Die Distanz der fünf Frühjahresklassiker ist gefahren. Heute auf dem Heimweg, um sicher zu sein, dass ja genug Kilometer zusammenkommen, drehte ich noch eine kleine Zusatzrunde zum öffentlichen Schwimmbad hinunter. 1000 Kilometer ist mein monatliches Ziel, da denkt man, dass 319 zusätzliche KM sicher nicht so ein Problem sein können. Aber wie das Leben so spielt, geniessen wir in der Woche Frühlingsferien schöne Ausflüge (ohne Rad) und wenn wir wieder zu Hause sind, ich dann Zeit gehabt hätte für ein paar Kilometer, war auch der Regen wieder da.
Glücklicherweise kam anschliessend an die Ferien wieder eine wunderbare und warme Woche. Da konnte ich dann auf dem Heimweg jeweils grössere Teile der verpassten Kilometer aus der Ferienzeit noch zusätzlich anhängen. Letztes Wochenende wieder Regen. Da musste ich raus, denn nochmals so lange Heimwege fahren, vielleicht sogar noch im Regen, das wollte ich dann doch nicht. Seit Sonntag habe ich nun mit ziemlich viel Glück auf meist trockenen Strassen, noch die letzten gut 200 Kilometer reingefahren.
Nachdem ich dieses Jahr noch keine Challenge bei Strava erfĂĽllt hatte, musste es diesmal einfach gelingen. Ist gut fĂĽr den Kopf, die Motivation und das eigene Ego, mehr nicht.
Das heutige Foto, die Ludwigskapelle in Turgi, ist auch ein Fundus in Zusammenhang mit Geocaches. Wer kennt sie schon! Mit dem Schnellzug braust man auf den nahen Geleisen vorbei, von der Hauptstrasse aus kann man sie kaum sehen, weil davor noch ein anderes Haus steht. Die Kapelle selber steht auf einer kleinen Anhöhe, umgeben von ziemlich hohen Bäumen und dichtem Gewächs. Dabei dürfte hier der Anfang der Geschichte von Turgi liegen.
Die fast tägliche hin- und herfahrerei zur Arbeit droht manchmal ins Eintönige, ins Langweilige, abzurutschen. Nicht alle Fahrten am Morgen fĂĽhren in einen faszinierenden Sonnenaufgang. Auch die abendlichen Heimfahrten finden ja grösstenteils entweder in der Dunkelheit statt, oder es ist noch lange nicht Zeit fĂĽr einen Sonnenuntergang. Dazwischen liegt die Winterzeit, mit zwei fast vollständigen Nachtfahrten und es gibt jede Menge Fahrten bei Nebel, Bewölkung, Nieselregen und anderen eher “lieber kein Wetter als das” – Zuständen.
Letzten Sommer habe ich ja trainiert fĂĽr unseren Gruppenevent am Inferno MĂĽrren, einem Triathlon, an dem ich den Teil des Rennrades zu bestreiten hatte. Ich musste trainieren, Geschwindigkeit und Höhenmeter waren gefordert. Dieses Jahr, habe ich keinen solchen Event geplant, habe also daher nicht so einen “Zwang” nach KM und Höhenmetern zu erfĂĽllen. Dennoch, ein bisschen Herausforderung muss ja sein.
In den Ferien suche ich gerne nach Geocaches. Manchmal erfährt man dabei Einiges über die Gegend, vielleicht Geschichtliches oder etwas Geografisches, manchmal auch Kulinarisches oder man hat schlicht die Freude anderer geteilt, die sich oftmals doch recht Mühe geben, allerlei Kistchen und Behälter möglichst unauffällig und phanatasievoll zu verstecken.
So versuche ich nun auch bei meinen Fahrten mit dem Rennrad, jeweils ein bis zwei Geocaches zu suchen. Klar, mit dem Rennrad ist man da etwas eingeschränkt, Feldwege und Waldwege kommen schon fast nicht mehr in Frage, jedenfalls nicht jetzt nach all der Feuchtigkeit. Entlang meines Arbeitsweges und kleinen angehängten Umwegen, dürfte es aber derzeit noch genügend, auch für das Rennrad noch zugängliche, Verstecke haben. Jedenfalls genügend bis es das nächste Mal wieder Winter und damit auch wieder dunkel wird.
