Als Aargauer unterwegs

Spass auf schmalen Reifen

25. Juli 2011
von Urs
Kommentare deaktiviert fĂĽr 10. Tag: Imst – Bielerhöhe – Schruns

Radfahrt
Vormittag

stark_bewoelkt

Nachmittag

stark_bewoelkt

107.7KM

1566 HM
06:25 H

10. Tag: Imst – Bielerhöhe – Schruns

Gestern Abend zeigte mein Android noch Schneeregen und vereisender Regen an. Nach einer Nacht ohne Regen, war das nur noch halb so schlimm. Was allerdings blieb, war die Kälte.

Das Hotel war ja voller Mountainbiker. Wie sich herausstellte, war mindestens die eine Gruppe auf dem Weg an den Gardasee. Man müsse heute über einen 3000-Meter hohen Pass, auf dem 90 cm Schnee liegen, war da zu hören. Harte Kerle, diese Mountainbiker.

Ich selber zog mir nach dem ausgiebigen Radlerfrühstück die Thermokleider über und hatte überhaupt keine Lust mit dem Renner weder über Eis noch Schnee zu rutschen. Ich verzichtete auf die beiden Gletscherstrassen bei Sölden und ins Kaunertal.

Mein Weg fĂĽhrte weiter auf dem Inntaler Radweg hinauf bis nach Landeck.

Auf dem Inntaler Radweg herrschte, wie gestern auch schon, Hochbetrieb. Ganze Gruppen von Mountainbikern, irgendwelche organisierten Ausflugsgesellschaften, Familien und Einzelfahrer waren in beiden Richtungen unterwegs. Scheint wirklich ein berühmter Weg zu sein. Und ich finde, über weite Strecken ist er auch sehr schön angelegt, gepflegt und unterhalten.

In Landeck wechselte ich auf die Strasse und schlug die Richtung Paznaunertal, Silvretta-Hochalpenstrasse ein. Wenig nach Landeck empfängt einem das Paznaunertal mit einer langen Kombination von Tunnel und Gallerie. Doch dann wird es über weite Strecken wieder etwas flacher, steigt aber fast immer stetig an.

Einige schmucke Dörfür werden durchfahren. Am wenigsten gefallen hat mir dabei Ischgl. Ein Hotel, ein Appartementsgebäude neben dem andern. Viel Kommerz, fast alles auf Winter ausgerichtet. Da es um die Mittagszeit war, startete ich dort einen Versuch ein Restaurant zu finden. Gibt es aber nicht, wenigstens nichts passendes, wo sich auch ein Velofahrer hineingetrauen würde.

Ein paar Kilometer weiter, in Mathon, werde ich dann fündig. Nach Suppe einem Holzfällersteak, einem Dessert und Kaffee, fühle ich mich genügend aufgewärmt und gestärkt, um auch noch den Rest der Strecke bis zur Bielerhöhe (2032 MüM) unter die Räder zu nehmen. Doch vor der Abfahrt entwickelte sich noch ein interessantes Gespräch mit offensichtlich auch zwei Radrennfahrern, die des öftern auch längere Strecken unter die Räder nehmen. Barcelona sei für dieses Jahr geplant, nach Paris und London in anderen Jahren.

Schon im späteren Morgen hat ein zügiger Wind eingesetzt. Trotz meiner wärmenden Kleider und der stetigen Anstrengung durch die Kurblerei in die Höhe, wurde mir nie richtig warm. Doch die Regenjacke als zusätzlichen Wärmeschutz überziehen möchte ich auch nicht.

Gefühlsmässig wurde die Luft aber trotz der zunehmenden Höhe nicht wirklich kälter. Ich wage sogar zu behaupten, dass auf der Bielerhöhe am frühen Nachmittag, etwa die gleiche Temperatur wie am frühen Morgen in Imst, 1400 Meter weiter unten, herrschte.

