Den Weg aus Biella hinaus habe ich dann auch einmal gefunden. Irgendwie hinten herum, getreu meiner Idee, über die letzten Ausläufer der Alpen in den Piemont, begann auch schon bald wieder die Klettererei. Es war alles machbar, am Morgen mag ich sowieso etwas steiler und länger hinauffahren. Ich gelangte wieder auf eine Art Panoramastrasse, genoss die letzten Aussichten, heute in eine wolkenlose Poebene hinaus.
Danach verschwand die Strasse in der 2. und 3. Reihe der Alpen. Ich fuhr entlang von schönen Bächlein, manchmal etwas steiler, manchmal einfach auch eben dahin. Etwa bis zu dem Punkt, an dem ich mich dem Lago dOrta näherte. Auch den hatte ich vor Jahren schon mal auf seiner Ostseite umfahren. So plante ich diesmal eine Fahrt an der Westseite. Bei Quäldich waren keine Profile verfügbar, nur die Strecke.
Bei Valduggia bog mein Weg ab, durch das Dorf. Einmal mehr über Kopfsteinpflaster, das in der Mitte nur gerade mit zwei Streifen mit Steinplatten unterbrochen war. Sieht man übrigens in Italien, wenigstens auf den abgelegenen Strässchen, die ich bis hierher befahren habe, immer wieder. Der Weg führt weiter entlang eines Bächleins, überquerte das Bächlein, um die Ecke eines Gebäudes. Da war sie, die Wand. Absteigen. Was nun folgte, dem konnte man nicht mal mehr wandern sagen. Was war klettern mit Radschuhen. Der Weg war so steil, dass ich oftmals den Fuss nur mit den Zehenspitzen absetzen konnte. Hielt ich mal kurz an, musste ich die Hinterradbremse fest anziehen, damit das ganze Gefährt nicht abrollte. Glücklicherweise war vieles im Wald. Unglücklicherweise waren nur ganz wenige Passagen wirklich halbwegs eben. Es ging entweder sehr steil hinauf, oder gleich hinunter.
Auf dem Garmin sieht man die Höhenkurven nicht. Deshalb frage ich dann manchmal mit den Googlemaps, wie lange das noch so gehen könnte. Doch hier gab es keinen Empfang. Google konnte nicht mal meine Position bestimmen, geschweige denn Karten runterladen. Der ziemlich dichte Mischwald verdeckte alle Sicht, die häufigen Spitzkehren, die Bogen, das auf und ab über Bergrücken erschwerten es ziemlich, die Übersicht meiner eigenen Position zu behalten. Es blieb eigentlich nur noch die Nordanzeige auf dem GPS und die vermutete Distanz zum Lago dOrta.
Aber alles Leiden hat mal ein Ende. Eine der steilen Rampen hinunter, entpuppte sich dann doch als Abfahrt in Richtung See und da hatte ich dann auf einmal eine recht gute Aussicht.
Bald danach ging es aber wieder hinter einem Hügel herum an den See nach Omegna. Ich gönnte mir einen letzten Blick auf den See und setzte zur Transferpassage an den Lago Maggiore hinüber an. Nach einer längeren Ebene an der heissen Sonne, gelangte ich nach Verbanio. Ab dann verhalf der Sonnenstand und die umliegenden Berge doch zu recht viel Schatten. Denn im Gegensatz zu den letzten Tagen, brauten sich heute nirgends irgendwelche Gewitter zusammen. Sonne und Sommer pur.
Die Fahrt auf diesen vielen Kilometern abgelegen Strässchen und Strassen zeigt langsam Folgen. Die Strassenqualität entspricht oftmals der, eines geteerten Feldweges. Durch die meisten Dörfer liegt mehr oder weniger grobes Kopfsteinpflaster. Schlaglöcher sowieso zu allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten. Allen Schlaglöchern konnte ich nicht ausweichen, gehört irgendwie zu Italien. Nur mein Gesäss beginnt jetzt zu rebellieren. Rechts ist es dank anderer Sitzposition langsam wieder verheilt. Nur hat es heute links eben doch, vermutlich wegen der anderen Belastung angefangen aufzureissen. Ein Tag Ruhe würde vermutlich vieles wieder heilen. Aus familiären Gründen, geht das aber nicht und ich muss Freitag zu Hause sein.
So habe ich mich heute entschlossen, meine Ferienfahrt hier in Locarno abzuschliessen. Den Gotthard mit seiner Kopfsteinstrecke (Tremola) habe ich ja schon mehrmals mit und ohne Anhänger gefahren. So lasse ich mich, mit einem etwas wehmütigen Blick auf die schöne Abfahrt in der Schöllenen, eben mit dem ÖV ins Mittelland tragen. Denn wo keine Leistung für die Auffahrt ist, soll auch keine Belohnung für die Abfahrt sein. So einfach ist das. 🙂