Spätestens als ich nach Fislisbach im Reusstal einen etwas weiteren Blick in Richtung Alpen haben konnte, war es ziemlich klar, dass es heute wohl neblig oder bedeckt bleiben würde. Nirgends, nicht einmal am Alpenrand, ein heller Streifen. Ich fuhr weiter südwärts. Wegen Baustellen auch mal auf unbefestigten Strassen.
Auf Umwegen
Oder etwas weiter vorne auf Radwegen, ganz in der Nähe der Reuss. Im Zick-Zack-Kurs um die leeren Äcker und ein einziges Feld mit Schilf.
In Unterlunkhofen verliess ich das Reusstal, fuhr nach BĂĽnzen hinauf. Linkerhand ĂĽber dem BĂĽnztal, bohrte sich gerade der wohl einzige Sonnenstrahl durch die graue Decke auf den Boden hinunter.
Sonne und Nebel ĂĽber dem BĂĽnztal
Die Fahrt ging weiter, hinunter ins BĂĽnztal und auf der Hauptstrasse an Wohlen vorbei. Bald konnte ich die Hauptstrasse wieder verlassen und fuhr auf Neben- und Velowegen nach Dottikon und Othmarsingen.
im BĂĽnztal
Nach Othmarsingen folgte ich weiterhin der Bünz auf weiteren kleinen Strässchen und Wegen bis ins Aaretal hinunter. Ab Wildegg nahm ich dann den kürzesten Weg nach Hause.
Entsprechend dem gleichbleibend grauen Himmel, veränderten sich auch die Temperaturen kaum. Das GPS registrierte durchgehend 0 Grad.
Meine heutige Rundfahrt begann ich bei Sonnenschein zuerst mit einer Fahrt um den Bruggerberg herum, anschliessend über das Villigerfeld, bis an den Fuss des Rotberges in Villigen. Da hiess es dann zuerst einmal in die kleinen Gänge hinunterschalten.
Villigerfeld, rechts im Hintergrund der Rotberg
Der Rotberg, der letzte Übergang in der Jurakette, bevor diese von der Aare durchschnitten wird. Er hat alles, was zu einem richtigen Pass gehört. Auf beiden Seite eine Strasse mit mindestens einer Spitzkehre, die Passhöhe ist ein Einschnitt durch die oberste Gesteinsschicht, man hat auf beide Seiten eine wunderbare Aussicht. Südlich in Richtung Aaretal, Limmattal und bei Föhnlage sogar bis in die Alpen hinüber. Nördlich reicht die Sicht bis in den Südschwarzwald. Und im Winter wird bei genügend Schnee ein Skilift betrieben. Natürlich mit zugehöriger Verpflegungsmöglichkeit in einem Zelt.
Rotberg – SĂĽdseite
Rotberg – Nordseite
Ich halte mich nicht lange auf der Passhöhe auf. Die Sonne ist bereits hinter Wolken verschwunden. Die Abfahrt über Hottwil bis Etzgen an den Rhein hinunter ist kalt. Aber ich lande nochmals kurz an der Sonne, bevor ich mich nach rechts, rheinaufwärts wende und so den Weg nach Hause wähle.
Die Strasse ist gut ausgebaut. Fast dauernd gibt es einen Radstreifen. Die Strecke fast eben, ein paar kleine Wellen, sonst könnte es den Beinen wegen der andauernd gleichen Trittfrequenz während diesen etwa 10 Kilometern, ja noch langweilig werden.
Heute formt die Dampfsäule des Kernkraftwerkes von Leibstadt einen grossen, runden Halbkreis. Fast während der ganzen Fahrt habe ich ihn vor Augen und kann so sehr gut den Sonnenuntergang (hinter mir) beobachten.
Sonnenuntergang an der Dampfsäule des Kühlturmes von Leibstadt
Die anfänglich weisse Säule wird nämlich wegen des Schattenwurfes der Hügel immer weiter hinauf immer dunkler. Einen Moment lang verfärben sich Teile sogar in ein schwaches rötlich.
Ab Koblenz, dem Zusammenfluss von Aare und Rhein, fahre ich das Aaretal hinauf, entlang dem Klingnauer Stausee, später Würenlingen, Untersiggenthal und wieder zurück ins Aaretal bis nach Hause.
Der Nebel löste sich zwar auf. An den Hügeln blieben noch die grauen Wolken in den braunen, leeren Baumen hängen. Ich wartete noch einen Moment mit der Abfahrt, in der Hoffnung, dass sich auch diese grauen Schleier noch etwas auflösen würden.
Gegen einen bissigen, kühlen Westwind versuchte in mein Glück zuerst entlang der Aare. Etwas im Windschatten von Dämmen und Wäldern.
Uferweg entlang der Aare
Ich musste allerdings schon bald einsehen, dass ich entweder die falsche Richtung gewählt hatte, oder schon bald wieder unter der Nebeldecke werde verschwinden müssen.
ĂĽber der Aare bei Schinznach
Der helle Streifen am Horizont verschob sich nämlich immer weiter von mir weg. Allerdings wollte ich auch nicht einfach wieder im Aaretal zurückfahren. Nach weiteren Kilometern flussaufwärts entschied mich für einen Versuch mit nebelfreiem Himmel im Fricktal. Oftmals gibt es dort viel weniger Nebel als auf der südlichen Seite der Jurakette mit der Aare. Dazwischen stand allerdings noch die Staffelegg.
Passhöhe Staffelegg
Nur wenige Kilometer weiter unten konnte ich tatsächlich unter einem wolkenlosen und nebelfreien Himmel weiterfahren. Die Abfahrt selber fĂĽhlte sich zwar recht kalt an, doch mit etwas bergabkurbeln, und ohne Anhalten auf der Passhöhe konnte ich die Wärme vom Aufstieg doch recht weit hinunter “mitnehmen”.
