Als Aargauer unterwegs

Spass auf schmalen Reifen

9. September 2014
von Urs
3 Kommentare

Radfahrt
Vormittag

schoenster_Sonnenschein

Nachmittags

bewoelkt

108.54KM

1865 HM
6:08 H

Aus der Kurzetappe wird eine Dreipässefahrt

Start in einen neuen Morgen

Start in einen neuen Morgen

Ich bin auch schon mit dem Rennrad vom Ofenpass ins Münstertal hinuntergefahren. Ich hatte schon einigen Respekt vor der Steigung, vor allem im obersten Teil. Ich war mir deshalb heute Morgen bei der Abfahrt in Müstair nicht so sicher, was ich mir mit dem Anhänger auf der Hinterradachse alles erlauben kann.

Ofenpass

Ofenpass

Ich ging den Aufstieg bewusst zurückhaltend an. Es war noch sehr kühl am frühen Morgen. Ich kam aber gut voran. Nach knapp zwei Stunden war ich bereits oben, durchgekurbelt. War alles nur halb so schlimm, wie ich mir das vorgestellt hatte. Ich hätte jetzt nach Zernez hinunter fahren können. Das wärs dann gewesen für heute.

NatĂĽrlich hatte ich im Vorfeld auch eine Alternativ-Route ĂĽber Livigno und das Engadin angeschaut. Aber drei Pässe, an einem Tag, mit dem Anhänger, schien mir anfänglich zu viel. Doch während der Abfahrt vom Ofenpass hinunter zur Abzweigung nach Livigno, merkte ich: “das ist heute mein Tag”. Der Shuttlebus fĂĽr die Radfahrer war schon bereit, aufgeladen war sehr rasch. Ein Gespräch mit dem Fahrer während der Fahrt durch den 3.5 KM langen Stollen und nur wenige Minuten später war ich bereits am Lago di Livigno. Die Fahrt konnte wieder auf dem Rennrad weitergehen.

Lago di Livigno

Lago di Livigno

Dem See entlang geht es fast ausschliesslich durch Gallerien. Der See lag heute fast spiegelglatt da, während sich am Himmel die Wolken langsam immer mehr verdüsterten. In Livigno fand ich zufällig einen Bikeladen mit Pressluftpumpe. Das Hinterrad hatte nach dem gestrigen Plattfuss zwar kein Problem, aber ein paar Bar würden sicherlich nichts schaden.

Forcola di Livigno

Forcola di Livigno

Die Auffahrt auf die Forcola di Livigno kam mir einfach vor. Schön regelmässig. Gegen den Schluss nimmt die Steigung sogar leicht ab. Die letzten paar Kilometer verlaufen wieder in Gallerien. Im Gegensatz zu anderen Gallerien an anderen Pässen sind diese sogar flacher als der Rest der Passstrasse. Ich kam oben gut und problemlos an.

Die steilere Seite der Forcola di Livigno ist sicher meine heutige Abfahrt an die Schweizer Grenze. Ab dann kommt für mich allerdings noch der Aufstieg auf die Bernina. Zwischen den Bergspitzen der nächsten Gipfelkette, sehe ich bereits, wie es dort regnet. Der graue Schleier kommt immer näher, geht dann aber das Puschlav hinunter, also von mir weg. Ich kämpfe mich, es wird nun doch noch zäh, die letzten paar Spitzkehren der Bernina in die Höhe und erreiche nach einer eingelegten Verschnaufpause, die Passhöhe doch noch vor den Regenschauern.

Berninapass

Berninapass

Ich verweile nicht lange auf der Passhöhe, fahre so schnell wie möglich hinunter, einzelne Regentropfen erwischen mich. Auf die obligate Foto zum Morteratschgletscher und Piz Palü verzichte ich heute. Der Gletscher sieht merkwürdig grau, mit rötlichen Flecken aus. Nichts Ansehliches.

