Als Aargauer unterwegs

Spass auf schmalen Reifen

24. Juni 2010
von Urs
Kommentare deaktiviert fĂĽr Ruhetag, Ruhetag?

Radfahrt
Vormittag

schoenster_Sonnenschein

Nachmittag

schoenster_Sonnenschein

73.2KM

1232 HM
03:39 H

Ruhetag, Ruhetag?

Ja, es war die reine Absicht. Zum Mittagessen, irgendwo in der Höhe, vielleicht in einer Jause Station, jedenfalls dort, wo man mit dem Renner noch hinkommt, sollte heute Mittag ein Weizenbier auf dem Tisch stehen.

Mit ein bisschen Umwegen und Fototour, bin ich zuhinterst in einem Tal eines Nationalparks, in Peder, fündig geworden. Dort wo die (geteerte) Strasse nicht mehr weiter geht und die Welt der Mountainbiker und Wanderer anfängt, dort wo auch die Verbindung zu 3G-Netzen wegen der hohen Berge ringsum miserabel ist, da stand eine Wirtschaft.

Ein Weizenbier, Schinken- und Käsebrot, Apfelstrudel und Kaffee. Das war mein Mittagessen. Merkwürdig vielleicht, aber ich hatte einfach Lust danach.

Diese kurze Fahrt, zudem auf grösstenteils schon bekannten Strassen von früheren Ausflügen her, gibt mir heute die Möglichkeit, ein paar Worte über meinen Aufenthalt hier in den Dolomiten zu verlieren:

  • Ich bin hier untergebracht in einem eher kleinen Hotel, dem Hotel Diana in La Villa. Bis vor kurzem waren wir drei Radfahrer, seit Dienstag (mit dem schönen Wetter) kommen weitere Gäste dazu.
    • Das Morgenessen fĂĽr italienische Verhältnisse ungewohnt reichhaltig. Mehrere Sorten Brot, Käse, Fleisch, Jogurt, MĂĽesli in verschiedenen Varianten, frische FrĂĽchte, Orangensaft und die fast immer präsenten sĂĽssen Gipfeli. Ab und zu ein Gadget, wie kĂĽrzlich eine Flasche Gatorade liegt auch noch drin.
    • Das Nachtessen ein Traum: Suppe oder Salat, dann ein Riesenteller von hausgemachten Teigwaren, immer wieder mit anderen Zutaten. Anschliessend ein Teller Fleisch mit einer GemĂĽsebeilage und Kartoffeln oder Polenta oder was halt gerade so passt.
    • Ein feines Dessert schliesst dann das Nachtessen ab.
    • Auf der Speisekarte steht: “geniessen mit allen Sinnen”. Dieser Idee wird die KĂĽche auf jeden Fall gerecht.
    • Da Velofahren Durst macht, nehme ich in der Regel zuerst noch ein kleines Weizenbier, sowie dann zum Essen einen feinen Rotwein der Gegend aus der umfangreichen Weinkarte.
  • Das Angebot der 11’000 Höhenmeter der Dolomiten, offeriert von Dolomite Biking befriedigt mich ĂĽber alles. Dazu ist auch zu erwähnen, dass ich während der ersten drei Tage der einzige Gast war, der dieses Angebot gebucht hatte. Ich hatte also während drei Tagen einen schon fast privaten Guide, der sogar die Getränke und die Esswaren (Verpflegung aus dem Rucksack) fĂĽr mich ĂĽber die HĂĽgel geschleppt hat. Er spielte sozusagen nebst dem Guide auch noch das Begleitfahrzeug.
    • Es gibt auch die Möglichkeit, dieses Angebot der 11’000 Höhenmeter in zwei separaten Paketen zu buchen. Die erste Hälfte der Woche 6’000 Höhenmeter in 3 Etappen und 5’000 Höhenmeter in zwei Etappen in der zweiten Hälfte der Woche. Ab Morgen Freitag, sollen dann aus diesem aufgeteilten Angebot weitere Gäste dazukommen.
    • Die beiden Guides, die ich in den ersten 3 Etappen hatte, sind beide zwei aufgestellte jĂĽngere Herren, welche es verstehen, auf die Gäste (wenigstens mal auf mich) einzugehen. Sie wissen, wo die guten Punkte fĂĽr die Fotos sind, sie kennen sich landschaftlich und kulturell sehr gut aus. Der eine im Winter ein Skilehrer(?) kennt natĂĽrlich jede Piste und Schlucht wo man auch noch runter kommen könnte, der andere ein leidenschaftlicher Rennvelofahrer, auch wenn es um längere Strecken geht.
    • Von ihnen habe ich ĂĽbrigens auch den Tipp fĂĽr das heutige Mittagessen erhalten.
    • Dolomite Biking ein noch junges Unternehmen, das sich zum Ziel gesetzt hat, per Rad oder Wanderweg den Touristen die Dolomiten zu zeigen.
    • Das Angebot, die Zusammenstellung der Radtouren, ist sehr abwechslungsreich und hat täglich einen anderen Schwerpunkt. Sella-Runde, die Runde um den Kronplatz und gestern die Runde um den Cristallo. Jede dieser Runden zeigt einen anderen Teil der Dolomiten. Wenn man rundherum fährt, so hat man zwar auf der einen Seite immer den gleichen HĂĽgel, auf der anderen Seite aber immer wieder neue Einblicke in andere Talschaften. FĂĽr mich als Tourist, der hier das erste Mal in der Gegend rumkurvt, irgendwie faszinierend, auf jeden Fall sehr abwechslungsreich.
      • Die Strassenverhältnisse in den Dolomiten sind generell fĂĽr die Rennräder sehr gut. Ab und zu mal Längsrillen oder Frostschäden, das ĂĽbliche halt in den Bergen.
      • Die Gefälle der Bergstrassen scheinen mir, mit Ausnahmen wie Kronplatz oder Drei Zinnen, wirklich einfacher als in den französischen / italienischen Alpen zu sein. In der Regel sind die Aufstiege auch kĂĽrzer. Auf wenigen Kilometern lassen sich oftmals mehrere Pässe ĂĽberfahren.
      • Die Anzahl der Motorräder, wenigstens jetzt unter der Woche, hält sich in einem vernĂĽnftigen Rahmen. Man trifft sie halt, wenn es schönes Wetter ist.
      • Der ĂĽbrige Verkehr bewegt sich vor allem um die grösseren Städte und hält sich an die direkten Verbindungsstrassen. Auffällig wenig Wohnmobile, aber vielleicht ist ja auch die Ferienzeit noch nicht richtig angebrochen.
  • Mechaniker und Reparaturen: Ich hatte schon mal erwähnt, dass mein Renner mit der Schaltung an den grossen Kettenblättern MĂĽhe hatte. Mit dem dauernden Regen und dem eingewaschenen Sand wurde das immer schlimmer. Vermutlich hat es auch das FĂĽhrungsblech der Kette irgendeinmal verbogen. Ich war jedenfalls gezwungen, bei der Auffahrt auf das Grödnerjoch, am Sonntag als es noch schneite, die Kette manuell auf das kleinste Zahnrad zu legen. Da ging nichts mehr. Ich brachte den Renner dann am Montag frĂĽh beim örtlichen Radhändler vorbei. Der hat innerhalb einer Stunde alles gewaschen, geölt und eingestellt. Da kratzt oder schleift nun schon seit Tagen gar nichts mehr. Ich meine, dass die hier etwas davon verstehen, wie Rennräder eingestellt sein mĂĽssen.
  • Zum Schluss die Dolomiten selber: Anfang der Woche, als sie noch frisch verschneit waren, da lag so eine Art Winterzauber ĂĽber den Bergen. Jetzt wo der Schnee (saisonangepasst) langsam weggeschmolzen ist, zeigen sie vielleicht eine andere Schönheit. Teils mächtig und felsig stehen sie ĂĽber dem Waldrand. Wenigstens fĂĽr Rennradfahrer unerreichbar. FĂĽr Wanderer, Mountainbiker und Kletterer vermutlich ein Paradies. Und an jedem neuen Morgen, und während jeder neuen Fahrt, entdecke ich immer wieder neue, schöne, faszinierende Momente an diesen Bergen.

Selbst, wenn ich die beiden letzten Rundfahrten noch nicht gefahren bin, (Freitag: unter anderem Würzjoch und Samstag: Passo Giau) so bin ich froh und dankbar das Angbot von Dolomite Biking gefunden und gebucht zu haben. Es werden viele schöne Erinnerungen zurückbleiben.

