Als Aargauer unterwegs

Spass auf schmalen Reifen

20. Juli 2011
von Urs
Kommentare deaktiviert für 5. Tag: Auf Umwegen in die Nähe der Nockalmstrasse

Radfahrt
Vormittag

Dauerregen

Nachmittag

wechselhaft_mehrheitlich_Regen

103.1KM

1780 HM
06:04 H

5. Tag: Auf Umwegen in die Nähe der Nockalmstrasse

War ich gestern noch überzeugt, heute die Grossglocknerstrasse fahren zu können, so wechselte diese Überzeugung angesicht des nächtlichen Dauerregens zu Misstrauen. Erst recht, als ich am Morgen die Bilder der Wetterkamera aus dem Gebiet sah. Die reinsten Winteraufnahmen, geschlossene Schneedecke, Nebel bis knapp über die Kamera. Ob all das Flimmern nur der schlecht eingestellte TV-Empfang war? Der Grossglockner/Hochtor befindet sich immerhin auf übr 2500 MüM, und hier in Bruck, etwa 800 Meter ü.M. zeigte das Thermometer gerade noch 6 Grad an. Ich legte die Winterkleider in meinem Feriengepäck mal zuoberst bereit.

Nach dem Morgenessen, dann nochmals ein Blick auf die Wetter-TV-Kamera, das Geplätscher des Dauerregens auf der Strasse, den Wolken- und Nebelverhangenen Himmel: irgendwie möchte ich keine Freude an der heutigen Fahrt gewinnen. Ich warf den Notebook an und überspielte die gestern noch rasch zusammengestellte Ausweichvariante auf das GPS. Der Entscheid war gefallen: Ich fahre nun doch unten durch, statt durch den Winter.

Unten durch bedeutete: weiterhin der Salzach entlang hinunter bis auf die Höhe von St. Johann im Pongau, dann über einen Hügel hinunter nach Radstadt und von dort südwärts über Untertauern und Obertauern in Richtung Krems / Innerkrems / Brücke Krems.

Der Salzach entlang fĂĽhrt die B311. Eine eigentlich gut ausgebaute Strasse, allerdings hat sie auch genĂĽgend Verkehr zu tragen. Deshalb wechsle ich so oft ich die Hinweisschilder fĂĽr Radfahrer erkennen kann, auf irgendwelche Radwander- oder Radtourenwege. Das geht manchmal recht gut, aber meist landet man dann doch wieder auf der B311.

In St. Johann im Pongau geht es erst einmal kräftig hinauf. Auf einer viel ruhigeren und kleineren Strasse fährt man lange einem Bächlein entlang und durch viel Wald in die Höhe. Etwa in der Mitte zwischen St. Johann im Pongau und Radstadt kippt dann die Strasse und es geht wieder den Hügel hinunter. Meist nur noch Weidland, einzelne Dörfür. Ab und zu benutze ich auch hier wieder den Radweg und komme durch wirklich schöne Dörfür vorbei.

Radstadt habe ich als Baustellenchaos in Erinnerung. Scheint aber auch eine schmucke Ortschaft zu sein. Manche Häuser könnten dem Baustil unserer Engadiner-Häuser abgeschaut sein.

Nach Radstadt entschliesse ich mich in einem Bushäuschen für einen kleinen Mittagsrast. Das gibt mir die Möglichkeit, mal auf den GoogleMaps meines Androiden nachzuschauen, was eigentlich noch bezüglich Höhenmeter vor mir steht. Auf den nächsten 17 Kilometern werde ich etwa 800 Höhenmeter zu überwinden haben. Geht noch, dachte ich mir, und fahre weiter. Radwege habe nur so lange benützt, bis ich irgendeinmal nach mehreren Kilometern Waldweg (mit meinen dünnen Rennradreifen auf diesem glitschigen Untergrund) auf dem Vorplatz eines Bauernhofes gelandet bin.