Ich fahre zĂĽgig weiter hinunter, alles auf der Schnellstrasse. Pontresina, Samaden fliegen vorbei. Ich verzichte auf alle folgenden Dorfdurchfahrten, und somit auch auf das Geholper ĂĽber Kopfsteinpflaster, aber auch auf frisches Wasser aus den Dorfbrunnen. Ich bin auf der Flucht vor der grauen Wand, welche mir am Hinterrad zu kleben scheint.

Die letzte steile Abfahrt nach Zernez hinunter. Auch von der Ofenpassstrasse kommt ein grauer Schleier. Ich kurble noch etwas schneller, muss das Hotel in Zernez suchen, die Regentropfen fallen häufiger. Die letzten paar hundert Meter muss ich dem Regenschauer vom Ofenpass entgegenfahren. Aber es reicht, um mich noch trocken an die Rezeption des Hotels zu stellen.

Es war wirklich mein Tag. Die Höhenmeter waren relativ einfach zu erkurbeln und die Fahrt auf der Schnellstrasse hinunter ist ja auch immer wieder mal ein Leckerbissen, nicht nur für das Rennrad.

MĂĽstair nach Zernez

MĂĽstair nach Zernez


 

8. September 2014
von Urs
3 Kommentare

Radfahrt
Vormittag

schoenster_Sonnenschein

Nachmittags

gewitterhaft_teilweise_Sonne

57.03KM

806 HM
3:27 H

Durch das Vinschgau in Reichweite des Ofenpasses

Radweg entlang dem Adige

Radweg entlang dem Adige

Eine Etappe, bei der alles anders kam als erwartet. Geplant hatte ich, über die Vinschgauer Höhenstrasse, also etwas oberhalb des Talbodens, zurück in die Schweiz zu fahren. Wegen der zu erwartenden Höhenmeter plante ich für die Etappe auch nicht zu viele Kilometer. Einfach mal bis in die Schweiz.

Vor Jahren bin ich schon einmal das Vinschgau hinuntergefahren. Ich fuhr damals auf der Hauptstrasse. Einzelne Abstecher auf Radwege hinaus, endeten meist in einem Schotterbett. Da hat sich jetzt vieles geändert.

Apfelplantagen fast ohne Ende

Apfelplantagen fast ohne Ende

Schon gestern nach Meran, fuhr ich grösstenteils auf einem wirklich schönen und durchgehend geteerten Radweg. So bog ich denn heute rasch wieder von der stark befahrenen Hauptstrasse auf die Fortsetzung des gestrigen Radweges. Er führte oft in der Nähe des Flusses Adige am Talboden in die Höhe, durchfuhr Ortschaften meist nur am Rande. Dafür mitten durch kilometerlange Obstplantagen. Ab und zu Abzweiger zu einer der zahlreichen Schlossruinen, Museen oder auch Restaurants und Übernachtungsmöglichkeiten.

Überreste einer römischen Wasserleitung?

Überreste einer römischen Wasserleitung?

Hin und wieder wechselte ich zurĂĽck auf die Hauptverkehrsstrasse, nur um nicht meinen violetten Strich auf dem Navigationsgerät ganz aus den Augen zu verlieren, denn ich wollte ja “oben durch”. Der Verkehr auf der grossen Strasse war ganz ordentlich. Nach einer Baustelle fuhr ich wieder zurĂĽck auf den Radweg. Das muss wohl der Moment gewesen sein, in dem ich meinen Navigationspfad verloren habe. Der Radweg bog ab, auf die linke Talseite, ĂĽber den Adige, in den Wald. Eine Warntafel machte auf eine folgende “Schotterstrecke” aufmerksam. Es war nicht so schlimm, hatte ich im Inntal auch schon. Hartgefahrene Sandpiste mit Kies und ein paar Wasserlachen vom gestrigen Gewitter.  Eine einzige steile Rampe, das Hinterrad drehte trotz der Belastung des Anhängers kurz durch. Danach war es wieder eben und geteert.

