Nach einem feinen Frühstück vom Buffet besichtigten wir noch eine Weile lang Poschiavo, den Hauptort im Puschlav. Bevor wir uns auf den Heimweg machten, wollte ich noch ganz, bis ans Ende der Bernina-Strecke fahren. Unterhalb Puschlav muss der Zug nochmals viele Höhenmeter überwinden. In unseren Alpen macht er das normalerweise über Brücken quer durch die Täler und in Kehrtunnels. Da gibt es aber eine Ausnahme, die sogenannte Brusio-Schleife, oder der Brusio-Viadukt.
Nachdem der Zug schon einige Höhenmeter entlang von steilen Felswänden verloren hat, macht er unterhalb Brusio, kurz vor der Schweizer Grenze, eine 360Grad-Kehre über das offene Feld. Das wollte ich mir noch ansehen.
Den Aufenthalt in Tirano verkürzen wir uns mit der Suche eines Geocaches. Zumal dort, wie in allen italienischen Städten, nach dem Mittag die Zeit der Siesta beginnt. Vor 15:00 Uhr läuft nichts mehr. Ausser in den zahlreichen Cafés und Restaurants.
Am frühen Nachmittag besteigen wir unseren Panoramazug ab Tirano bis nach Chur. Wir kommen zum zweiten Mal in den Genuss des Brusio-Viaduktes, diesmal von unten nach oben. Wir überqueren während 122 Kilometern Fahrt durch das UNESCO Welterbe der Rhätischen Bahn, 196 Brücken, darunter auch das Landwasser-Viadukt, durchfahren 55 Tunnels, fahren in einem Verwirrspiel von Brücken und Kehrtunnels viermal quer über das Albulatal. Wir machen mit dem Zug auf dem höchstgelegenen Bahnhof der Alpen, welcher ganzjährig und über offenes Gelände angefahren werden kann (Berninapass auf 2253 MüM) einen Halt, bestaunen unzählige weisse Berggipfel, werden von vielen imposanten Ausblicken in Täler überrascht.
Mit anderen Worten: die Strecke wurde zurecht ins UNESCO Welterbe eingetragen. So viel Schönheit, so viel Abwechslung, aber auch soviel Bahnbau, oftmals richtige Kunstwerke von Brücken und Tunnelportalen, wird man wohl kaum ein zweites Mal auf so engem und harmonischem Raum antreffen.
Dass wir zudem noch schönstes Wetter geniessen durften, setzte dem ganzen Erlebnis noch die Krone auf.