Die Nacht war kalt. Der Nachthimmel heute Morgen war ganz klar. Die Schneeflocken und die Regentropfen von Gestern sind auf der Strasse zu kleinen Eiskristallen gefroren. Keine glatte Fläche, für das rauhe Profil des Crossbikes immer noch griffig genug. Fussgängerstreifen und andere Bemalungen auf der Strasse meide ich sowieso in solchen Fällen. Die rechtwinklige Linkskurve in der Schussabfahrt nach Windisch an die Reuss hinunter nehme ich dennoch mit grosser Vorsicht. Dauernd knirscht es unter dem Pneu, woraus ich schliesse, dass höchstwahrscheinlich auch auf der Hauptstrasse durchgehend alles gefroren ist.
Ab und zu ein paar trockene Kilometer durch Baden nach Wettingen. Doch der Kreisel vor Würenlos glänzt heute. Noch geht es ohne Ausrutscher darüber. Nach Würenlos komme ich ins Furttal. Die Sonne beginnt gerade über die Hügel zu steigen. Kein Nebel, klarer Himmel. Auch hier, und je länger desto mehr, sind die Radwege verschneit und gefroren.
Der Gopro gelingt ein Schnappschuss: fast sieht es aus, als ob die Sonne direkt auf dem Radweg liegen wĂĽrde. Das Thermometer an meinem Garmin meint es sei Minus 5 Grad. Das kann ich glauben.
Im letzten Moment sehe ich doch noch das merkwĂĽrdige KunststoffstĂĽck auf dem Radweg liegen. Wie ein kleines Hufeisen sieht es aus, Dornen schauen gegen den Himmel. Die Hoffnung, die Dornen seien nur EistĂĽrmchen, kleine Pyramiden aus Eiskristallen, durchbohrt in einem Bruchteil von Sekunden den Mantel des Hinterrades. Plattfuss Nummer Eins im 2013.
Es war fahrlässig anzunehmen, dass der neue Pneu meines neuen Crossbikes in den ersten paar 100 Kilometern alles wegstecken würde. Wohl nur deshalb hatte ich keinen Pneuheber dabei und nur einen Schlauch für das Rennrad. Um diese Zeit, vor sieben Uhr Morgens hat ja noch kein Veloladen geöffnet. Was tun um nicht zu erfrieren? Ich schob dann mal eine Weile lang, bis ich eben doch einen geöffneten Veloladen fand.
Die abendliche Heimfahrt ähnlich kalt wie am Morgen, einfach ohne Sonne, sondern mit einem regelrechten Schneesturm im Wehntal. Innert Minuten verklebte bei der GoPro die Linse, so dass auf dem Heimweg keine brauchbaren Bilder mehr entstehen konnten.
Radfahren und SchnappschĂĽsse schiessen im Winter will geĂĽbt sein.
10. März 2013
von Urs Kommentare deaktiviert fĂĽr Generationenwechsel
Heute war ich zum ersten Mal mit meinem neuen Garmin Edge 810 unterwegs. Es ist dies ein neues GPS, ausgerüstet mit vielen Features für die Radfahrer. Es hat auch die Fähigkeit des Navigierens. Es löst mein mittlerweile in die Jahre gekommenes GPSmap 60CSx ab. Dieses hatte mich nun über sieben Jahre über Strassen im In- und Ausland begleitet und navigiert. Doch seit letzten Dezember hat die Verbindung zum PC, und damit das Laden von Strecken und lesen von Tracks eher zufällig funktioniert. Da Garmin gerade ein neues Modell, eben das Edge 810, auf den Markt bringen wollte, zudem dieses Edge 810 schwergewichtig für die Radfahrer konzipiert ist, musste ich nicht lange nach einem Nachfolger suchen. Der Markteintritt in Europa wurde ursprünglich mit Ende Februar 2013 angegeben.
