Nach dem ich nun monatelang keine langen Touren mehr gemacht hatte, wollte ich es heute wissen, ob ich es noch mindestens sieben Stunden im Sattel aushalte. FĂĽr meine kommenden Sommerferien zeichnet sich nämlich eine “Tagesportion” in etwa dieser Grössenordnung ab.
Weil mich der Jura immer wieder interessiert und auch fasziniert, habe ich eine Strecke über diese Hügel gesucht. Der Weissenstein ist einer jener Pässe, die ich noch nie gefahren bin und der von zu Hause aus noch gerade so im Bereich des Möglichen liegt, will ich nicht auf die Hilfe des ÖV zurückgreifen.
Die gewählte Strecke kannte ich zum Teil schon aus anderen Fahrten. Im Jura trifft man immer wieder auf sehr steile, meist aber auch recht kurze Steigungen. Ich wollte diese am Anfang meiner Strecke haben. Damit nahm ich dann allerdings auch in Kauf, dass die Heimfahrt wohl grösstenteils gegen die zur Zeit herrschende Bise gefahren werden musste.
Den Bözberg, als einer meiner Hausberge, bot noch kein Problem. Anschliessend wurde es hinter dem Hauenstein hindurch recht hĂĽgelig. Mehrmals standen 20% – Tafeln an der Strasse. Landschaftlich ist es ĂĽber weite Strecken ein schöner Genuss. Oftmals weiter Blick ĂĽber die Basler Landschaft, vorbei an Kirschbäumen. Die Kirschen hängen noch in allen Farben Rot, gelb und grĂĽn. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis sie reif sind.
Die erste längere Herausforderung war dann die Auffahrt auf den Chilchzimmersattel. Ich genoss einen Moment lang die Aussicht auf beide Seiten, bevor ich mich in die Tiefe stürzte. Die Belohnung wartete etwas weiter unten mit einer frisch geteerten Hauptstrasse. Noch nicht mal die Schachtdeckel waren fertig montiert und die Bemalung fehlte auch noch. Ein paar Kilometer lang, leichte Bergabfahrt, gestossen von der Bise, gefahren auf einem noch ganz frischen Belag.
Nach Balsthal dann Richtung Welschenrohr und Gänsbrunnen. Die Bise leistet guten Schub. Bei der Abzweigung zum Weissenstein hinauf, gibt es angesichts der 15%-Tafel aber erst Mal einen Bananenhalt, bevor ich mich an die Kletteraktion mache. Nach ein paar Metern führt die Strasse in den Wald. Die Streckenteile zwischen den paar wenigen Spitzkehren scheinen endlos lang zu sein. Wegen des Waldes gibt es auch kaum Aussicht. Ich bin versucht, den 15% auf der Tafel zu glauben. Doch überraschend steht nach der dritten Spitzkehre bereits die Passtafel des Weissenstein vor mir.
Die Abfahrt nach Solothurn hinunter ist eine Einbahnstrasse, geregelt mit Rotlicht. Bei der Runterfahrt kann ich ein paar Tafeln mit 20%-Markierungen entdecken. Die wenigen Ausblickmöglichkeiten mit Sicht über das Mittelland sind zu klein, Bin bei allen vorbeigebrettert. Bin aber doch froh, bei der heutigen Tour, den Weissenstein von der Nordseite her erkurbelt zu haben.
Wie erwartet begrüsst mich ich in Solothurn eine teils zügigen Bise. Komme kaum nach mit Wassernachschub, so stark trocknet der Wind aus. Bananenhalt, Biberlihalt, Brunnenstops wechseln sich ab. Ab Olten, gut 30 Kilometer Kampf gegen die Bise sind geschäfft, entschliesse ich mich für eine Strecke etwas mehr durch die Ortschaften. Teilweise kann ich so tatsächlich der Bise etwas ausweichen.
Wollte ich heute als Vorbereitung auf meine Sommerferien mal testen, ob ich es ĂĽberhaupt noch ĂĽber 100KM auf einem Radsattel aushalten kann, so ist dieser Test erfolgreich abgelaufen. Etwas knapp wurde es hingegen mit dem Akku von meinem GPS (Garmin Edge810). Ich hatte das Gerät auch während der Mittagspause oder den Halts fĂĽr die Zwischenverpflegung absichtlich nicht abgeschaltet. Die gut 9 Stunden Laufzeit mĂĽssen den Akku wohl an den Rand der Verzweiflung gebracht haben. “Akku schwach” wurde bei 10% gemeldet, da war ich gerade in Aarau durchgefahren. Zu Hause waren es dann noch 4%.