Gerade rechtzeitig für die erste steile Rampe komme ich auf die Hauptstrasse zurück. Anschliessend geht es wieder eben weiter. Eine Weile später steht an der Strasse ein Hinweisschild für einen Kettenanlegeplatz. Ich gehe die Zahlen im Kopf nochmals durch: Es bleiben jetzt noch etwa 9 Km und eine Höhendiffürenz von gut 700 Metern. Möglicherweise hat es noch ein paar Flachstücke zwischendrin, aber ich rechne mal damit, dass ab jetzt 10% und mehr wohl häufiger vorkommen werden. Ich nehme einen kräftigen Schluck aus meinem Bidon und gehe die Sache mal eher gemütlich an. Denn 9 Kilometer können unter solchen Umständen ewig lang werden.

Das Positive ist, dass die Strasse oft entlang der Taurach führt. Man steigt wilder Schluchten hinauf, vorbei an tosenden Wasserfällen. Einzelne Stellen erinnern an unsere Schöllenen, einfach mit viel weniger Verkehr. Flache Stücke zum Verschnaufen gibt es kaum. Glücklicherweise hat der Regen nicht ganz aufgehört, aber doch so, dass ich mir erlaube, das Regenjäckchen mal auszuziehen. Ob nass vom Schweiss oder vom Regen kommt mir im Moment nicht so drauf an. Das steilste Stück, direkt nach dem Kettenanlageplatz und dort wo die Strasse bergauf Zweispurig ist, muss ich nochmals schieben. Oben wird es dann deutlich flacher. Obertauern auf der Passhöhe scheint mir ein richtiger Wintersportort zu sein. Hinweisschilder wie Sonnenterrasse, oder Bergsommer und Wandersommer können mir höchstens ein schwaches Lächeln abringen.

Tatsache ist leider einmal mehr, dass der Regen von hinten immer näher rückt. Grau steht die Wand hinter mir und schickt immer häufiger und immer dichter Regentropfen vorbei. Kurz vor der Passhöhe ziehe ich deshalb mein Regenjäckchen wieder an.

Auf der Passhöhe, wieder eine ohne Passtafel, verliere ich nicht viel Zeit. Ein kräftiger und zudem kalter Wind hat angefangen zu blasen. Ich stürze mich in die Tiefe, lasse mich vom Wind schieben, komme wieder aus der Regenzone heraus und lande hier in Mauterndorf, einen Hügel vor der Nockalmstrasse. Aufgefallen ist mir, dass am nördlichen Dorfeingang von Mauterndorf eine mächtige Burg steht.

Übrigens: als ich aus der Dusche hier im Hotel kam, prasselte auch wieder der Regen auf das Dachfenster meines Zimmers. Ich gehe mal davon aus, dass ich den nächsten Hügel zur Nockalmstrasse nicht im Trockenen geschafft hätte.

19. Juli 2011
von Urs
Kommentare deaktiviert fĂĽr 4. Tag: Zell am Ziller – Bruck an der Grossglocknerstrasse

Radfahrt
Vormittag

einzelne_Wolken

Nachmittag

einzelne_Wolken

93.7KM

1340 HM
05:18 H

4. Tag: Zell am Ziller – Bruck an der Grossglocknerstrasse

Das feine Morgenessen von gestern im Klosterhotel erhielt heute tatsächlich noch einen oben drauf. Sogar der Kuchen, gleich in mehrfachem Angebot, war da. 100Punkte für das Hotel Bräu und die Küche.

Das Thema Wetter möchte auch heute, allerdings im positiven Sinne, wieder von sich reden. Am Morgen hing ziemlich Nebel in den Hügeln, zudem war es mit knapp 10 Grad doch recht kühl, wenn man bedenkt, dass die Passhöhe etwa 900 Meter höher liegt.