23. Juni 2010
von Urs
Kommentare deaktiviert fĂĽr Cristallo-Runde

Radfahrt
Vormittag

schoenster_Sonnenschein

Nachmittag

schoenster_Sonnenschein

113.5KM

3304 HM
07:10 H

Cristallo-Runde

Wie prognostiziert war es heute Morgen bereits spürbar wärmer. Der längeren Tour um den Cristallo, stand also nichts mehr im Wege. Bereits um 08:30 machten wir uns auf den Weg.

Bei der Auffahrt zum Passo di Valparola waren wir der Natur wieder einmal ganz nahe. In einer der letzten Spitzkehren standen tatsächlich Murmeltiere an der Strasse und schauten uns regelrecht zu. Mein Guide klärte mich dann auf, dass etwa an dieser Stelle früher Murmeltiere von den Touristen richtig gefüttert wurden. In der Zwischenzeit wurde dies aber den Tieren zu liebe verboten.

Ich erfahre viel über die geologische Zusammensetzung der Dolomiten. Einzelne Berge, die eher flachen Hügel, sind nämlich keine typischen Dolomiten. Das Dolomitgestein besteht vorwiegend aus Sedimenten des Meeresgrundes, die vom Druck der Afrikaplatte vor x-Millionen Jahren aufgestellt, aufgeschoben wurden. Dazwischen gibt es ab und zu kleine Vulkanhügel, die eben eine ganz andere Gesteinszusammensetzung haben. Wenn man das weiss, fallen einem solche Hügel plötzlich überall auf.

Ăśber das “Passpaar” Passo di Valparola (2192 MĂĽM) und den Passo di Falzarego (2105 MĂĽM) erreichten wir nach einer 18 Km langen Abfahrt, meist durch Tannwälder, Cortina d’Ampezzo. NatĂĽrlich genossen wir vor der Abfahrt auf den Pässen auch die ĂĽberwältigende Aussicht auf die nahen Berge. Auch ein paar Hinweise zu Spuren aus dem ersten Weltkrieg (1. Weltkriegsmuseum, (vermutlich ein ehemaliger Bunker), diverse Stollenfenster in den Bergen, Soldatenkapelle) fehlten nicht.

In Cortina d’Ampezzo (Winterolympiade 1956) machten wir einen kurzen Halt bei einem der Hauptplätze in Zusammenhang mit Skifahren. Wir bestaunten einen Moment lang die Bilder, wie eben 1956 noch Eishockey gespielt, oder Bobabfahrten, oder Eisschnelllauf auf dem gefrorenen Misurina-See betrieben wurde.

Während der Weiterfahrt gelangten wir über den Cimbanche (1529 MüM). Ein zwar kleiner aber schöner Pass, mitten im Wald. Auch er hat eine Geschichte. Führte doch früher eine Eisenbahn über den Pass. Das Trassee wird heute im Sommer von den Mountainbikern benützt und ist im Winter eine Langlaufloipe.

Nach einer kurzen Abfahrt nach Schluderbach (Carbonin) nehmen wir die Strasse in Richtung Misurina. Wir gelangen auf ein Plateau und können heute die “drei Zinnen” von der SĂĽdseite her bestaunen. In der Schweiz werden diese drei Zinnen eigentlich immer von der Nordseite dargestellt und dĂĽrften somit einen hohen “Erkennungswert” haben. Am SĂĽdfuss der drei Zinnen, gibt es ein kleines Restaurant. Dieser Ort war schon ein paar Mal auch Ankunftsort des Giro d’Italia.

Es gibt allerdings ein kleines Problem. Das Restaurant ist etwa 600 Meter höher, die Distanz dorthin etwa 7.5 Kilometer. Dazwischen ein ziemlich langes gerades Stück, welches sogar noch etwas hinunter geht. Es dürften somit problemlos 10% im Schnitt sein. Doch der Gwunder ist so gross, wir biegen ab und nehmen die erste Rampe.

Da nun der Anfang gemacht ist, fahren wir auch noch den Rest hinauf. Irgendwann verrät mir mein Guide, dass wir jetzt in einer 20%-Rampe drin fahren, ich solle nicht nach oben schauen. Worauf es dann prompt nicht mehr lange dauerte, bis ich einen Moment kurz innehalten muss. SĂĽssigkeiten nachschieben, Wasser und weiter geht’s fĂĽr die letzten 200 Höhenmeter.

Der Abstecher hat sich auf jeden Fall gelohnt. Wunderbare Aussicht über die Berge von halb Norditalien. Eine der Dohlen hat mir dort oben nach etwas Zögern sogar aus der Hand gefressen.