Schon auf der Nockalmstrasse und auch jetzt wieder, ist mir aufgefallen, dass die KĂĽhe frei weiden dĂĽrfen. Dazwischen befindet sich mal ab und zu auch noch ein PfĂĽrd. Logischerweise nehmen diese Tiere keine RĂĽcksicht auf den Verkehr, sondern wenn sie mal auf der Strasse stehen, dann muss halt gewartet werden. Ist ja sowieso eher eine Attraktion als ein Hindernis.

Die Bielerhöhe passiere ich im Verlaufe des Nachmittags knapp unter der Schneegrenze. Nebel und Wolken bedecken so ziemlich alle Hügel rundherum. Doch es ist trocken. Ganz im Gegensatz zu anderen Tagen. Denn auf der Strasse befinden sich die eingetrockneten weissen Spuren von Streusalz.

Die Abfahrt auf der Silvretta-Hochalpenstrasse, hinunter ins Montafon, ist eine wahre Freude. Viele Spitzkehren, einige rassig schnelle StĂĽcke. Die einzigen die hier zu leiden haben, sind meine Finger, im kalten Wind an den kalten Bremshebeln.

Nach etwa dreissig Kilometern Abfahrt, breche ich fĂĽr heute diese Etappe ab und suche mir in Schruns ein Hotel.

Seit langem wieder einmal ein Tag, ohne einen einzigen Regentropfen. Alles auf trockenen Strassen gefahren und am Abend lachte sogar die Sonne von einem wolkenlosen Himmel auf meinen Tisch im Esssaal. Ein gutes Zeichen fĂĽr Morgen?

24. Juli 2011
von Urs
Kommentare deaktiviert fĂĽr 9. Tag: Brennerpass und Inntaler Radweg

Radfahrt
Vormittag

Dauerregen

Nachmittag

bewoelkt_mit_einzelnen_Sonnenabschnitten

121.2KM

860 HM
06:18 H

9. Tag: Brennerpass und Inntaler Radweg

Wie üblich, plätscherte auch diese Nacht der Regen auf den Vorplatz meines Zimmers in Trens. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass er auch noch während des Morgenessens auf das Dach des Wintergartens weiter plätscherte. Das ganze Tal, jedenfalls sicherlich bis Sterzing/Vipiteno möchte einen ganz düsteren Eindruck heute Morgen.

Das Morgenessen liess auch heute keine WĂĽnsche offen. Ein Thermoskrug mit mindestens einem halbem Liter Kaffe stand bereit. So ziemlich die ganze Palette von Brot, MĂĽesli, Flocken, Kuchen und FrĂĽchte, sowie Jus in diversen Farben und Duftnoten ebenfalls.

Ich liess mir Zeit beim Essen, denn das Wetter hätte nur besser werden können. Doch daraus wurde nichts. Irgendeinmal sass ich dann doch in voller Regenmontur auf dem Renner und möchte mich auf in Richtung Brennerpass.

Die Regenkleider sind zwar gut. Sie würden eigentlich schön lange trocken halten, wäre da nicht die eigene Ausdünstung. Auch wenn der Brenner nicht so steil ist, so können die atmungsaktiven Kleider eben doch nur einen Teil des eigenen Dampfes rauslassen. Der Rest bleibt als Kondenswasser zurück. Tropft dann manchmal an den Handgelenken als kühles Nass aus dem Ärmel. Windet es dazu noch, so kleben die Kleider als kalte Hülle an den nackten Armen. Wenigstens so lange bis man sich daran gewöhnt hat. Dann wird’s wieder wärmer.

Bei der Auffahrt auf den Brenner hat sich die Bewölkung und der Nebel einmal soweit zurückgezogen, dass ich einen Blick auf die umliegenden Hügel werfen konnte. Bündig mit der Waldgrenze lag heute auch die Schneefallgrenze. Ob das einen Sinn macht, heute über den Kühtai-Sattel zu fahren? Seine Höhe liegt über 2000 MüM?

Vom Brennerpass habe ich kein Foto. Keine Passtafel, ein Bahnhof, riesige Parkplätze, alte Häuser, geöffnete Einkaufszentren. Der ganze Verkehr von der Hauptstrasse scheint als einziges Ziel ein riesiges Parkhaus mitten im Dorf zu haben.

