das Tal hinunter.
Auf der Passhöhe dann die obligaten Passfotos, ein Blick hinüber ins Wallis und weiter ging es. Sämtliche Restaurants und Kioske waren geschlossen. Es gab so oder so hier nichts zu besorgen. Auch auf der Walliserseite ist die Passtrasse super gut ausgebaut. Merkwürdigerweise waren einzelne Spitzkehren recht feucht.
Im Wallis dann weiterhin viel Sonne und Wärme. So warm, dass ich mir sogar die Thermojacke ausgezogen und das übliche Sommerleibchen übergezogen habe. Das Thermometer wies stellenweise 18 Grad aus. Die Steigung von Oberwald bis Gletsch hatte ich viel steiler erwartet. Der Wind wehte hier nun von unten her in die Pässe hinauf. In Gletsch, wollte ich meinen Mittagshalt machen. Hotels / Restaurants hätte es ja genügend. Doch da war alles bereits zu. Irgendwie war das heute eine gespenstische Gegend: Kaum Autoverkehr, ein paar Motorräder, überall geschlossene Läden, verräumte Kioske, ein einziger vorbeifahrender Autocar und ein hungriger Velofahrer auf einem Baumstamm mit einer Banane in der Hand.
So kurbelte ich denn die noch verbleibenden sechs Kilometer auf die Passhöhe des Grimsel. Immer wieder kam ich dabei in den Genuss eines wunderbaren Ausblickes auf den Rhonegletscher und die Furkapasshöhe. Dazwischen, zwischen zwei Spitzkehren, dann der Kampf gegen den kalten Wind aus dem Wallis herauf in die Passhöhe.
Die Grimsel selber schien heute die Wetterscheide zu sein: im Wallis strahlender Sonnenschein, auf der Bernerseite dunkle, graue Wolken. Ich wusste nicht so richtig: Mittagessen und vielleicht Regen riskieren oder einfacher weiterfahren? Ich entschied mich fĂĽr die Abfahrt nach Innertkirchen. Auch auf dieser Passstrasse wurde in den letzten Jahren offensichtlich viel gebaut und verbessert. Einige Tunnels mussten durchfahren werden, die Strasse ist in einem sehr guten Zustand, bis auf eine kurze Stelle vor Guttannen.
Da sich das fehlende Mittagessen (Bananen halten halt nicht ewig hin), bemerkbar machte, entschloss ich mich, den Brünig nicht mehr zu fahren. Daher beendete ich meine Fahrt in Meiringen und bestieg den Zug nach Luzern mit vielen schönen Bildern von gold-gelb leuchtenden Lerchenwäldern und verschneiten Berggipfeln im Hinterkopf.
Nicht zu vergessen auch mit der Tatsache, dass ich diesen Sommer sehr viele Kilometer in den Bergen fahren durfte, alle unfallfrei, vielleicht mal mit einem kleinen Hungerast, viel verlorenen Schweisstropfen oder eisig kalten Fingern, aber insgesamt: ein aufgestellter Velosommer 2006.
Details zur heutigen Fahrt | ||||
Vormittag | Nachmittag | |||
86 Kilometer
67.1 KM Maximale Geschwindigkeit 2279 Höhenmeter 4:52 Fahrzeit 17.4 KM/h Durchschnitt |
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