Wie die Welt doch klein ist, Brugg mitten im Vinschgau

Wie die Welt doch klein ist, Brugg mitten im Vinschgau

Mit einem Mal gab es nur noch einzelne Obstplantagen, dafür schien jetzt die Fischzucht der Erwerbszweig zu sein. Der Radweg war ein hin und her zwischen Bahngleisen, Fussgängersteigen, Holzbrückchen. Eine dieser Kanten hat dann wohl das Leben des Schlauches im schmalen Reifen des Rennrades gekostet. Es war ein Schleicher. Ich spürte, dass ich jetzt wohl etwas Glück gebraucht hätte. Doch schon bald fing das Hinterrad zu wippen und zu schwimmen an. Ich hatte gerade noch Zeit, mir ein schattiges Plätzchen für das Mittagessen und den Schlauchwechsel zu suchen.

Plattfuss flicken und Mittagessen aus dem Anhänger

Plattfuss flicken und Mittagessen aus dem Anhänger

Nach der Reparatur und dem Mittagessen aus den Notvorräten im Anhänger, war es nicht mehr weit bis zur Abzweigung links ins Münstertal rechts auf den Reschenpass. Ich nahm die letzte Steigung für heute zur Schweizer Grenze hinauf. Über dem Gebiet Umbrailpass und Stilfserjoch, zogen sich Regenwolken zusammen. Der eine Schauer erreichte nur knapp nach mir das Hotel in Müstair.

Wo es morgen weiter geht

Wo es morgen weiter geht

Einigermassen überrascht stellte ich fest, dass trotz der gefühlten flachen Fahrt, ausser dem letzten Anstieg in die Schweiz, 800 Höhenmeter zusammengekommen sind.

Nun sind es noch zwei Pässe, bevor ich dann eine lange, ziemlich flache Fahrt bis nach Hause haben werde. Da ich genügend Zeit habe, werde ich wohl Morgen den Ofenpass und am Mittwoch den Flüelapass fahren.

Rabland(I/SĂĽdtirol) nach MĂĽstair (CH/GR)

Rabland(I/SĂĽdtirol) nach MĂĽstair (CH/GR)


 

7. September 2014
von Urs
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Radfahrt
Vormittag

einzelne_Wolken

Nachmittags

einzelne_Wolken

100.19KM

1652 HM
5:53 H

Penserjoch und weiter auf dem Weg nach Hause

Blick zurĂĽck nach Sterzing / Vipiteno

Blick zurĂĽck nach Sterzing / Vipiteno

Das Wetter spielte heute wieder voll auf Sommer. Diesmal sogar mit einer recht guten Temperatur am Morgen. Das Garmin zeigte zwar entlang den Felswänden während des Aufstieges zum Penserjoch knapp 30 Grad an, gefühlt können es aber höchstens 20 gewesen sein.

Tunnel ohne Dach

Tunnel ohne Dach

Die Strasse zum Penserjoch weist nur wenig Spitzkehren auf. Lange führt sie über dem Haupttal entlang des Bergrückens immer weiter in die Höhe, bis sie dann doch endlich in einem Seitental verschwindet. Fast immer hat man einen sehr guten Ausblick ins Tal hinunter. Oftmals kratzen die Steigungsprozente an der 14%-Marke. Es müssen ja immerhin auf 14km etwa 1300 Höhenmeter überwunden werden. Da bleibt nicht mehr viel Spielraum für flachere Strecken. Doch als dann für die letzten 2.5 KM immer noch über 300 Höhenmeter zu überwinden waren, da brach meine Leidensbereitschaft endgültig zusammen. Marschieren war angesagt.

Penserjoch, Passhöhe

Penserjoch, Passhöhe

Auf der Passhöhe angekommen kommt man in den Genuss eines wunderbaren Panoramas. Der Blick reicht auf drei Seiten bis weit in die Täler hinunter. Heute, bei diesem schönen und warmen Wetter genügte mir für die Abfahrt das Windjäckchen.

