Ende März habe ich mich hier über meinen Entscheid der Software ausgelassen, die ich künftig für mein Weblog verwenden werde. Derzeit wird mein Weblog bei einem Provider in Amerika gehostet. Damals, vor bald 10 Jahren, war dies einer der Provider, welcher es ermöglichte, zu relativ geringen Kosten, mehrere Domain-Namen und mehrere MySql-Datenbanken zu haben. Dazu freier Datentransfer, E-Mail-Umleitungen und E-Mails in einer Anzahl wie ich sie nie gebrauchen würde und einer gehörigen Menge Speicherplatz.
Tja, die Zeiten ändern sich. Ich machte mich auf die Suche nach einem Provider in der Schweiz und musste bald feststellen: Man könnte das heute alles günstiger, in der Schweiz oder wenigstens Europa auch haben. Um weitere Kosten zu sparen, könnte man die ganze Einrichtung auch irgendwo in der Cloud, in der IT-Wolke, unterbringen.
Cloud?
Einfach gesagt, ist ja die Cloud, oder eben die IT-Wolke, ein Platz auf einem Server. Nur weiss ich als Benutzer nicht mehr, auf welchem Server sich meine Daten gerade befinden. Denn diese werden ja vom Provider in Abhängigkeit von Grösse, Verfügbarkeit, Vertraulichkeit, Auslastung des Serverparks und vielen anderen Kriterien immer wieder verschoben, aufgeteilt. Durch die optimalere Auslastung der Anlagen beim Provider kann er mehr Datenvolumen und erst noch zu einem kleineren Preis offerieren. Im Gegensatz zu heute, wo ich auf einem ganz bestimmten, mir bekannten Server, eine bestimmte Menge Speicherplatz miete, ob ich den nun brauche oder nicht.
Das Thema begann mich immer mehr zu faszinieren. Irgendwann stiess ich auf den Begriff der “ownCloud”, der eigenen Wolke. Warum nicht? Was braucht es dazu? Könnte ich das auch?
Klar, fĂĽr mein Weblog, die paar tausend Fotos, ein paar Minuten Filme, die Software, ein paar Datenbanken, brauche ich ja nicht einen ganzen Serverpark. Auf einer Harddisk hätte da alles Platz drauf. Einen Kabelanschluss von einem der grossen Anbieter haben wir ja schon im Haus. Um die dynamisch, immer wieder neu zugeteilte IP-Adresse auf dem Modem zu “fixieren”, gibt es heute Dienste im Internet, die das fĂĽr einen ĂĽbernehmen könnten. Bleibt noch die Geschwindigkeit der DatenĂĽbertragung einerseits im Haus oder der Wohnung und andererseits zum Haus.
Ich glaube die Geschwindigkeit der Daten zum Haus ist nicht das Problem. Denn über die Leitung kommen ja auch TV, Radio und Telefon herein. Der Provider erhöht ständig den Durchsatz. Bleibt noch der Datentransfer im Haus.
Im Haus, also nach dem Modem des Providers, hätte ich ja drei Möglichkeiten Internetdaten zu transportieren. Wireless, Netzwerkkabel oder die Verteilung über die Stromleitung (Powerline). Wireless ist mir zu unsicher und zu störungsanfällig für einen dauerhaften Betrieb. Netzwerkkabel wäre möglicherweise die schnellste Möglichkeit zur Übertragung der Daten. Doch dafür müsste ich einige neue Löcher in Wände und Böden bohren, sollten die Kabel nicht wie Wäscheleinen herumhängen. Powerline habe ich keine Erfahrung, wohne in einem bald 100-jährigen Haus und habe keine Ahnung, wie sich da unsere Stromleitungen eignen würden. Was tun?
Die Meinungsbildung begann mit Suchen im Internet, abwägen, lesen in Foren, Gespräche mit Kollegen, Vergleich von Kosten. Nach vielen gelesenen Problemen bei allen drei Lösungen (Wireless, Netzwerkkabel, Powerline), entschloss ich mich für einen Versuch mit Powerline. Ausser der Adapter auf der Steckdose fallen mal vorerst keine weiteren Kosten an.
Ich entschloss mich fĂĽr die aktuell schnellsten Adapter. Die dLAN 500 Serie von devolo mit durchgeleiteter Steckdose. Glaubt man der Werbung so kann man nur die Adapter in die Steckdose einstecken und weiter gehts mit Surfen im Internet.
Naja, eigentlich schon. Mein Windows 7 – Notebook begriff das sofort. Von devolo wird noch ein dLAN-Cockpit zur Verwaltung des Netzwerkes mitgeliefert. Damit konnte ich die beiden Adapter des Starterkits zum selben Netzwerk zusammenfĂĽgen. Mehr MĂĽhe machte der zweite Notebook im Haus, worauf Windows Vista läuft. Vista wollte um keinen Preis begreifen, dass es ab sofort keinen Wireless-Zugriff mehr im Haus gibt, sondern nur noch ein “verdrahtetes” Netzwerk. Es war nicht zu realisieren. Vista erlaubte höchstens lokalen Zugriff. Nach viel Ăśben am Notebook und Lesen in Foren, entschloss ich mich dann halt doch, fĂĽr einen Wireless-Adapter von devolo. Vista bockte eine Weile weiter, bis ich mal das Cablemodem vom Strom nahm und damit das Netzwerk quasi neu startete. Da gab dann auch Vista “local und internet” – Zugriff frei.
Fälschlicherweise hatte ich vor Jahren mal einen Drucker für den USB-Anschluss gekauft. Den wollte ich jetzt auch noch in das Netzwerk einbinden. Devolo hat seit Neuestem auch für solche Fälle einen Adapter im Verkauf, zwar nur aus der dLAN 200 Serie. Hier war es Windows 7 das bockte. Ich musste den Drucker samt Treiber von meinem Notebook entfernen und dann nochmals über den USB-Adapter neu installieren. Vista merkte das selber irgendwie, installierte ohne mein Zutun eine Kopie des Druckers und sämtliche Treiber. Funktioniert jetzt auf jeden Fall für beide Notebooks. Einzige Unschönheit ist allenfalls, dass immer nur ein PC den Drucker belegen kann, genau so, als ob er auch an diesem PC im USB-Anschluss stecken würde. Das wäre bei einem Netzwerkdrucker sicherlich anders.
Heute Abend, habe ich nun das gesamte Netzwerk ĂĽber das dLAN-Cockpit von devolo verschlĂĽsselt. Funktionierte bestens, bis auf die Verbindung des Windows Vista Notebook mit dem Wireless-Adapter. FĂĽr ihn musste ich das Netzwerk nochmals “neu starten”.
Im dLAN-Cockpit, einer grafischen Darstellung des Netzes, sind immer alle aktiven Adapter mit ihrer Transferrate dargestellt. Es ist beachtlich, welchen Schwankungen diese unterliegt. Am Hausanschluss erreicht das Netz während des Tages in der Regel Transferraten von 200 Mbit/s und mehr. Im Verlaufe des Abends sinkt diese Rate dann langsam gegen 100 Mbit/s hinunter. Erstaunlicherweise bringt es selbst der USB-Adapter noch auf Transferraten von knapp 100 Mbit/s.
Werde nun noch eine Weile lang die verschiedenen Steckdosen im Haus versuchen auszumessen und dann, aber erst dann, kommt der Entscheid zur “ownCloud”.