Doch bis ich gegessen, gepackt und ausgecheckt hatte, hatte die Sonne bereits einen Grossteil des Nebels verjagt. Ich traute der Sache aber dennoch nicht richtig und legte das Regenzeugs zuoberst auf die Packung. Über die üblichen Velokleider hatte ich noch das gelbe Jäckchen, das musste für die Passauffahrt genügen.

Die Passstrasse zum Gerlospass steigt schon bald nach Zell am Ziller. Relativ steil, gerade noch fahrbar mit dem Anhänger, schlängelt sie sich den Hügel hinauf. Dazu bietet sie immer wieder schöne Ausblicke ins Zillertal hinunter. Etwa bei gut 1100 Meter über Meer ist dann plötzlich fürtig mit Höhenmeterkurbeln. Auf einer ziemlich flachen Ebene durchquert man das Dörfchen Gerlos. Wahrscheinlich ist da im Sommer und Winter doch einiges los. Jedenfalls gibt es grössere Hotels, mehrere Ski- und Mountainbike-Verleihe, Sessel- und Gondelbahnen. Nach dem Dorf nimmt dann die Passstrasse noch den Rest der fehlenden Höhenmeter. Vorbei an der Staumauer bis hinauf auf die Passhöhe.

Auch hier, wiederum nichts Spektakuläres. Keine Passtafel, ein grosser Parkplatz, eine Imbissbude und eine Aussichtsplattfürm mit Sicht über den Stausee in die nächsten Gebirge. Die umliegenden Bergspitzen zeigen sich in einem leicht verzuckerten Kleid. Vermute mal, dass es in den letzten Tagen bis knapp zur Waldgrenze hinunter geschneit hat.

Da es gerade Mittag ist, verpflege ich mich in der Imbissbude mit Apfelstrudel und Cola.

Wenig später überfahre ich die Grenze von Tirol ins Land Salzburg. Die Strasse macht dann nochmals einen Knick aufwärts und führt über ein Hochmoor, Gerlosplatte. Wenigstens dies ist dann mit einer Tafel und Höhenmeterangabe markiert.

Die Abfahrt, hinunter ins Tal der Salzach ist mautpflichtig. Die Maut kann kombiniert werden mit einer Besichtigung der “Wunder der Wasser Welt” oder so ähnlich. Nach meiner Einschätzung ist es einfach das Quellgebiet der Salzach, welches hier mit ziemlichem Aufwand vermarktet wird, halt ähnlich wie bei uns der Rheinfall, oder die Aareschlucht, oder der eine oder andere lange Wasserfall in den Alpen.

Den Rest des Nachmittags verbringe ich damit, durch das Tal der Salzach zu kurbeln, und mich am schönen Wetter zu erfreuen. Berge links und rechts der Strasse, wieder einmal ohne Wolken, Täler ohne Regenschauer, da und dort eine Foto schiessen.

Da ich eigentlich immer damit gerechnet hatte, früher oder später mindestens unter bewölktem, vielleicht sogar regnerischem Wetter zu fahren, habe ich es am Morgen unterlassen, Beine und Arme mit Sonnencrème einzuschmieren. Dieses schmierige Gefühl im Regenzeugs schätze ich nämlich nicht so. Die Quittung hat dann die Sonne selber, in Form eines kleinen lokalen Sonnenbrandes, auf das obere Ende der rechten Wade gelegt. Kunststück, wenn man immer gegen Osten fährt und die Sonne fast immer im Nacken hat.

Heute Abend stehe ich am eigentlichen Anfangspunkt meiner Ferienabsicht. Ab jetzt folgen sich Panoramen-, Gletscherstrassen und Pässe über 2000 MüM. Mein Androide macht mir alle Hoffnung auf eine ganz passable Wettersituation. Hoffentlich hat er recht.

Nach dem Nachtessen habe ich heute noch einen Rundgang durch Bruck gemacht. Überall und an jeder Ecke ist das Thema Grossglocknerstrasse präsent. Nimmt mich Wunder, was davon alles Touristik-Werbung ist, und wie ich morgen Abend darüber denke.

