Weil ich an die Wetterprognose glaubte, merkte ich erst als ich bereits in den Radklamotten den Renner nach draussen stellte, dass die Strassen nass waren und auf der Wiese ein Hauch von Schnee lag. Am Himmel waren keine Sterne sichtbar, also musste es Wolken haben. Windstill, und kein Niederschlag. Was tun, trotzdem fahren?
Sicherheitshalber packte ich meinen Rucksack mit dem Notebook und den Business-Kleidern noch in die Regenhülle, verzichtete aber auf die Regenklamotten an den Beinen und über die Schuhe. Die könnte ich ja dann allenfalls später auch noch überziehen.
Ich mied wenn immer möglich Fussgängerstreifen und andere Bemalungen auf der Strasse, Schachtdeckel sowieso. Zwei Bremsversuche, den zweiten auf dem Fussgängerstreifen, und ich war ziemlich überzeugt, dass es wenigstens nicht gefroren war. Ich redete mir ein, so lange es von der Strasse spritzt und nach Wasser tönt, kann es ja nicht gefroren sein. Ob das beim Radfahren auch schon reicht?
Kurven, Brücken und die sonst üblichen feuchten Stellen entlang von Waldrändern und schattigen Stellen, versuchte ich etwas vorsichtiger zu Fahren als üblich. Ich kam sicher nach Baden über die Hochbrücke und nach Wettingen. Mitten in Wettingen, wie abgeschnitten, waren die Strassen auf einmal trocken. Die nassen Pneus der Autos zogen noch eine Weile lang zwei nassen Spuren, wie man das vielleicht von Tunnels her kennt, aber ab dann war es definitiv trocken. Alle Radwege, alle Abzweigungen, das ganze Furttal, bis kurz vor Zürich. Da waren die Strassen zwar immer noch trocken, aber es begann langsam ein leichtes Schneetreiben einzusetzen. Ich schaffte es gerade noch, trockenen Rades in die Tiefgarage beim Arbeitgeber.
Den ganzen Tag flockte, nieselte, graupelte es ein wenig vor sich hin. Zuviel um trocken zu bleiben, zuwenig um richtig nass zu werden. Ich hatte keine Lust unter diesen Umständen über die Feldwege des Wehntales zu fahren oder zu rutschen. Ich entschied mich, auch den Heimweg wieder durch das Furttal, wenn auch auf der anderen Seite des Furtbaches, entlang dem Fusse der Lägern, heimzufahren.
Kaum ausserhalb Zürichs angekommen, waren auch am Abend die Strassen wieder trocken. Sogar die Bewölkung am Himmel riss auf und zeigte die schmale Sichel des zunehmenden Mondes. Eis oder sonst rutschige Stellen waren auf dem ganzen Heimweg kein Thema mehr. Ob auf der anderen Seite der Lägern, eben im Furttal, dort wo sich, wenn überhaupt, Regenwolken noch eher entladen könnten, auch so eine trockene Heimfahrt möglich gewesen wäre, das werde ich wohl nie erfahren.