Als ich dann das Gerät Anfang dieser Woche bei Veloplus im Angebot fand, war die Bestellung schnell aufgegeben. Dank zügiger Abwicklung bei Veloplus war ich bereits am letzten Freitag, also noch rechtzeitig vor dem Wochenende im Besitz des Garmin Edge 810.
Basecamp, die Nachfolgersoftware des frĂĽheren MapSource war auf dem PC bald eingerichtet. Verbindung vom Edge 810 zum PC und die Registrierung der Karten, war mehr eine intuitive Angelegenheit, kein Problem also. Die Planung der erste Route konnte beginnen.
Ich stellte mir am PC die Strecke zu ein paar Aargauer Gemeinden zusammen, bei welchen ich noch Fotos machen wollte. Dazu und dazwischen ein paar Geocaches. Die Route begann in Stetten und wĂĽrde in Seon enden. Das habe ich dann auch so dem GPS ĂĽbergeben.
So ganz einfach stellte sich die Sache dann heute doch nicht heraus. Während mein altes GPS in einem solchen Fall mich einfach nach Stetten navigiert hätte, anschliessend durch die ganze Strecke bis Seon und am Schluss wieder nach Hause, geht das jetzt anders. Offensichtlich muss ich jetzt die ganze Strecke, eben von zu Hause aus, als Rundfahrt auf dem GPS speichern. Das ist weiter nicht so schlimm, das hätte ich vielleicht auch herausgefunden, wenn ich die umfangreiche Bedienungsanleitung zuerst gelesen hätte. Vielleicht finde ich dann bei dieser Gelegenheit auch noch gerade heraus, wie man während einer Strecke, an einer bestimmten Stelle, ein Geocache findet.
Aber ansonsten bin ich zufrieden mit dem neuen Gerät. Während beim alten Gerät noch mit Knöpfen durch Menustrukturen hindurch Einstellungen verändert werden mussten, so geht das jetzt mit Drücken und Streichen direkt auf dem Bildschirm. Sogar mit den Handschuhen. Also eine Touchscreen-Technologie, die offensichtlich nicht mehr den Kontakt mit der Haut am Finger benötigt. Soweit ich heute auch feststellen konnte, werden Abzweigehinweise in einem vernünftigen Abstand vor der Kreuzung angezeigt.
Doch als nächstes werde ich mich wohl in die umfangreiche Bedienungsanleitung vertiefen. Mit den Default-Einstellung bei der Auslieferung kommt man schon recht weit, doch mich würde auch die aktuelle Durchschnittschgeschwindigkeit, die reine Fahrzeit und das aktuelle Gefälle noch interessieren. Schon möglich, dass ich hier in ein paar Wochen noch etwas detaillierter über meine Erfahrungen mit dem Gerät berichten werde.
Der Zufall wollte es, dass ich heute noch weitere Veränderungen, vielleicht sogar Generationenwechsel an meiner Strecke vorfand.
So zum Beispiel die Gesteinsbrocken vor dem Gemeindehaus in Stetten. Erst dachte ich an Findlinge. Fand aber keine Beschriftungen oder Hinweise. So betrachtete ich mir die Sache etwas näher und gründlicher. Merkwürdigerweise waren es eben gerade nicht Gesteinsbrocken, sondern eher Teile von Wänden und Böden. Vielleicht hat man in Stetten tatsächlich aus dem Abbruch, vielleicht des alten Gemeindehauses, ein paar Stücke zur Erinnerung eingefasst und aufgehoben.
Den dritten Generationenwechsel fand ich in Meisterschwanden. Früher gab es einmal eine Zugverbindung von Wohlen über Hilfikon, Sarmenstorf, vielleicht noch Fahrwangen, nach Meisterschwanden. Dieser Bahnbetrieb wurde aufgegeben und Busse übernahmen den Liniendienst. Teilweise ist das alte Bahntrassee als Radweg erhalten geblieben. Zum Beispiel nach Villmergen, entlang der Hauptstrasse über Hilfikon bis kurz vor Sarmenstorf. Eine schöne, regelmässige Steigung. Andere Zeugen aus dieser Vergangenheit sind sicher auch das Restaurant Bahnhof, der Bahnhofkiosk und der Bahnhof-Floristikladen in Meisterschwanden. Nur eines fehlt, und das sind die Geleise und die ganze übrige Bahninfrastruktur wie Masten und Fahrleitungen natürlich auch.