18. Juli 2011
von Urs
Kommentare deaktiviert fĂĽr 3. Tag: Ettal(D) – Zell am Ziller(A)

Radfahrt
Vormittag

wechselhaft_mehrheitlich_Regen

Nachmittag

wechselhaft_teilweise_Regen

118.4KM

1003 HM
05:59 H

3. Tag: Ettal(D) – Zell am Ziller(A)

Geweckt wurde ich heute Morgen durch das Plätschern des Dachwassers im Fallrohr vom Dach herunter. Bis ich das Morgenessen eingenommen hatte, bezahlt und gepackt, hatte der Regen zwar etwas nachgelassen, nass war aber dennoch alles. Ein weiterer Tag im Regenanzug kündigte sich an.

Doch zuerst das Erfreuliche: Wenn ich gestern Abend vorzüglich gegessen habe, so kam ich heute Morgen auch noch in den Genuss eines richtigen Radfahrer Morgenessens. Da war fast alles da, was man so begehrt. Es fehlte lediglich noch der Kuchen. Benediktiner Mönche scheinen gut zu leben.

Weil die Strasse immer noch “spritznass” war fuhr ich mal den ersten Teil wiederum in Regenkleidern davon. Kurz nach dem Hotel ging es denn auch wie erwartet mehrheitlich hinunter nach Garmisch Partenkirchen, dann (nicht wirklich erwartet) ĂĽber einen HĂĽgel (und im strömenden Regen) zum Eingang in das Isartal. Im einen Teil fĂĽhrt eine Mautstrasse entlang der Isar und durch einen Naturpark. Wirklich eine sehr schöne Gegend. GlĂĽcklicherweise konnte ich von ein paar Sonnenstraheln profitieren, entledigte mich des Regenzeugs und schoss mal eine Foto, dass mal wenigstens etwas zu sehen ist von der heutigen Fahrt.

Die Fahrt ging dann weiter, immer mit einem Auge auf die Isar gerichtet, über eine Brücke über der gestauten Isar, die Staumauer und weiter Richtung Achensee. Die Gegend könnte schon noch ein paar Fotosujets hergeben, doch wenn die ganze Elektronik immer wieder wasserdicht verpackt werden muss, wartete ich lieber auf einen noch besseren Moment. Und plötzlich ist alles vorbei. Kein See mehr, keine Isar mehr, dafür wieder Regen.

Den Achenpass lasse ich aus (Regen und Nebel) und fahre direkt das Tal hinunter zum Achensee. Vor einem Tunnel werden die Radfahrer von der Strasse auf einen Radweg geleitet. Das ist auch gut so. Denn nun hat man den See in nächster Nähe neben sich. Könnte mir vorstellen, dass sich an einem schönen Sommertag hier endlos viele Ausflüger aufhalten. Doch heute war der Weg menschenleer.

Ab und zu ist sogar die Strasse trocken, es reicht aber kaum, die Regenkleider auszuziehen, so sieht man schon den nächsten Schauer um die Ecke kommen. Deshalb habe ich es auch hier verpasst, eine Foto zu machen. Das Tal kenne ich allerdings schon, von früheren Ferientagen, einfach auf der anderen Seite des Sees.

Am Ende des Sees geht es dann “fast senkrecht” nach Jenbach hinunter, ein kleines StĂĽck ostwärts und dann ins Zillertal hinein.

