Vom Nebel, der sich gestern Abend über Andermatt und die ganze Region gelegt hatte, war heute Morgen nichts mehr zu sehen. Ein fast makelloser, blauer Himmel strahlte über der Gegend. Noch mochte die Sonne erst die Bergspitzen zu beleuchten, doch bis ich das Morgenessen vertilgt hatte, die Hotelrechnung bezahlt und die Sonnencrème eingeschmiert, trafen auch die ersten Sonnenstrahlen den Talboden.
Nach einer Fahrt durch die Schöllenen, hinunter nach Göschenen und weiter nach Wassen, begann dann der Aufstieg zum Susten. Nach den ersten paar Kehrtunnels wurde es langsam wieder Zeit, die Klamotten auf kurz/kurz umzustellen. Nach der langen Gallerie war dann definitiv “Fahren an der Sonne” angesagt. Fast andauernd eine wunderbare Sicht auf das Gebiet ĂĽber dem Sustenpass. Schöner hätte es kaum mehr sein können. Viele andere, vor allem Motorradfahrer genossen diesen Tag ganz offensichtlich und hörbar, auch.
Nach den untersten Kehrtunnels und der Gallerie, führt die gut ausgebaute Passstrasse mit nur wenigen Kurven bis zur letzten kurzen Serie von Spitzkehren. Im obersten Teil, lagen neben der Strasse noch die Schneereste von den letzten Schneefällen herum. Für den Motorradfahrer mag diese Strecke ein Paradies sein, für den Velofahrer sind die x-Kilometer, gleichmässiger Steigung, fast ohne eine Möglichkeit einer Verschnaufpause, fast wie ein langanhaltender Test auf der Rolle. Da reizt wirklich nur noch die Schönheit der Natur. Und davon hat es glücklicherweise entlang der ganzen Strecke genügend.
Nach der Passhöhe dann die Abfahrt. Heute reicht mir sogar nur das Windjäckchen, kein Thermo, keine Beinlinge nichts. Es ist einfach herrlich warm, selbst auf ĂĽber 2000 Metern ĂĽber Meer noch. Diverse Schlaglöcher und Unebenheiten, wie ich sie in Erinnerung aus letzten Fahrten hatte, sind offensichtlich ausgebessert. Die Strasse, teilweise recht kurvig, fĂĽhrt manchmal an steilen Felswänden vorbei, dann wieder durch Waldpartien, kleine Weiler. Irgendwie noch richtig abwechslungsreich. Ăśber weite Strecken liegt ein frischer Teerbelag. Selbst in den ziemlich dunklen Tunnels, kann man jetzt auch als Radfahrer, einfach laufen lassen. Dieses “Laufen lassen” wurde vermutlich einem der Motorradfahrer zum Verhängnis, denn im unteren Teil musste der ganze Verkehr aufgehalten werden, bis die Rega ihren Einsatz beendet hatte.
Anschliessend suchte ich mir dann in Innertkirchen ein Restaurant fĂĽr das Mittagessen, bevor ich mir den letzten Pass fĂĽr diese Tour, den BrĂĽnig, “vorknöpfte”. Nach einem kleinen ZwischenhĂĽgel zwischen Innertkirchen und Meiringen, geht es dann nach Meiringen, erst richtig zur Sache. 13% steht da auf einer Tafel neben der Strasse.
Auch hier am BrĂĽnig, herrscht heute ziemlich Ausflugsverkehr. Nicht nur die Motorradfahrer, auch die PW’s machen einem heute das Leben schwer. Ăśberholen ohne seitlichen Abstand, und teilweise schienen sich die PW’s gegen die Motorräder auch noch Rennen zu liefern. Irgendwie ungemĂĽtlich die Sache.
Auch auf dem BrĂĽnig wurde heute mit den Dampfloks herumgefahren. Jedenfalls stand da ein ZĂĽglein mit einer fauchenden und zischenden Lok im Bahnhof. Wie immer bei solchen Gelegenheiten, auch mit einer entsprechenden Schar von Fotographen.
Auch die Abfahrt vom BrĂĽnig hinunter nach Giswil ist heute fĂĽr den Radfahrer kein bereicherndes Ereignis. Eingeklemmt in einer Kolonne von PW’s hinter einem Ausflugsbus geht, es ins Tal hinunter. Erst in der Mitte der Abfahrt, am Lungernsee, lockert sich die hektische Fahrerei etwas. Doch kurz bevor es dann den zweiten Teil der Abfahrt hinunter geht, ĂĽberholt mich nochmals ein Bus und ich fahre wieder eingeklemmt zwischen den PW’s hinunter. Dabei wäre die Gegend, eigentlich sehr schön. Ab und zu einen Blick auf den Lungernsee, oder im untern Teil nach Sarnen, oder vielleicht auch mal einen Blick in die HĂĽgel hinauf. Doch daraus wurde heute leider nichts.
In Giswil besteige ich heute den Zug und lasse mich nach Hause tragen. Mein Hauptziel, einen möglichst schönen Ausflug an einem der letzten schönen Sommer- oder Herbsttage war erreicht. Höhenmeter würden bis nach Hause kaum mehr zusätzliche dazukommen.