In Ueken bog ich von der Hauptstrasse bereits wieder ab und machte mich an den Aufstieg nach Zeihen hinauf. Rechterhand, spielte sich ein farbenprächtiger Sonnenuntergang über der Staffelegg und den Nebelschwaden ab. Gerade aus durfte ich auf eine weitere nebelfreie Fahrt hoffen.
ĂĽber Zeihen
Die Fahrt über den Einschnitt der A3 und später hinunter ins Fricktal fühlte sich eiskalt an. Die Sonne war bereits untergegangen. Ich kurbelte mir an der Rampe auf den Bözberg nochmals richtig Wärme in die Kleider. Denn die nächste Abfahrt, wieder hinunter ins Aaretal, dürfte ja wieder richtig kalt werden.
Bözberg, Passhöhe
Leider hatte sich der Nebel bereits vom Aaretal auf den Bözberg hinauf angehoben. Deshalb entschied ich mich noch eine Weile hinter dieser Jurakette zu bleiben. Ich bog auf der Passhöhe links weg von der Passstrasse, gelangte auf Nebenstrassen in etwas tiefere Lagen und somit auch bald wieder aus dem Nebel. Die von Garmin gemessene Temperatur verharrte aber dennoch weiterhin auf 0 Grad bis vor die eigene Haustüre.
Solange die Strassen trocken sind, machen auch solche Fahrten immer noch ein bisschen Spass.
Geocaches suchen, eine meiner früheren Leidenschaften, reduziert auf ein gelegentliches, vielleicht auch eher zufälliges Suchen und Finden, hat heute am Bruggerberg ein Revival erlebt.
Suchen nach einer Büchse, versteckt unter nassem Laub an einem rutschigen Abhang war der Einstieg in einen abwechslungsreichen und unterhaltsamen Tag. Zu dritt, die beiden anderen zwei richtig engagierte und erfahrene Geocacher, sind wir durch den Bruggerwald gezogen. Andere der Verstecke waren einfacher zu finden.
Während des Tages hatten wir uns aber auch genügend Zeit genommen, auch nach der Natur zu schauen. Das Auflösen des Nebels, die verschiedenen Stimmungen von Nebel, Sonne und nackter Nagelflue am Berg.
Nebel am Bruggerberg
Den Tag beschlossen wir dann mit dem Finden eines Nachtcaches. Die, die man nur Nachts finden kann. Übrigens mein allererstes Nachti. Man kann ja immer wieder etwas dazu lernen.
Danke an Fortunei und Muggels 🙂
6. Dezember 2015
von Urs Kommentare deaktiviert fĂĽr Aus dem Nebel an die Sonne
Nach den letzten Fahrten im und unter dem Nebel hindurch, versuchte ich heute mal wieder eine Fahrt in die weitere Umgebung. Nach der Meteokarte konnte man erwarten, dass sich der Nebel in Alpennähe wohl auflösen würde.
Ich fuhr zuerst westwärts das Aaretal hinauf über Aarau hinaus nach Gretzenbach. Dort erwischte ich, wohl aus Unachtsamkeit bei der Planung der Route, einen richtig steilen Aufstieg über einen Hügel. So ungelegen kam mir der allerdings nicht, denn bis hierher musste ich vor allem gegen einen kalten Gegenwind ankämpfen. So bekam ich in dieser Rampe wenigstens wieder etwas Wärme in die Kleider. Nach der Abfahrt von diesem Hügel stand ich dann im Wiggertal.
Die Nebelschwaden hingen immer noch dick an den Hügeln herum. Nach Zofingen, es war um Kilometer 40 herum, lichtete sich der Nebel mit einem mal. Bald fuhr ich unter einem wolkenlosen Himmel an der schönsten Sonne.
Blick ĂĽber Sursee zu den Alpen
Über eine weitere kleine Erhöhung gelangte ich vom Wiggertal hinüber an den Sempachersee. Ich fuhr weiter bis an sein oberes Ende bei Neuenkirch. Dabei hatte ich fast ständig das Alpenpanorma vor meinen Augen.
Bei der Planung der Strecke mit dem Tourenplaner von Quäldich, wollte ich ab Neuenkirch auf dem kürzesten Weg hinüber ins Freiamt fahren. Wie so oft bei solchen Gelegenheiten, rollte ich auch diesmal wieder über abgelegenste Strassen. Keine Markierungen auf den Strassen, kaum Verkehr, vorbei an einzelnen Bauernhöfen und kleinen Dörfern. Kaum Steigungen waren zu bewältigen. Rechterhand, meist etwas dunstig, aber fast immer eine wunderbare Sicht auf die Alpen.
Unterwegs
Mit der Zeit kam ich in die Nähe des Freiamtes. Die Strecke führte in einem grossen Bogen wieder in nördliche Richtung. Weg von dem Alpenpanorama, zurück in den Nebel.
Nebelbank ĂĽber Urswil
Es war vielleicht ungeschickt, durch das Freiamt nach Hause fahren zu wollen. Das Freiamt befindet sich etwas höher, als das parallell dazu verlaufende Reusstal. Schon bald befand ich mich im dicksten Nebel. Ich hielt es für ratsam, bereits lange vor der eigentlichen Nacht, die Reflektoren und die Nachtbeleuchtung am Rad zu montieren. Nach einer knappen halben Stunde, gelangte ich nach Muri hinunter. Der Nebel lichtete sich jetzt etwas. Doch schon bald kam die Dunkelheit der Nacht.
Noch 20 Kilometer, nebelfrei, unter klarem Himmel, dann konnte ich auch diesen Granfondo, erforderlich waren zwar fĂĽr den Dezember nur 100KM, in die “Trophäensammlung” einreihen.