Eine Fahrt entlang von Veränderungen.
7. März 2013
von Urs Kommentare deaktiviert fĂĽr Etwas ruhiger und gemĂĽtlicher
Seit vielen Monaten, jedenfalls schon seit über zwei Jahren, lasse ich meine Fahrten auf dem Arbeitsweg bei sportstracklive aufzeichnen. Er berechnet mir dafür allerlei Bestleistungen, schnellste Kilometer, längste Zeiten mit Höchstgeschwindigkeiten usw.
Am Anfang purzelten ja die “personal bests” nur so rein. Nach dem ich dann mal eine Zeit lang die Route fĂĽr den Heimweg geändert hatte, nach einem längeren Aufstieg ging es anschliessend recht lange wieder bergab, da wurde es plötzlich ruhig um die Meldungen zu den persönlichen Bestleistungen. Ich machte mir ernsthaft Gedanken, ein neues Account als einen anderen User zu eröffnen, nur um wieder ab und zu eine Bestleistung erheischen zu können. SĂĽchtig nach elektronischen Streicheleinheiten?
Ich liess das dann aber sein, denn “am Horizont” tauchte Strava auf, mit neuen Möglichkeiten, neuen Streicheleinheiten.
Irgend wann im letzten Jahr, erreichte ich dann plötzlich wieder neue Bestleistungen, doch diesmal eher auf längeren Strecken, über mehrere Kilometer oder auch über mehrere Minuten hinweg. Die grössten Erfolge waren damals über 20 und über 30 Kilometer Distanz, grösstenteils durch das Wehntal, leicht abschüssig, hinunter.
In den letzten Wochen nun, hatte ich dank günstigen Bedingungen mit Rückenwind plötzlich wieder eine neue Höchstleistung über 21 Kilometer. Das war die Strecke zwischen Dietikon und dem letzten Schlussanstieg nach Brugg hinauf. Klar, da wollte ich mir beweisen, dass das auch ohne Rückenwind geht und es gelang tatsächlich. Einmal bei Windstille und ein zweites Mal sogar bei ganz leichtem Gegenwind.
Da auch ich mich auf die Dauer nicht jeden Tag so auswinden kann, kam mir der heutige, warme Abend, richtig gelegen. Denn in den Winterklamotten, bei über 10 Grad noch nach neuen Geschwindigkeitsrekorden strampeln, war mir nun doch zu anstrengend. Und nur wegen solchem jugendlichen Übermut die Kleider öffnen, die noch kalte Luft zur Abkühlung reinlassen, damit allenfalls eine Erkältung zu risikieren, schien mir ein zu hoher Preis, für ein paar elektronische Streicheleinheiten zu sein.
So kam es denn, dass ich mich unter anderem in den Windschatten eines Mountainbikers stellte, gemütlich durch Baden und das Wilerloch in Richtung heimatliches Gartentor bummelte. Die Statistik zeigt zwar eine tiefere, durchschnittliche Herzfrequenz, doch an der durchschnittlichen Geschwindigkeit, könnte man nicht feststellen, dass ich heute eine Regenerationsfahrt hinter mich gebracht habe.