Es regnet, ist kalt und ich fahre einfach weiter. Hinunter nach Innsbruck. In der Hoffnung es würde dann langsam wärmer.

Ein paar Mal nimmt die Sonne den Kampf gegen Regen und Nebel auf. Kurz vor Matrei scheint es ihr zu gelingen. Die Strasse trocknet ab und ich biege von der Strasse ab, in den gedeckten Eingangsbereich eines grossen Einkaufszentrums. Eigentlich in der Absicht, mich umzuziehen.

Doch leider wird nichts daraus. Bald regnet es weiter. Ich genehmige mir ein paar kräftige Schlücke aus den Bidons und mache mich wieder auf den Weg. Matrei scheint mir übrigens ein sehr schönes, vielleicht auch altes und wiedereinmal geschichtsträchtiges Dorf zu sein. Viele zurechtemöchte Häuser, viele davon mit Bemalungen ähnlich unseren Engadiner-Häusern, viele auch blumengeschmückt. Matrei, nebst Sterzing/Vipiteno, vielleicht die beiden einzigen erwähnenswerten herausgeputzten Dörfür an der Brennerstrasse.

Plötzlich wird es weich unter meinem Vorderrad. Tatsächlich habe ich mir einen Plattfuss geholt. Glücklicherweise steht gleich nebenan ein Bushäuschen und gibt mir Schutz vor Wind und Regen während des Pneu- und Schlauchwechsels. Der Pneu scheint nämlich bei näherer Kontrolle ebenfalls hinüber zu sein. Noch selten so viele Löcher, Schnitte und steckengebliebene Glasscherben auf einem Pneu gesehen.

In Innsbruck irre ich ein bisschen umher. Den KĂĽhtai-Sattel hatte ich schon “abgeschrieben”. Aber einfach auf der Tiroler Bundesstrasse zum Ă–ztal fahren möchte ich auch nicht wirklich. Den Wegweiser, vielleicht sogar den Beginn zum Inntaler Radweg, fand ich am obersten Ende des Innsbrucker Flughafens. Auf diesem Radweg hatte ich letztes Jahr schon gute Erfahrungen gemacht, warum also nicht nochmals ausprobieren?

Die ersten paar Kilometer gehen durch den Wald, ein bisschen zick-zack hin und her. Egal. Plötzlich wechselt der Teerbelag zu einer hartgefahrenen Piste. Vielleicht fünf Kilometer. Ich konnte nicht allen Pfützen ausweichen. Renner, Anhänger und Gepäcksack sehen zur Zeit wie nach einem Velocross in einem nassen Winter aus.

Später lässt dann auch der Regen nach. Es wird trockener, ich ziehe mich um, beziehungsweise aus. Auch nach dem die Kleider einigermassen trocken sind, ist es zu kühl in kurz/kurz. Ich bin jetzt auf etwa 600 MüM. Tatsächlich bin ich heute Nachmittag der einzige Radfahrer in kurz/kurz auf dem Inntaler Radweg.

Wie man dem Profil entnehmen kann, sind die ersten 50 Kilometer wirklich ganz flach. Logischerweise geht es ein bisschen hinauf. Oft durch Wälder, oft entlang dem Inn, manchmal entlang der Autobahn, der Eisenbahn oder den Hauptstrassen. Der Weg ist sehr gut markiert. Nur einmal habe ich ihn für kurze Zeit verloren.

Der Zufall will es, dass sich etwa auf der Höhe des Kühtai-Sattels wieder einmal die Wolken etwas zurückziehen und den Blick in die Höhe freigeben. Die Schneefallgrenze ist jetzt etwas höher als am Morgen, doch ich bereue meinen Entscheid nicht, unten durchgefahren zu sein.