Ich muss den Eingang ins Zillertal regelrecht suchen. Nichts als Autobahnanschlüsse und -abführten und dicht befahrene Strassen. Wobei dicht hier wirklich bedeutet: Autos aus beiden Richtungen im Sekundentakt. Fast keine Chance eine Strasse zu queren oder auch nur von der linken Seite sich in den Verkehr einzureihen. Schliesslich gelingt es dann aber doch. Aber damit geht der Horror nur weiter. Ich habe ja eigentlich selten Angst auf der Strasse. Aber wenn Wohnwagen, Autos mit überbreiten Anhängern, Lastwagen und der ganze übrige Verkehr auf einer eigentlich zu schmalen Überlandstrasse sich neben mir kreuzt, so wird es selbst mir etwas mulmig. Bei der nächsten Abzweigung bog ich einfach mal ab, das GPS wird es dann schon richten. Doch das GPS wollte nur wieder zurück auf diese letzte Strasse. So suchte ich mir halt den Weg selber durch das Zillertal hinauf. Fündig wurde ich schliesslich auf der Ostseite des Tales. Eine normale Verbindungsstrasse, schön von Dorf zu Dorf, mit ein bisschen Lokalverkehr. Es geht also doch.

Bei der heutigen Fahrt durch den Regen, habe ich mir ein paar Gedanken zu den nächsten Tagen gemacht. Vielleicht auch versucht, diese etwas an das Wetter anzupassen. Unter anderem deshalb, bin ich heute in Zell am Ziller, also noch vor dem Gerlospass abgestiegen. Ich glaube, so habe ich die Möglichkeit, Morgen den Gerlospass zu fahren und anschliessend bis an den Fuss zum Grossglockner weiterzufahren. Ăśbermorgen kann ich mich dann wetterabhängig entscheiden, ob ich den Grossglockner fahre, oder einfach, quasi unten durch zur Nockalmstrasse weiterpedale. Schlimmstenfalls könnte ich auch die Nockalmstrasse noch umfahren, doch was hatten dann meine Ferien hier fĂĽr einen Sinn? Anderseits habe ich keine grosse Lust, einfach ĂĽber diese 2’000er Strassen zu fahren, nur damit ich sie abhaken kann. Denn schliesslich sind es Panoramastrassen, sogar mautpflichtig. Da mĂĽsste auf jeden Fall mehr drinliegen, als einfach nur ein Hochkurbeln fĂĽr einen Haken hinter dem Namen der Passhöhe.

Habe ich im falschen Jahr die falsche Strecke fĂĽr mein 2’000er-Pässe-Ziel gewählt? Die nächsten Tage haben die Antwort bereit.

17. Juli 2011
von Urs
Kommentare deaktiviert fĂĽr 2. Teil: Alberschwende(A) – Ettal(D)

Radfahrt
Vormittag

leicht_bewoelkt

Nachmittag

Dauerregen

133.8KM

1947 HM
07:46 H

2. Teil: Alberschwende(A) – Ettal(D)

Ich traute meinen Augen kaum, als heute Morgen eine strahlende Sonne von einem wolkenlosen Himmel auf mein Bett schien. Nichts wie los. Morgenessen, Hotelrechnung bezahlen, und so weit wie nur möglich ohne Regen fahren, das war die Idee.

Alles lief wie am Schnürchen gezogen. Schon vor neun sass ich auf dem Renner in Richtung Riedbergpass. Ich wusste ja, dass dieser heute nicht nur der längste Pass sein werde, sondern zudem auch noch der, mit den heftigsten Steiungsprozenten. Die Fahrt dorthin erinnerte sehr oft an unser eigenes Voralpengebiet. Hügelig, rundherum grössere Berge, weidende Kühe, hie und da ein rauschendes Bächlein, ab und zu ein Dorf.

Dann der Aufstieg. Für die paar Wolkenfelder war ich sogar noch dankbar. Denn 16% an der prallen Sonnen dürften ja wohl kaum zum Aushalten sein. Muss aber zugeben, dass ich mit dem Anhänger, schon die eine oder andere Schiebepassage in Kauf genommen habe. Die Passhöhe selber ist nichts besonderes. Eine riesige Parkfläche, vielleicht für Skifahrer oder Wanderer, mehr aber nicht. Ich hielt mich deshalb auch nicht lange auf. Auch die Abfahrt war übrigens mit 16% markiert.