So gelange ich nun auch entlang meines Arbeitsweges immer wieder zu neuen Informationen, oder mindestens zu neuen Ausblicken über Landschaften oder einfach nur an neue Orte, an denen ich sonst noch lange achtlos vorbeigebrettert wäre. Kürzlich war das eine Hafereiche, mitten in einem Wald, auch schon ein Bänklein auf einer Krete mit einem riesigen Ausblick, im Hinterhof einer Kirche oder eine geschichtliche Abhandlung über den Bahnhof Mellingen, an der Heitersberglinie.
Für den Anfang suche ich mir noch die einfachen Verstecke heraus. Wie heute Abend. Sieht zwar schwierig aus, wenn man an einem langen Geländer ein Metallröhrchen, etwa halb so gross wie einen Fingerhut suchen muss. Doch die Zusatzangabe des Eigentümers, stimmige Koordinaten und ein bisschen Glück, vermischt mit der Erfahrung früherer gefundener Geocaches, bringen einen dann doch relativ rasch zum Versteck.
Doch die Zeit wird kommen, da sind die einfachen und rennradfähigen Verstecke gefunden. Es wird ganz langsam immer schwieriger. Oder vielleicht machts die wachsende Erfahrung wieder leichter. Mal sehen.
28. April 2013
von Urs Kommentare deaktiviert fĂĽr Vom Mutschellen ins Aaretal
Das Mittagessen dauerte doch etwas länger, als ich das vorhersehen konnte, so reichte es nur noch für eine kürzere Runde. Immerhin, denn 62 KM mussten es mindestens sein, damit ich die nächsten beiden Tage wegen der Challenge bei Strava, als letzte Möglichkeit, meinen Heimweg von der Arbeit nicht nochmals übermässig verlängern muss.
Es ist schon eine ganze Weile her, seit ich zum letzten Mal den Weg zum Mutschellen hinauf unter die Räder gelegt habe. An der Hügelflanke zur Reuss befinden sich auch noch ein paar Gemeinden, die ich für mein Projekt noch zu fotographieren habe. Somit eine gute Gelegenheit, wieder einen kleinen Teil meiner Arbeit zu vervollständigen.
Ich verzichtete heute allerdings, bis ganz auf die Passhöhe des Mutschellen zu fahren. Bei Bellikon nahm ich die recht steile Abfahrt hinunter ins Reusstal, bei Gnadenthal über die Reuss, zurück nach Mellingen.
Während der Auffahrt zum Mutschellen, wehte wieder einmal ein kühler Wind, dafür war es noch sonnig. Nach der Abfahrt ins Reusstal versteckte sich die Sonne immer mehr hinter den Wolken. Ab Mägenwil, später dann ab Othmarsingen noch besser, sieht man an die Jurakette hinüber. Ich war mir nicht so sicher, ob sich dort doch Regenschauer herumtummelten. Jedenfalls hing da eine merkwürdig, strukturlose Bewölkung am Himmel. Ich beeilte mich, den Weg durch Lenzburg, Rupperswil bis hinüber nach Auenstein hinter mich zu bringen.
In Auenstein machte ich noch einen kurzen Halt, um das dortige Geocache aufzuspĂĽren. Hatte aber Pech. Denn mit dem fallen der ersten feinen Regentropfen, setzte ich mich wieder fĂĽr den Rest des Heimweges und unverrichteter Dinge auf den Renner.
27. April 2013
von Urs Kommentare deaktiviert fĂĽr Warten auf die Regenpause
Manchmal braucht es ein bisschen Druck, einen Motivator, um im Regen draussen zu fahren. Auch hier erfüllen die Strava-Challlenges ihren Zweck. Noch ist das aktuelle Ziel, im April 1319 km zu fahren in greifbarer Nähe. Wäre ja schade, wenn ich dieses Ziel wegen eines verregneten Samstags doch nicht erreichen würde.
Doch Petrus meinte es nicht allzuschlecht. Das Niederschlagsradar war der Meinung, dass es nach dem Mittagessen bis zum Abend eine Regenpause geben mĂĽsste. Vermutlich hatte ich mich ein bisschen zu frĂĽh aufs Rad gesetzt. Denn bereits nach den ersten 10 Km fuhr ich auf nasser Strasse und vom Himmel fiel dieser fiese und kalte Nieselregen. Doch da ich schon mal unterwegs war, fuhr ich auf meiner geplanten Strecke weiter.