Penserjoch, Passhöhe, in Richtung Nord, Aufstiegsseite

Penserjoch, Passhöhe, in Richtung Nord, Aufstiegsseite

Die Abfahrt geht von der Passhöhe bis nach Bozen hinunter. Fast nirgends eine Gegensteigung. Ab und zu etwas Gegenwind. Noch selten habe ich auf so einfache Art und Weise, fast 2000 Höhenmeter (während knapp 50 KM) am Stück vernichtet. Unterwegs, bei einer der Passagen, wenn der Velofahrer aussen um die neuen Tunnels herumgeleitet wird, ein kleiner Halt für das Mittagessen.

Kurz vor Bozen wird das Tal dann noch einmal richtig eng. Selbst als Velofahrer darf mann dann durch unzählige, längere und kürzere Tunnels fahren. Zeitweise hatte ich das Gefühl, die Strasse würde hier nochmals mächtig an Höhe verlieren.

Von Bozen habe ich nicht viel mitbekommen. Ich konzentrierte mich auf meinen violetten Strich auf dem Navigationsgerät, welcher mich sicher und zielgerichtet durch Bozen und anschliessend am Talrand nach Meran hinaufführte.

Obstkultur

Obstkultur

Die Strecke von Bozen nach Meran ist einigermassen flach. Mein GPS führte mich mehr oder weniger entlang des Talrandes.  Bei den heutigen sommerlichen Temperaturen ist es aber dennoch ziemlich schweisstreibend. Entlang der Strecke befinden sich viele Apfelplantagen, dazwischen auch mal Pflanzungen mit Rebstöcken. Bei den Äpfeln habe ich nur gestaunt, wie viele da an einem einzigen Ast wachsen können. Da müsste unser Apfelbaum zuhause, sich mal ein Beispiel nehmen. 🙂

Weinfass / Weingegend

Weinfass / Weingegend

In Meran führt mich der violette Strich am GPS auf den Vinschgauer Radweg. So komme ich gut und überraschend schnell durch Meran hindurch. Nach Meran dann eine letzte kräftige Steigung bevor ich in Rabland meinen Renner in den Heizungskeller des Hotels stellen kann.

Sterzing / Vipiteno ĂĽber Penserjoch, Bozen und Meran

Sterzing / Vipiteno ĂĽber Penserjoch, Bozen und Meran


 

6. September 2014
von Urs
3 Kommentare

Radfahrt
Vormittag

schoenster_Sonnenschein

Nachmittags

einzelne_Wolken

105.16KM

1640 HM
5:52 H

Staller Sattel und rund um Bruneck

Der Tag beginnt wunderbar, Sankt Jakob in Defereggen

Der Tag beginnt wunderbar, Sankt Jakob in Defereggen

Den heutigen Teil der Heimfahrt durfte ich bei wolkenlosem Himmel in Angriff nehmen. Mein Androide meldete zwar eine Temperatur von 5 Grad, gefühlt -4, doch nach einem Aufenthalt auf dem Balkon meines Hotelzimmers legte ich die Wintersachen wieder in den Anhänger. So kalt konnte es niemals sein, zudem würde mir der Staller Sattel sicherlich gehörig einheizen.

Während der Nacht legte ich die Idee, mit dem Rennrad über das Klammeljoch zu fahren bei Seite. Es schien mir zu heikel, diesen Mountainbike-Pass mit dem Rennrad zu fahren. Aus einer früheren Fahrt kannte ich den Staller Sattel noch etwas. Ich fuhr damals hinter einem Gewitter auf regennasser Strasse hinauf. Heute wäre es sicherlich besser und angenehmer.

So kam es denn auch. Der Morgen war zwar noch frisch, den Felswänden entlang auch kalt. Aber immerhin trockene Strassen. Zudem wurden seit meiner letzten Bergfahrt an diesem Pass einige Stellen von Frostschäden und anderen Belagsschäden repariert. Mir schien, dass über weite Strecken ein neuer Belag aufgelegt wurde.

