14. August 2006
von Urs
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Radfahrt |
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Rund um das diesjährige Alpenbrevet habe ich mich in unseren Alpen aufgehalten. Während drei Tagen bin ich dabei über einige Pässe gekurbelt. Weil ich mich schon vor langer Zeit diesmal für die Moutainbike-Strecke am Alpenbrevet angemeldet hatte, war somit auch das MTB mein fahrbarer Untersatz.
Freitag, 11. August: Bereits zu sehr früher Morgenstunde bringen mich SBB und RhB nach Thusis. Ich wählte diesen Ort als Ausgangsstation für den Aufstieg durch die Via Mala und das Hinterrhein-Tal bis auf den San Bernardino.
Von diesem Strassenabschnitt, vor allem der Via Mala, und mit dem Wissen des ganzen geschichtlichen Hintergrundes, geht für mich immer wieder eine eigenartige Faszination aus. Die Enge des Tales, der Rhein auf seinem tosenden Weg nach unten, und dann doch wieder die Breite des Tales bei Zillis und nach der Roflaschlucht bei Splügen. Ab Splügen droht mich ein erster Nieselregen einzuholen, vor dem ich aber wider Erwarten doch noch die Passhöhe des San Bernardino trocken erreichen kann. Auf dem San Bernardino scheint sogar einen Moment lang die Sonne und es ist schon fast merkwürdig warm.
Anschliessend dann die Abfahrt durch das Misox-Tal bis nach Bellinzona. Werde nun doch kurz nach dem Dorf San Bernardino von einem kurzen, aber heftigen Regenschauer eingeholt. Doch anschliessend geht es dann trockenen Fusses, beziehungsweise Rades und immer wärmer werdenden Temperaturen bis hinunter nach Bellinzona. Hier besteige ich wieder die SBB, gönne meinen Beinen etwas Ruhe und dem Magen eine gehörige Portion Kohlehydrate.
Eine knappe Stunde später, der Zug durchfuhr in der Zwischenzeit mehrere Regenschauer, komme ich in Airolo an. Aus der Tremola quillt regelrecht eine graue Wand von Nebel und Regen das Tal herunter. Also ist ein weiteres mal ein Regenschutz angesagt. Ab Airolo reizt natürlich die Tremola mit ihren vielen, vielen Spitzkehren und den fast endlos langen Strecken mit dem Kopfsteinpflaster. Nicht dass die Schüttlerei mit dem vollgefederten MTB nicht mehr zu spüren ist, aber erträglicher wird es schon. Während den 14 Kilometern Aufstieg hat man ja alle Zeit, um an den Stossdämpfern rumzuschrauben und dies und das auszuprobieren.
Unterwegs begegnet mir dann sogar noch ein Wagen der ehemaligen Gotthard-Post, bespannt mit seinen fĂĽnf Pferden. Kurzer Regenschauer auch hier, ansonsten einfach der ĂĽbliche, kĂĽhle Bergwind. FĂĽr die Abfahrt bis nach Andermatt benutze ich die normale Autostrasse. Kurz vor dem Talboden des Urserentales setzt dann auch wieder der Nieselregen ein.
Samstag, 12. August: Alpenbrevet 2006, MTB-Strecke. Wir starten am Morgen um 7.30 in Andermatt bei strömendem Regen in Richtung Gotthard-Pass. Teils auf der normalen Strecke, teils auf Wanderwegen und gegen den Schluss auch auf dieser Seite des Passes ĂĽber Kopfsteinpflaster. Auf dem Gotthard werden wir von einzelnen Schneeflocken und einem eisigen Wind begrĂĽsst. Die Abfahrt erfolgt fĂĽr die MTB’s ĂĽber die Tremola nach Airolo hinunter.
Die MTB’s zweigen dann schon in Airolo in Richtung Ritomsee ab. Das Wetter hat sich gebessert und bereits bei der ersten Steigung stehen alle am Strassenrand und entledigen sich der wärmenden und der Regen- Kleider. Ein Single-Trail, mehr als AbkĂĽrzung zwischen zwei Spitzkehren gedacht, bringen mich zur Ăśberzeugung, dass ich wahrscheinlich doch nicht der geborene MTB’ler bin. Nach fast endlos langem, und äusserst steilem Anstieg (ich kurble fast dauernd auf der kleinsten Ăśbersetzung) gelangen wir am Fusse der Staumauer des Ritomsees zur zweiten Verpflegungs-Station. (diejenige in Airolo habe ich weggelassen.) Anschliessend dem See entlang und bald geht es wieder aufwärts in Richtung Passo dell Uomo. Das Wetter hat wieder umgeschlagen, Nieselregen, Windböen und Graupelschauer erschweren den Aufstieg noch zusätzlich, nebst dem die Strasse immer schlechter wird und schon bald einmal nur noch ein Trampelpfad in der Wiese ist.