Dann ging es über ein paar schweisstreibende Bodenwellen weiter nach Sonthofen. Die Wolkendecke war mittlerweile richtig dicht. Es hätte jeden Moment zu regnen beginnen können. Ich entschloss mich deshalb hier, noch schnell ein Mittagessen in einem Gärtenrestaurant einzunehmen. Da auch die Serviertochter vermutlich den kommenden Regen befürchtete, ging alles viel schneller als sonst üblich (ich war nicht der einzige Gast auf der Terrasse).

Anschliessend ging es weiter nach Bad Hindelang, das ich mal als Ausgangspunkt für den Oberjochpass bezeichnen würde. Schön regelmässig ansteigend, mit vielen Kurven wurden die 300 Höhenmeter überwunden. So mag ich das. Das Wetter hielt sich zurück. Einzelne Tropfen, eher Nebelfiesern, fiel zwar immer wieder und auch immer öfter. Erst auf der Passhöhe selber wurde ich erst richtig nervös. Keine Passtafel, nichts. Aus dem Nebelfiesern wurden richtige Tropfen. Ich musste jetzt unbedingt wasserdicht einpacken. So nahm ich zur Erinnerung halt dann nur noch den Grenzübergang von Deutschland nach Österreich/Tirol mit.

Durch das Tannheimertal verstärkte sich der Regen immer mehr. Bei der Abfahrt nach Weissenbach am Lech und weiter nach Reutte, da war wirklich etwas los. Der Regen peitschte regelrecht über die Strasse. Mal von hinten, mal von der Seite. Ich zweifelte langsam daran, ob ich den Ammersattel noch fahren sollte oder besser doch nicht.

Nach Reutte möchte das Wetter kurz Pause. Ich nahm den recht steilen Anstieg bis zum Plansee hinauf. Damit war das Meiste der Höhenmeter auch geschafft.

Der Plansee, ein ganz langgezogener See, eingebettet zwischen viel Wald, irgendwie malerisch, selbst im Regenwetter, müsste man auch mal bei Sonnenschein betrachten können. So musste ich mich heute leider darauf konzentrieren, die grössten Pfützen auf der Strasse umfahren zu können. Bei der Fahrt dem See entlang, stiegen in mir plötzlich alte Erinnerungen an frühere Ferien auf. War da nicht dieser Ludwig, der den Linderhof erbaut hat? Hatte der nicht auch einen Zusammenhang mit dem Plansee, dem Ammerwald, dem ganzen Gebiet hier herum?

Nach vielen weiteren Kilometern durch einen anhaltenden Landregen, komme ich dann irgendeinmal zur Passhöhe. Oder wenigstens zu der Stelle, an der die Strasse nicht mehr aufwärts geht, sondern eben hinunter. Keine Passtafel, nichts, einfach ein Knick in der Strasse. Der Bach nebenan läuft jetzt nicht mehr gegen mich, sondern mit mir.

Bei der Abfahrt vom Pass dann tatsächlich der Wegweiser zum Linderhof, sogar zum Schlosshotel Linderhof. Ich fahre trotzdem weiter, mir ist jetzt nicht mehr nach Kultur, wenigstens nicht in diesen mittlerweile durchnässten Kleidern.

Ich treffe in Ettal ein. Zum ersten Mal nach dem Ammersattel geht es wieder nennenswert hinauf. Zeit abzusteigen, zudem ist es 18:00 Uhr gewesen, höchste Zeit, diese Etappe zu beenden. So lande ich im Klosterhotel “Ludwig des Bayern”. Schon wieder Ludwig?