Kurz nach Haiming sollte ich die Abzweigung ins Ă–ztal nehmen. Auch da ein schön markierter Radweg. Doch genau im entscheidenden Moment, kommt wieder einmal eine Niederschlagszelle aus dem Tal hervor. Es ist dies der Moment, in dem mein eigener Spruch mir wieder in den Sinn kommt: falsche Tour im falschen Jahr. Ich habe keine Lust, weder morgen noch ĂĽbermorgen, einfach einen Pass oder eine Gletscherstrasse hinaufzufahren, nur um damit sagen zu können: “ich war auch dort”. So fahre ich weiter, und lasse das Ă–ztal buchstäblich links liegen.

Ungefähr um Haiming herum, auf dem Profil KM 107, wird der Inntaler Radweg plötzlich hügelig, aber auch interessanter. Ein paar Mal muss der Inn auf eigens für die Radfahrer und Fussgänger eingerichteten Brücken, überquert werden.

Zwischen Haiming und dem Pitztal geht es nochmals durch eine enge Schlucht. Der Radweg ist längst nicht mehr so flach. Steile Rampen beginnen sich zu häufen, das fehlende Mittagessen macht sich bemerkbar, die “Angst” vor dem nächsten Regenschauer sitzt im Nacken.

In Imst verlasse ich deshalb den Radweg. Es ist ohnehin Zeit, sich langsam um eine Unterkunft zu kĂĽmmern. Im Hotel Neuner werde ich fĂĽndig. Es stehen jede Menge Mountainbikes vor der TĂĽre, das dĂĽrfte ja wohl kaum ein schlechtes Zeichen sein.

23. Juli 2011
von Urs
Kommentare deaktiviert fĂĽr 8. Tag: Lienz – Vipiteno/Sterzing

Radfahrt
Vormittag

wechselhaft_mehrheitlich_Regen

Nachmittag

bewoelkt_mit_einzelnen_Sonnenabschnitten

123.3KM

1154 HM
05:54 H

8. Tag: Lienz – Vipiteno/Sterzing

Leider haben heute Morgen alle Prognosen zugetroffen. Der Nebel hing dicht in den Tälern, in Lienz Nieselregen und kühl. Die halbe Nacht hindurch trommelte der Regen auf den metallenen Fensterbank meines Zimmers.

Leider musste ich unter diesen Umständen auch auf den zweiten Versuch, den Grossglockner zu befahren, verzichten. Richtig schwer fiel es mir auch, auf den Staller Sattel zu verzichten. Der ist zwar etwa 700 Meter weniger hoch als der Grossglockner, aber auch hier schienen die Wetteraussichten mehr als betrüblich zu sein. Ich möchte, wenn immer möglich, keine 2000er-Pässe überfahren, nur damit sie abgehakt werden können. Mindestens sehen, wo ich durchgefahren bin, möchte ich schon noch.

So entschloss ich mich halt, weiterhin auf der B100, im Drautal, weiterzukurbeln. Ab und zu ein paar Meter Radweg. Nach Lienz geht es vorerst durch eine recht schmale Schlucht, dauernd etwas ansteigend. Ein paar Wellen bei etwa 1200 Meter über Meer markieren nach der Landesgrenze Österreich/Italien, dass man ins Tal der Rienza gelangt ist. Das Südtirol emfpängt mich mit etwas besserem Wetter.

Wenigstens scheint zwischen den Regenschauern, welche ich die meisten mit dem Windjäckchen bewältigen kann, die Sonne. Kurz vor Bruneck kommt dann die Strasse vom Staller Sattel auch wieder dazu. Ein Blick in das Tal bestätigt meine Entscheidung. Auch von dieser Seite her, alles total vernebelt.

War ich versucht vor ein paar Tagen hier zu notieren, dass auf jedem vorstehenden oder markanten Hügel eine Kirche steht, hat sich das jetzt im Südtirol völlig geändert. Kirchen stehen in den Dörfürn und auf den Hügeln stehen Burgen und Ruinen. Kurz nach dem Einbiegen ins Tal zum Brenner, oberhalb Brissanone in Fortezza zum Beispiel. Da befindet sich eine grössere Burganlage, vielleicht auch eine Festung, welche offensichtlich zu touristischen Zwecken geöffnet und aufgeabeitet ist. Auch sonst trifft man vermehrt auf Schlosshotels, oder Museen in Burgen und Schlössern.