Staller Sattel

Staller Sattel

Hat man mal die Höhe fast erreicht, gleicht der Pass einer welligen, schiefen Ebene. Einen See gibt es oben und einen wunderbaren Blick in Fahrtrichtung und nach hinten. Seitwärts stehen einfach ein paar Bergriesen, die die Sicht nach mehr versperren.

Spektakulär am Pass ist die Abfahrt nach Italien und somit auch ins Südtirol. Nur alle Stunden darf einmal losgefahren werden. Die Strasse ist sehr steil und schmal, hat viele Kurven. Heute entlang den Felswänden natürlich sehr kalt. Nach vielen, fast senkrecht vernichteten Höhenmetern gelangt man an den Antholzersee. Offensichtlich ein Winterkurort. Ab dann wird auch das Tal rasch viel breiter, bleibt aber für die Abfahrt ins Pustertal weiterhin noch eine Zeit lang sehr steil.

unterwegs zur Sonnenterrasse

unterwegs zur Sonnenterrasse

Ich war schon ein paar Mal in der Gegend von Bruneck / Brunico. Jedesmal habe ich mich zwischen Autobahnen, verbotenen Durchfahrten durch Tunnels und Baustellen verirrt und verfahren. Heute wählte ich einen Weg “oben durch”, ĂĽber die Pustertaler Sonnenstrasse (Google: Pustertaler Höhenstrasse) und ĂĽber die Sonnenterrasse (Terento). Beides machte heute seinem Namen alle Ehre. Weit weg vom Verkehr, aber zum Preis von teils steilen Höhenmetern, kam ich in den Genuss eines schönen Ausblickes hinĂĽber in die Dolomiten.

Der zweite etwas unschöne Teil an der Strecke, ist die Verzweigung der Strassen und Autobahnen rund um Brixen / Bressanone herum. Auch da fand ich eine Route, welche dem Hang entlang und etwas oben durch führte (Aica). Ich traf die Hauptverkehrsachse erst wieder nach Franzens Feste.

kurz vor Sterzing

kurz vor Sterzing

Ab da, waren es noch etwa 30 Kilometer bis nach Sterzing / Vipiteno, meinem heutigen Übernachtungsort. Sterzing liegt zu hinterst im Tal. Die Brennerautobahn und die Eisenbahn fahren am Dorf vorbei. Das Dorf ist aber auch Ausgangspunkt für die beiden Pässe Jaufenpass und Penserjoch. Radfahrer des Öztaler Radmarathons kennen die Situation sicherlich bestens.

Sankt Jakob in Defereggen nach Sterzing / Vipiteno


 

5. September 2014
von Urs
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Radfahrt
Vormittag

Nebel

Nachmittags

bewoelkt

79KM

1130 HM
4:16 H

Die ĂśberfĂĽhr-Etappe

… oder die zu kurz geplante Etappe. Aber auch das hat einen Grund, sogar mehrere:

Heiligenblut, vor der Abfahrt

Heiligenblut, vor der Abfahrt

Eigentlich wollte ich zuerst von Heiligenblut aus, nochmals ein kleines Stück auf der Hochalpenstrasse des Grossglockners hinauffahren, dann die Abzweigung zur Franz Josephs Höhe nehmen. Der ehemalige, österreichische (letzte?) Kaiser, richtete sich dort einen Sommersitz ein, um den Gletscher und den Grossglockner, eben Österreichs höchsten Berg zu bestaunen. Die Webcam zeigt allerdings nur eine Ebene von Wasserlachen und den üblichen Kommerz für solche Orte. Ist ja klar, auch die österreichischen Gletscher dürften ja in den letzten Jahren ziemlich stark geschmolzen sein. Da dürfte es wohl kaum mehr viel zu sehen geben. Zudem liessen die Nebelschwaden heute Morgen nicht erwarten, dass man in dieser Höhe noch viel sehen könnte. Da machte ich mich auf den Weg nach unten, in Richtung Lienz.