Eine Tafel beim Eingang ins Restaurant klärt mich auf: Ludwig der Bayer hat das Kloster 1330 nach seiner Rückkehr von Italien bauen lassen. Es wurde ein Benediktiner Kloster. Klar, dass das Hotel gegenüber Klosterhotel heisst und klar auch, dass als Spezialiät Benediktiner Weissbier ausgeschenkt wird. Davon musste ich mir zum feinen Nachtessen eines (oder zwei?) genehmigen. Falls übrigens die Benediktiner immer so gut gegessen haben wie ich heute Abend, habe ich wahrscheinlich den falschen Beruf gewählt (shit happens).

16. Juli 2011
von Urs
Kommentare deaktiviert fĂĽr 1. Teil: Brugg – Bodensee – Alberschwende(A)

Radfahrt
Vormittag

schoenster_Sonnenschein

Nachmittag

schoenster_Sonnenschein

161.2KM

1248 HM
00:00 H

1. Teil: Brugg – Bodensee – Alberschwende(A)

Die Abfahrt verzögerte sich dann doch noch im letzten Moment. Meine Radfahrerhandschuhe waren plötzlich nicht mehr auffindbar. Doch als das gelöst war, konnte es nun endlich losgehen.

Die Fahrt verlief anfänglich auf den Strassen meines Arbeitsweges. Eine erste kleine Bewährungsprobe erhielten meine Beine bei der Auffahrt von Buchs zum Restaurant Bergwerk. Kurz und giftig war sie. Mit dem Anhänger schaffte ich das heute noch nicht. Werde aber sicherlich in den nächsten paar Tagen noch Training erhalten.

Danach ging es dann hügelig bis an den Bodensee. Unterwegs, genauer in Wängi, möchte ich eine Mittagsrast und verzehrte dabei eine Pizza. Am Bodensee nochmals eine kleine Rast mit Verpflegung aus dem Anhänger.

Danach, Weiterfahrt entlang des Bodensees, GrenzĂĽbergang nach Ă–sterreich. Noch ein bisschen merkwĂĽrdiges hin und her auf den Strassen. Als mich mein GPS durch den Achenbergtunnel leiten wollte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen.

Die ganze Planung meiner Reise hatte ich mit der Einstellung “kĂĽrzeste Strecke” gemacht. Im Detail sind dann dabei ein paar unsinnige Fahrstrecken rausgekommen. So habe ich die Einstellung kurzerhand auf “schnellste Strecke” umgestellt. Die gesamte Strecke wurde dabei nur unwesentlich länger, glaubte ich damals noch.

Gerade hier in diesem ersten Teil, möchte die Umstellung von “kĂĽrzeste” auf “schnellste” Strecke immerhin 13 Km aus. DafĂĽr habe ich hoffentlich ein paar Höhenmeter weggelassen.

Der Schlussanstieg kam daher auch etwas überraschend heftig. Bei Schwarzach biegt die Strecke zwar in ein schönes und schon fast malerisches Tal ein, beginnt aber mit einem heftigen Anstieg. Dieser fährt jedenfalls nach 155 KM zuerst mal richtig in Beine. Der Anstieg flacht dann glücklicherweise wieder etwas ab.

Wegen der mittlerweile etwas fĂĽrtgeschrittenen Zeit, habe ich mich dann fĂĽr ein Hotel in Alberschwende, gut 10 Kilometer vor meinem eigentlich geplanten Ziel entschieden.

Beim Hotel Löwen handelt es sich um eine Pension. Das Nachtessen musste ich deshalb auswärts einnehmen. Ich habe mir dabei das Restaurant “Tante Emma” ausgelesen, nur wenige Meter nebenan.

Das Hotel sieht äusserlich wie ein aufgepepptes Wildwesthotel aus. An der Hausmauer Holzschindeln und die Terrasse ein Bretterboden. Das Essen allerdings ist sehr fein, gekonnte italienische Küche. Das Lokal scheint zudem ein Treffpunkt heimkehrender, vermutlich einheimischer, Radfahrer zu sein. Jedenfalls eine gute Adresse für Hungrige.


Mein Rad ist gerade hier:

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