Die letzten Kilometer von heute, seit dem Einbiegen ins Tal zum Brennerpass, waren die mühsamsten Kilometer. Dass es dauernd und leicht bergauf geht, das habe ich erwartet. Dass sich aber die Winde scheinbar auch gegenseitig eine Schlacht liefürn können, das war mir neu. Unglücklicherweise, schien der Wind von oben, der Gegenwind, der Stärkere zu sein. Er hielt mir zwar einerseits den Regenschauer hinter mir in sicherer Entfürnung, trieb aber einen neuen Schauer vom Jaufenpass gegen mich herunter.

Kurz vor Vipiteno/Sterzing, meinem eigentlich geplanten Zielort für heute, möchte ich dem Treiben einen Schluss und bog nach Trens hinauf ab. Die steilste Rampe für heute endete vor dem Hotel Post.

Wie ich eben nach dem Nachtessen feststellte, scheint es in Vipiteno/Sterzing immer noch zu regnen, während es hier nur leicht nieselt.

22. Juli 2011
von Urs
Kommentare deaktiviert fĂĽr 7. Tag: Bad Kleinkirchheim – Lienz

Radfahrt
Vormittag

einzelne_Wolken

Nachmittag

leicht_bewoelkt

123.8KM

1793 HM
06:46 H

7. Tag: Bad Kleinkirchheim – Lienz

Der Morgen zeigte sich mit einem strahlend blauen Himmel. Wohl hingen über den Wäldern noch letzte Nebelfetzen des gestrigen Regens, doch das schien eher eine Zier, als ernstzunehmende Bewölkung zu sein.

Das Morgenessen liess heute in diesem Garni-Hotel keine Wünsche aus. Der Hotelier gab mir noch gute Tips für die Fahrt nach Lienz mit. Recht hatte er eigentlich schon. Ich hätte entlang dem Millstättersee fahren können und anschliessend alles im Drautal bis fast nach Lienz. Kaum Höhenmeter, aber dafür, wie mir scheint, jede Menge Bundesstrassen.

Ich blieb bei meiner Variante, nach dem See etwas südlich herum zu fahren und den Kreuzbergsattel anzusteuern. Was ich bei der Planung nicht so wirklich gesehen habe, ist das ständige Auf und Ab. Glücklicherweise kam ich von Osten. Da waren die Anstiege meist nur mit 15% markiert, während die Abfahrten in der Regel 18% markiert waren.

Am Morgen bewegte ich mich fast ausschliesslich auf Nebenstrassen. Konnte trotz der Höhenmeter etwas das Kärntner Hinterland geniessen. Kam vorbei an schönen, herausgeputzten Dörfürn. Ab und zu auch eine schöne Aussicht auf umliegende Berge und Hügel. Zeitweise sogar staubige Strassen, als ob es hier unten, im Süden von Kärnten schon lange nicht mehr geregnet hätte.

Auf der “Windische Höhe” und später bei Bruggen (assoziiert auf Windisch und Brugg) hätten schon fast HeimwehgefĂĽhle ausbrechen können. Kurz vor dem Mittagessen traf es mich dann doch noch auf die B111 (Villach – Salzburg). Heute war der Verkehr nicht so gewaltig wie vor ein paar Tagen zwischen Bruck und St. Johann. Ich kam zĂĽgig zum Mittagessen in Hermagor, draussen im Gärtenrestaurant bei richtig sommerlichen Temperaturen.

Anschliessend ging es dann nochmals auf eher kleinen Strassen zum Kreuzbergsattel hinauf. Den ersten Schauer konnte ich noch mit Warten unter einer Baumgruppe wegstecken. Auf der Passhöhe selber wieder nichts besonderes zu erleben oder zu sehen. Glücklicherweise gibt es eine Haltestelle des ÖV, die ich natürlich schnell fotographierte.