Selbst in der Tourenbeschreibung des Organisators heisst es, dass die Abfahrt vom Passo dell Uomo nur fĂĽr gute MTB’ler befahrbar ist. Der Weg erweist jedem Bachbett eine Ehre, so dass ich auch hier schon bald wieder ĂĽber die Brocken nach unten balanciere und stolpere. Doch um die Mittagszeit ist es geschafft und wir erreichen bei Sonnenschein und schon fast angenehmen Temperaturen die Passhöhe des Lukmanierpasses. Sponsor hat hier alles aufgetischt was er in seinem Sortiment fĂĽhrt. FĂĽr ein rechtes Mittagessen mit Bouillon, Tee, Säften aller Art, Bananen, Käse, Energy-Drinks und Pasten, Ă„pfeln, Birnbrot, Magnesiumtabletten, Joghurt usw ist gesorgt.
Abfahrt vom Lukmanier in Richtung Disentis teils auf der ĂĽblichen Betonpiste, teils auf Schotterstrassen bis nach Curaglia hinunter. Hier haben die Organisatoren noch einen namenlosen Pass gefunden, ĂĽber den man ziemlich direkt nach Sedrun hinunter gelangt.
Von Sedrun ins Skigebiet von Dieni / Milez, nächste Verpflegungsstation, und dann den HĂĽgel ĂĽber Milez hinauf, irgend so ein Tal am Fusse des Crispalt nach hinten und auf den Tiarms-Pass. Da fährt keiner mehr hinauf. Da weiden selbst die KĂĽhe nicht mehr. So etwas von steil und unbegehbar gibt es kaum häufig in unseren Alpen. Einige tragen ihre MTB’s andere schieben und zerren an den Dingern bis sie oben ankommen. DafĂĽr werden wir von einer freundlichen Dame mit Fotoapparat begrĂĽsst. Das Wetter schlägt wieder um. Ăśber die Oberalp fegt ein kalter Wind mit Nieselregen. Nebelschwaden ziehen von Andermatt herauf. Die Finger drohen einmal mehr während der 10 Kilometer langen Abfahrt zum Ziel hinunter abzufrieren.
Sonntag, 13. August: Nekischerweise lacht am Morgen über Andermatt die Sonne. Aus der Schöllenen quillt der Nebel förmlich herauf und die Oberalp ist bereits eingenebelt. So entscheide ich mich für eine Fahrt über die Furka in Richtung Wallis. In Realp werden auch heute die Dampfloks der DFB kräftig eingefeuert. Während der Auffahrt auf die Furka sind immer wieder Zischlaute, das Schnauben, Pfeifen und Fauchen der Dampfloks zu hören. Dies der schöne Teil der Auffahrt, denn schon bald beginnt auch hier der Nebel aus dem Wallis herüber zu schwappen. Nieselregen setzt ein, der bald durch Graupelschauer ersetzt wird. Die Passhöhe der Furka auf gut 2430 Metern über Meer überquere ich im eiskalten Gegenwind und unter dem Bombardement eines heftigen Graupelschauers.
Beim Hotel Belvédère liegt Schnee auf der Strasse. Später, weiter unten im Tal wo es wieder etwas wärmer ist, wechselt der Graupel zu einem währschaften Regenguss. Dieser überschüttet mich dann auch während der ganzen Fahrt bis weit ins Wallis hinunter. Erst kurz vor Brig, lockert sich die Bewölkung etwas auf und der Regen scheint nachzulassen. Nach fast 80 Kilometer im strömenden Regen, Schnee und Graupel, schlüpfe ich in Brig aus meinen Regenkleidern, die doch dem ganzen Witterungsunbill erstaunlich gut standgehalten haben. Schon bald fährt ein Zug, der mich via Bern nach Hause bringt.