Ich benĂĽtzte den heutigen Nachmittag fĂĽr weitere Fotos in den Aargauer Gemeinden, speziell im Bezirk Zurzach.
Wenn ich mit dem Fotoapparat unterwegs bin, schaue ich mich natĂĽrlich immer wieder nach besonderen Motiven um. Denn nebst dem “Pflichtprogramm” des Gemeindehauses, eines Brunnens, der Kirche und eines Restaurants aus der jeweiligen Gemeinde, möchte ich auch noch etwas fĂĽr dieses Weblog fotographieren. So entdeckte ich heute den Schriftzug fĂĽr das heutige Posting, weit oben an einem Haus. Dann frage ich mich schon, wie es dazu kommt. Es scheint zwar ein Restaurant zu sein, doch in unserer Gegend fällt so etwas auf, wo doch die meisten Namen der Restaurants nebst Sonne und Sternen, oftmals noch Bären (mit Bezug auf die ehemaligen Herrschaften aus dem Kanton Bern), Widder, oder mit einheimischen Tieren aus dem Wald oder dem Jäger zu tun haben. Vielleicht noch Namen in Anlehnung an Biermarken, Flurnamen oder den Besitzer, tragen. Aber Eisenhut fällt da irgendwie auf.
Viele Gemeinden bei uns sind ja sehr klein. Da fällt ein Radfahrer auf dem Renner, der suchend die Strasse rauf und runter fährt irgend einmal auf. Nur so kann ich es mir erklären, dass mich heute die junge Dame angesprochen hat, ob sie ihren Kleinlaster vor dem Gemeindehaus wegstellen solle. Ich erzählte ihr dann von meinem Projekt, alle 220 Gemeinden des Kantons Aargau so in einer Art Protrait zusammen zu stellen. Nachdem das erste Misstrauen verschwunden war, wurde sie richtig redseelig und schwärmte von ihrem Dorf und vom Engagement der 260 Seelen im Dorf, und dass sie dieses Jahr 900 Jahre feiern würden.
Ich denke, es wird langsam Zeit, meine gesammelten Fotos in irgend einer Form ins Internet zu stellen. Zumal ich demnächst bald alle Gemeinden in dieser Art fotographiert habe.
Gegen den Schluss der Fahrt musste ich dann doch noch meine Regenklamotten ĂĽberziehen.
26. April 2013
von Urs Kommentare deaktiviert fĂĽr Abwechslungsreiches Appenzell
Fast wie ein kleiner NachhĂĽpfer auf die erst kĂĽrzlich erlebten Ferientage, durften wir fĂĽr heute einen Ausflug in den Kanton Appenzell unternehmen.
Dass der Appenzeller-Käse aus dem Appenzell weltweit exportiert wird und das Hackbrett schwergewichtig im Kanton Appenzell gespielt wird, das ist Allgemeinwissen. Vielleicht gehört auch in diese Kategorie, dass die St. Galler-Stickereien vor allem im Appenzell entstanden sind. Weissküfereien kennt man vielleicht auch noch, doch was es dazu braucht, da beginnt das Wissen löchrig zu werden.
Das Programm, zusammengestellt von Tourismus Appenzellerland, versprach viel Interessantes und einen abwechslungsreichen Tag.
Der Morgen begann in der Weissküferei. Weissküferei deshalb, weil dort nur weisses Holz wie zum Beispiel Ahorn verarbeitet wird. Doch es braucht viel, bis der Rohstoff Holz endlich in die Werkstatt gelangt. Handverlesen werden die Bäume, gross und schlank, die untersten zehn bis fünfzehn Meter dürfen keine Äste haben, kein verdrehter Wuchs, am Nordhang müssen sie stehen und bergwärts müssen sie gefällt werden. Manchmal spielt es auch eine Rolle, ob der Baum im Sommer oder Winter gefällt wurde, und manchmal soll selbst die Mondphase eine Rolle spielen.