Sankt Jakob in Defereggental ist fast die letzte Ortschaft im Tal. Nur wenige Kilometer weiter hinten teilt sich die Strasse. Einerseits geht es auf das Klammeljoch, andererseits auf den Staller Sattel. Beides Pässe auf ĂĽber 2000 Meter ĂĽber Meer. Den Staller Sattel kenne ich von einer frĂĽheren Fahrt her schon. Doch das Klammeljoch soll zwar bezĂĽglich Ausblicken und Natur etwas vom schöneren sein. Liesst man die Beschreibung bei “quäldich.de”, so scheint es der typische Mountainbike-Pass zu sein. Will ich das meinen schmalen Reifen am Rennrad auch noch antun? Die “schlimmere” Seite ist die östliche Seite, also von da her ich morgen hinauffahren wĂĽrde. Grober Schotter an den steilsten Stellen ist zu erwarten. FĂĽr mich mit dem Anhänger wĂĽrde das ohnehin bedeuten zu schieben. Doch schieben auf Schotter? Das Wetter wird morgen den Entscheid fällen. Schieben bei Sonnenschein ist io, doch schieben durch den Nebel? Dann lieber fahren auf der geteerten Strasse im Nebel, also Staller Sattel.

So geriet denn die heutige Etappe etwas kurz.

Iselsbergpass

Iselsbergpass

Der Iselsbergpass, kommend von der Grossglocknerstrasse her, ist nicht viel mehr als eine längere Gegensteigung. Danach geht es während einigen Kilometern hinunter in die Ebene von Lienz. Heute auch durch die Nebeldecke über dem Tal. Nach Lienz fand ich wieder den Radweg entlang der Isel. Spontan beschloss ich bei einer der Raststellen eine längere Pause einzulegen.

Rastplatz an der Isel

Rastplatz an der Isel

Im Sommer sicher ein schöner Platz. Mit Sandbank, Bänkchen, Feuerstelle, Holzplateau für die Liegestühle oder Badetücher der Sonnenhungrigen, vielleicht ein kurzes Bad in der Isel oder wenigstens ausgiebiges Füssewaschen. Doch heute? Ich stapfte mit den Rennradschuhen und den Gummiüberzügen durch das nasse Gras, plünderte den Notvorrat aus dem Anhänger, hoffte auf Sonne und entledigte mich schlussendlich doch noch der Beinlinge, derweil der Radweg langsam abtrocknete.

Nach einer guten Stunde Aufenthalt, bummelte ich langsam talaufwärts. Über heruntergefallene, farbige Blätter und Holzstückchen aus den Bäumen. An den Berghängen klebten wieder diese Wolken- und Nebelbänke. Strava wird mich mit einer ungeheuer tiefen durchschnittlichen Geschwindigkeit strafen. Aber ich genoss dennoch den Blick auf die Isel und träumte von Sommer und Wärme.

Warm wurde es mir dann allerdings bei der Einfahrt ins Defereggental. In Huben zweigt die Strasse ab. 10% 2 KM, stand auf der Tafel. Das war zu schaffen. Anschliessend zog es sich ziemlich wellig und ansteigend noch knapp 20 KM dahin. Mehrere Gallerien, ein längeres Tunnel ein letzter Anstieg, und ich war im heutigen Hotel angekommen.

Nach dem Nieselregen vom Morgen, klarte das Wetter wenigstens soweit auf, dass die Strassen wieder trockneten. Sonne gab es keine, doch heute Abend auf dem Balkon des Hotels, in der Richtung der morgigen Fahrt, da konnte ich immerhin wieder einmal wolkenlosen Himmel, blaue Farbe, sehen.

Geographisch geht es schon fast hektisch zu und her: Gestern auf der Glocknerstrasse, während der Fahrt durch das Tunnel Hochtor habe ich das Salzburgerland verlassen und bin in das Land Kärnten gefahren. Heute auf dem Iselsbergpass, verliess ich Kärnten bereits wieder und befinde mich jetzt (wieder) in Tirol.

6. Etappe Heiligenblut nach Sankt Jakob in Defereggen


 

 


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