Nach der Abfahrt gelangen wir an den Lago Misurina. Bei uns in etwa vergleichbar mit dem See von Sankt Moritz, nur dass da nicht so viele Hotels herumstehen.

Anschliessend nehmen wir noch den Passo Tre Croci (1805 MĂĽM), machen eine kleine Spazierfahrt auf der Flaniermeile von Cortina d’Ampezzo, fĂĽllen nochmals unsere Bidons und nehmen dann den letzten Rest des Heimwegs ĂĽber das gleiche “Passpaar” wie am Morgen unter die Räder. Nur mit dem Unterschied, dass jetzt zuerst mal etwa 1000 Höhenmeter am StĂĽck vor uns stehen. Bei einer flacheren Stelle, auf den Stufen der Militärkapelle, fĂĽhren wir uns nochmals ein paar SĂĽssigkeiten zu.

Einen weiteren gelungenen Tag, eine schöne Rundfahrt um den Cristallo, einem weiteren Bergmassiv der Dolomiten, beenden wir heute mit einer 14 Kilometer langen Abfahrt in unseren Ferienort.

22. Juni 2010
von Urs
Kommentare deaktiviert fĂĽr Kronplatz-Runde

Radfahrt
Vormittag

einzelne_Wolken

Nachmittag

etwas_Wolken

89.9KM

1923 HM
04:24 H

Kronplatz-Runde

Am Morgen standen wir unter einem wolkenfreien Himmel bereit. Doch war es immer noch recht kühl, zu kühl um heute wieder über die hohen Pässe und vor allem mit derart langen Abfahrten zu kurbeln. Deshalb verschieben wir die Monte Cristallo Tour auf Morgen. Es soll ja weiterhin wärmer werden.

Statt dessen haben wir uns an die Tour um den Kronplatz gemacht. Der Kronplatz ist vielleicht noch aus dem Giro d’Italia bekannt. Eine Schotterpiste mit Gefälle um 24% fĂĽhrt dort hinauf. Die steilsten Stellen sollen jeweils mit einem groben Betonpflaster stabilisiert sein.

Doch unser Weg führte zuerst etwa 400 Meter in die Tiefe. Durch eine schon fast malerische Schlucht nach Zwischenwasser hinunter. Ab dann begann der Aufstieg auf den Furkelpass. Spätestens nach der Abzweigung nach S. Vigilio di Marebbe (Enneberg) kratzt das Gefälle mehrmals an der 10%-Grenze. Doch dafür wird man belohnt mit wunderbaren Ausblicken auf die gegenüberliegenden Hügel und die verstreut am Hügel gebauten Weiler.

Kurz vor der Passhöhe des Furkelpasses ist die Abzweigung zum Kronplatz hinauf. Wir werfen dort einen Blick auf die legendäre Strasse und fahren dann auch ein paar Meter (so zum Spass) hinauf. Ab unserem Standort müssten wir dann nochmals etwa 500 Höhenmeter bis zum Etappenziel des Giro hinaufkurbeln.

Nach der obligaten Passfoto auf der Passhöhe, welche ĂĽbrigens mit einem kĂĽnstlichen See wegen der Beschneiungsanlagen im Winter “verziert” ist, geht es auf der anderen, der viel steileren Seite des Passes, wieder hinunter, nach Geiselsberg und Mitterolang. Ab hier kennt mein Guide (wir sind auch heute nur zu zweit), entlang des HĂĽgels mit dem Kronplatz, schöne und einsame Strassen. Mountainbiker wĂĽrden so was vielleicht als Singletrail bezeichnen. Die Strasse ist aber immer relativ gut geteert, halt eine Art Singletrail fĂĽr Rennräder. Wiesen, einzelne Bauernhöfe, Waldpartien, HĂĽgelchen rauf und runter wechseln sich hier laufend ab. Dazwischen immer wieder schöne Blicke in Tallandschaften und auf HĂĽgel.

In S. Martino fahren wir noch unter dem Castel Michele durch, bevor die Strasse zu steigen beginnt. Auf einer Art Panoramaweg, war früher mal eine Umfahrungsstrasse, fahren wir langsam und wellenweise in die Höhe. Wieder an kleinen Dörfern und Weilern vorbei. Da wir laufend an Höhe gewinnen, wird auch die Aussicht auf die umliegenden Hügel immer schöner.

Auffällig ist, dass fast in jeder Ortschaft eine grössere Kirche steht. Fast bin ich versucht, diesen Panoramaweg als Kirchenweg zu bezeichnen. Kaum haben wir eine Ortschaft verlassen, schaut hinter dem nächsten Hügel schon die nächste Kirchturmspitze hervor.