Ist das Brett dann mal in der Werkstatt, war früher alles Handarbeit. Die Kübel in allen Grössenordnungen, werden ähnlich wie Fässer zusammengestellt, statt eines Eisenringes erhalten sie aber eine Bandung aus Holz. Dieses Holz muss schnell hochgewachsen sein, sollte also möglichst in der Nähe eines Baches gestanden haben. So lässt es sich einfacher und vor allem ohne Risse und Brüche um die Kübel legen. Heute stehen im Familienbetrieb aber Drehbänke, Schleifmaschinen bis hin zur computergesteuerten Fräsmaschine. Doch es bleibt immer noch viel Handarbeit. Präzise, feine, gekonnte, manchmal auch harte Schläge mit dem Hammer auf das Schnitzwerkzeug.
Was dabei entsteht sind nebst den vielen Kübelchen in allen Grössenordnungen meist Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs. Käsebretter, Schmuckschatulle, Musikdosen, Pfeffer- und Salzmühlen, ja bis hin zu CD-Ständern, Weinflaschenhalter, Wanduhren, und allerlei Spezialanfertigungen, Einzelanfertigungen.
Zum Schluss durften wir selber mit ein paar weniger “gefährlicheren” Schnitzutensilien auf einem Ahorn-Brettchen etwas zurecht hämmern und schnitzen.
Mittagessen dann im Restaurant der Schaukäserei, bevor es ins Volkskundemuseum hinüberging. Da erfuhren wir zuerst einmal viel über die geschichtlichen Hintergründe, warum eben die Stickerei vor allem im Appenzell entwickelt wurde, und nicht in St. Gallen. Auch über das Verhältnis der appenzellischen Untertanen zu den Herrschern in St. Gallen. Selbst die Habsburger haben mal eine Rolle gespielt, wäre doch Appenzell beinahe an Österreich verkauft worden. In der Hochblüte der Stickerei, war die Landwirtschaft nur noch ein kleiner Nebenerwerb. An hunderten von Webstühlen und Stickereimaschinen wurde in den Bauernhöfen gearbeitet. Im Volkskundemuseum wird noch eine der letzten Stickereimaschinen von Hand betrieben. Ein Riesenapparat, vermutlich tonnenschwer, bedient von einer einzigen Person. An der Maschine kann ähnlich eines Replikators auf einer Schablone angezeigt werden, wo die Nadel den Stoff durchstossen muss. Derweil an der Maschine sich 72 Nadeln bewegen und nach viel hin und her Bewegungen 72 identische Rosen auf das feine Tuch gestickt worden sind. Leider reicht die Zeit heute nicht, um auch noch andere Teile, wie zum Beispiel die Bauernmalerei näher zu betrachten.
Als letzten Besuch führt uns der Autobus noch zur Herstellung der Hackbretter. Eigentlich ist es gar nicht sicher, dass das Hackbrett im Appenzell erfunden wurde. Persien, vielleicht auch Frankreich könnten Geburtsorte sein. Sicher ist nur, dass es im Appenzell sehr häufig und auch sehr gerne gespielt wird.
Auch hier spielt die Auswahl des Holzes eine sehr grosse Rolle. Nach ähnlichen Kriterien wie bei der WeisskĂĽferei wird das Holz ausgelesen. Dass nur ganz gesundes, kräftiges Holz in Frage kommt, versteht sich von selbst. Denn die aufgespannten Saiten ĂĽben doch immerhin eine “Zugkraft” von gut einer Tonne auf den Rahmen des Musikinstrumentes aus. Der Hackbrettbauer spielt zwischen den Teilen seiner interessanten AusfĂĽhrungen immer wieder ein StĂĽckchen auf dem Hackbrett.
Zum Schluss können wir noch einen Blick in seine Werkstatt werfen. Auch hier hat es zwar mittlerweile ein paar holzbearbeitende Maschinen, doch die Handarbeit dürfte weitaus den grösseren Teil der Arbeit bestimmen.
Voller neuem Wissen über einen für uns eher unbekannten Ort, werden wir vom Bus wieder an den Bahnhof zurückgeführt. Wir verlassen eine Landschaft, am Fusse des Säntis, zwischen den Alpen und dem Flachland. Eher flachere Hügel, mit einer sehr lockeren Siedlungsstruktur. Man könnte der Sage Glauben schenken, dass der Riese vom Säntis die Häuschen in Vorarlberg zusammengesammelt hat, sie alle in einen Sack steckte und bei der Rückkehr über den Säntis mit dem Sack hängen geblieben ist, worauf die Häuschen aus dem Sack purzelten und einfach so verstreut in der Landschaft liegen geblieben sind.