6. März 2013
von Urs Kommentare deaktiviert fĂĽr Nicht alles, aber Vieles
Bei meinen beiden Arbeitswegen, demjenigen an das südliche Ende und dem anderen an das nördliche Ende der Stadt Zürich, kann ich über viele Kilometer von Radwegen und Radstreifen profitieren. Im Winter mit dem Schnee, mag das manchmal nicht unbedingt immer nur ein Vorteil sein. Auch in der Übergangszeit zwischen Winter und Frühling sind mindestens die Radstreifen nicht so schön zu befahren. Denn nur all zu oft bleibt hier der hingeworfene Split des Winters länger liegen, sammeln sich Glasscherben und anderer kleiner Unrat an.
Dennoch, über alles und über das ganze Jahr gesehen, bin ich zufrieden mit unserer Radweg- / Radstreifen Infrastruktur. Manchmal, gerade in der Stadt Zürich, kann es auch von Vorteil sein, wenn man sich schön an die Vorgaben hält. So wie heute zum Beispiel.
Folgt man dem Hinweis fährt man durch ein fast verkehrsloses Wohnblock-Quartier und anschliessend sogar noch über eine grössere Grünanlage, bevor man nochmals kurz durch das Gewühl des Verkehrs fährt, nur um ein paar Meter später wiederum auf einer verkehrsberuhigten Strasse weiterfahren zu können.
Vor der Fahrt am Morgen schreckte mich mein Androide mit der Meldung auf, es würde draussen regnen und schneien. Ein Blick aus dem Schlafzimmerfenster an den Himmel klärte die Situation, sah man doch durch einen Schleier hindurch immer noch den Mond. So schlimm konnte es ja wohl nicht sein. Während der Fahrt nach Zürich, konnte man dann allerdings schon die eine oder andere feuchte Stelle auf der Strasse entdecken, doch es blieb zwar bewölkt, aber immerhin trocken.
Ăśbrigens den ganzen Tag hindurch, mal Sonnenschein, mal Wolken, aber nie Regen oder sonst irgendwelchen Niederschlag. Zu dem konnte ich heute Abend zum ersten Mal seit vielen Wochen mit einer Temperatur im tiefen zweistelligen Bereich nach Hause fahren.
Darauf war ich nicht vorbereitet und mit meinen Winterklamotten deshalb auch viel zu warm bekleidet.
5. März 2013
von Urs Kommentare deaktiviert fĂĽr Noch sind sie da, die kalten Finger des Winters
Das Knistern des Stromabnehmers am Draht der Fahrleitung verrät den eiskalten Morgen. Noch bevor der Wecker zum Aufstehen rief, hörte ich das Knistern des vorbeifahrenden Zuges. Dazu die hell zuckenden Blitze, die das halbe Quartier beleuchteten. Das wird wieder kalt, dachte ich mir.
Die heutige Fahrt zur Arbeit glich denn auch fast wie eine Kopie dem gestrigen Morgen. Um Baden herum wieder Nebel, davor und nachher höchstens Dunst. Mindestens gefühlt war es heute deutlich kühler. Das Thermometer von Garmin will das allerdings nicht so aufzeichnen.
Das heutige Foto entstand denn auch unter diesem Eindruck. Frostige Wiesen, skelettartige Bäume, letzte Schneeresten und über allem, oben rechts auf dem Foto, der Halbmond, der heute wieder in ein frostig, weisses und kaltes Limmattal hinunterschaut.
Während des Tages dann ganz angenehme, schon fast frühlingshafte Temperaturen. Auch die ersten Kilometer während der Heimfahrt waren wieder recht schön. Warme Farbtöne, das Gefühl, der Frühling könne nicht mehr weit sein, beginnt sich langsam auszubreiten. Jedenfalls bis zu jenem Punkt, an welchem die Sonne wieder hinter die Hügel sinkt.
Dann holt der Winter mit seinem eiskalten Atem und seinen noch kalten Fingern wieder zum Gegenschlag aus. Die Farbtöne werden wieder kalt. der Fahrtwind wird kühler, die Nase beginnt wieder zu laufen.
Noch ist er nicht besiegt der Winter, noch zeigt er uns jede Nacht, dass er noch da ist.