Anschliessend ging es wieder einmal steil hinunter. Diesmal in das Tal der Drau. Dem Drau hätte ich eigentlich seit dem Morgen folgen können, doch dies war mir damals bei der Planung noch zu wenig. Zurück im Tal der Drau, war auch die Bundesstrasse B100 da.

Langsam bekomme ich den Eindruck, dass es sich bei den Bundesstrassen um eine Art überdimensionierte Kantonsstrassen handelt. In der Regel führen sie an den Dörfürn vorbei, Auf- und Abfahrten sind zum Teil ähnlich dimensioniert wie bei uns auf Autobahnen. Autobahnen sind es aber trotzallem nicht. Ausser manchmal über Brücken oder durch Tunnels. Dann werden aber die Velofahrer runtergeholt und umgeleitet.

Ich möchte nicht behaupten, dass das Tal der Drau langweilig sei. Aber nach 20 oder mehr Kilometern, Dörfürn aus der Ferne, Abwechslungsweise Mais- und Kornfelder, hie und da eine Baumgruppe, eine Schlucht oder sonst ein Engniss, hat mans gesehen. Es bleiben noch 25 Kilometer bis nach Lienz. Was soll ich mich da mit dem ständigen Auf und Ab in den Dörfürn abmühen. Lieber mich vom bisschen Rückenwind und den Bugwellen der Autos stossen lassen.

Gegen Abend funktioniert “Bugwellen-Surfing” optimal. Die Landwirtschaftstraktoren kommen dann nämlich vom Feld heim, sind nur wenig schneller als ich, und haben hinter sich in der Regel eine lange Kolonne von Fahrzeugen. Da kommt man vorwärts.

Die gelegentlichen Regenschauer habe ich nur zweimal mit dem Windjäckchen bewältigt. Bei anderen Gelegenheiten wollte ich auf der Bugwelle der Autos mitreiten. Die Kleider trockneten sowieso wieder ab.

Doch in Lienz, da musste ich mich in das nächste Hotel flüchten. Dieser Schauer wäre nicht mehr ohne oder nur mit dem Windjäckchen zu bewältigen gewesen.

21. Juli 2011
von Urs
Kommentare deaktiviert fĂĽr 6. Tag: Nockalmstrasse

Radfahrt
Nachmittag

bewoelkt_mit_einzelnen_Sonnenabschnitten

95.1KM

2556 HM
07:29 H

6. Tag: Nockalmstrasse

Das Trommeln auf dem Dachfenster wurde in der Frühe des Morgens von Sonnenstrahlen abgelöst. Einpacken, Morgenessen und auschecken waren bald erledigt, die Fahrt konnte wieder weitergehen.

Geplant hatte ich ĂĽber den letzten HĂĽgel zu fahren und dann von Osten nach Innerkrems hinunter zu gelangen. Innerkrems ist der Ausgangsort fĂĽr die Nockalmstrasse.

Daraus wurde leider nichts. Vermutlich die Regentage der letzten Zeit hatten einen Erdrutsch ausgelöst. Jedenfalls war die Strasse gesperrt. So musste ich mir den Weg über die Katschberghöhe suchen. Doch welch ein Krampf. Die 15%-Tafel am untersten Ende war ein richtiger morgendlicher Aufschrecker. Ich fragte mich immer wieder, wie das nachher weitergehen könnte, denn schliesslich waren gut 500 Höhenmeter zu bezwingen und die verbleibenden Kilometer waren auch nicht mehr viele. Nach einem flacheren Stück steht die zweite 15% Tafel. Das war die Lösung.

Doch anschliessend ging es auch wieder 15% hinunter, nach Brücke Krems. 15%, wenn man oben steht, und der Anhänger schiebt, sind ganz schön steil. Das nur nebenbei bemerkt. Da der grösste Teil der Strecke durch ziemlich dichten Wald ging, habe ich von der Umgebung nicht wirklich viel mitgekommen. Katschberghöhe ist ein Winterort.

In Brücke Krems geht es um eine Häuserecke links weg. Hätte mein GPS nicht frühzeitig die Richtung gezeigt, ich wäre wahrscheinlich daran vorbei gesaust. Aber so gelangte ich in ein schönes, anfänglich recht schmales Tal. Immer schön entlang eines Bächleins, hie und da ein Bauernhaus oder sonst eine Liegenschaft.

In Innerkrems, dem Ausgangsort für die Nockalmstrasse, wollte ich mich eigentlich verpflegen. Doch da war nichts, was offen gehabt hätte. Eine Frühstückspension, eine geschlossene Pension ein paar Ferienhäuser. So verpflegte ich mich aus dem Anhänger. Weil mich der Renner schon den ganzen Morgen erbärmlich angequitscht hatte, bekam auch er eine Portion Oel auf die Kette. Das verdankte er mir dann, mit einer absoluten Laufruhe über die ganze Nockalmstrasse.

Die Nockalmstrasse ist eine mautpflichtige Strasse duch den Nationalpark der Nockberge. Ich habe sie von Norden her befahren und gelange so schon bald an den höchsten Punkt, die Eisentalhöhe (2042 MüM). An manchen Orten wird den interessierten Touristen die Bergwelt vorgestellt. Kristallfunde, die Wunder der Natur, die Wunder der Berge, Infürmationen zur Bergwelt, Wirtshausbetriebe, schön hergerichtete Moorseen, Ausblickpunkte, eine Ausstellung über Steine, eine andere über Blumen. In Karlbad fährt man an einem ehemaligen Quellbad vorbei. Von der Strasse hat man fast immer einen guten Ausblick auf die umliegenden Berge und Täler.

Wer allerdings glaubt nach dem höchsten Punkt, der Eisentalhöhe, gehe es nur noch hinunter, täuscht sich gewaltig. Im Gegenteil: die Strasse geht nochmals runter auf vielleicht 1600 MüM und klettert dann anschliessend, leicht steiler als im ersten Teil, nochmals auf immerhin 2024 MüM bei der Schiestlscharte hinauf. Auf dieser zweiten Passhöhe geniesst man einen schönen Ausblick auf das südliche Kärnten.

Spätestens hier begreife ich, dass die Kehren durch die ganze Nockalmstrasse durchnummeriert sind. Es dürften etwas über 40 sein. Alle tragen nebst der Nummer auch noch den Namen meist einer Pflanze oder eines Gegenstandes (zb Schuhnagel, war da mal zu lesen). Einzelne der Kehren haben einen Paten. Olympiasieger Martin Koch oder auch Franz Klammer habe ich unter anderem gesehen.

Während der Abfahrt nach Ebene Reichenau fallen für heute die ersten Tropfen. Noch nichts schlimmes, hat auch wieder aufgehört. Als ich allerdings das Dorf Ebene Reichenau verlasse, sehe ich nur wenige Kilometer vor mir, wieder einmal einen riesigen, nassgrauen Vorhang um die Ecke kommen. Schnell suche ich nach einem Hotel in Ebene Reichenau. Da ist aber nichts zu machen. Umbau, geschlossen, ausgebucht.

So ziehe ich mich halt in einem Bushäuschen wieder einmal um und verpacke alles im Anhänger. Fahre in den grauen Vorhang, kurble noch eine Weile weiter und werde dann am Dorfeingang von Bad Kleinkirchheim im Garni-Hotel Sonnblick fündig.

Nachtessen in einem Restaurant, nachempfunden einer Alm. Beim Bummel durchs Dorf fallen mir all die Bezeichnungen und Hinweise für die Römer auf. Eine Römer Thermalquelle ist da, diverse Lokalitäten die irgenwie auf die Römer verweisen.

Manchmal finde ich es Schade, nur so an vielen Ortschaften vorbeizubrettern. Oder nur, wie heute rein zufällig auf ein Stück Kultur, vielleicht auch Geschichte, zu stossen, die dann einfach als Bruchstück, als einzelner Mosaikstein liegen bleibt, und wohl kaum mehr irgendwann weiter verfolgt wird.


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