Doch auch diese Panoramawege und Singletrails haben ein Ende. In Enneberg treffen wir wieder auf die etwas grösseren Verbindungsstrassen. Die zügige Abfahrt vom Morgen nach Zwischenwasser müssen wir jetzt noch zum Schluss der heutigen Rundfahrt wieder hinauffahren. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn auf derselben Strasse sind heute Nachmittag noch einige andere Radfahrer unterwegs.

Haben wir gestern eher die “obligatorische” Sellarunde mit ihren vier Pässen gefahren, so hatte heute das Kulturelle und die Landschaft mehr Gewicht.

21. Juni 2010
von Urs
Kommentare deaktiviert fĂĽr Sella-Runde

Radfahrt
Vormittag

bewoelkt_mit_einzelnen_Sonnenabschnitten

Nachmittag

etwas_Wolken

59.4KM

1774 HM
03:45 H

Sella-Runde

Wegen der kühlen Witterung nehmen wir uns am Morgen etwas mehr Zeit als üblich. Die kurze Tour der Sella-Runde erfordert auch nicht, dass wir sehr früh aufbrechen müssen. Um 11:00 bin ich bereit vor dem Hotel und warte auf meinen Guide. Tatsächlich: der Guide und ich, nur wir zwei, fahren heute die Runde, keine weiteren Gäste. Wir entscheiden uns, die Sella-Runde im Uhrzeigersinn zu fahren.

Von La Villa geht es zuerst leicht bergauf nach Corvara und dann auf den Passo Campolongo. Für den Anfang, eine Strecke zum Aufwärmen. Der Passo Campolongo ist heute der einzige der unter 2000 Meter bleibt. Die Strecke, die wir fahren, entspricht übrigens der kleinen Runde des Dolomiten-Marathons der demnächst hier stattfinden wird.

Nach der Abfahrt nach Arabba hinunter geht es dann auf den Passo Pordoi. Eine lange regelmässige Steigung auf 2239 MüM. Ich erfahre viel von meinem Guide. Vermutlich kennt er jeden Hügel hier in der Gegend. Aber das wichtigste dürfte sein, dass wir heute mit dieser Rundfahrt rund um die Sellagruppe mit dem Piz Bo, fahren. Erstaunlich, wie rasch die Sicht auf diesen Berg ändert, und wie er auch immer wieder anders aussieht. Für mich als Touristen, sind das immer wieder neue Berge.

Anschliessend an den Pordoi geht es ein längeres Stück runter in Richtung Canazei. Doch bei der Abzweigung mitten im Wald ist Schluss mit Abfahrt und der Aufstieg zum Passo di Sella (2144) beginnt. Auch hier ist es, vielleicht eine Spur steiler, aber schön regelmässig bis oben. Die Strassen sind in der Regel tatsächlich sehr gut ausgebaut. Dennoch reissen doch plötzlich Längsrillen oder Frostschäden den Teerbelag auf. Oftmals fahren wir durch Wälder, manchmal auch über Weideland, das heute sogar grösstenteils vom Schnee wieder befreit ist. Farbige Blumenwiesen links und rechts der Strasse säumen unseren Weg.

Auf dem Sellajoch genehmigen wir uns im Restaurant eine kleine Pause bei Getränken und Gebäck. Die Temperaturanzeige an der Strasse zeigt jetzt um 14:00 Uhr gerade mal 7 Grad an. Das erfordert es denn auch, dass wir, obwohl nur kurze Abfahrten, uns immer wieder umziehen, beziehungsweise zusätzlich bekleiden müssen. Bei den Aufstiegen kommen wir aber fast immer in den Genuss der wärmenden Sonnenstrahlen.

Vom Sellajoch geht es dann hinunter bis zur Abzweigung zum Grödnerjoch (Passo di Gardena) oberhalb Valgardena, Diese jetzt folgende Auffahrt kenne ich ja schon von gestern, heute einfach fast ohne Schnee, wenigstens bis kurz vor die Passhöhe. Erstaunlich, was ich gestern durch den Nebel so umrisshaft geglaubt habe erkennen zu können, sieht heute bei klarer Sicht, ganz anders aus. So ist der Passo di Gardena viel breiter als ich das gestern erwartet habe. Ob unter dem Schnee tatsächlich Weideland zum Vorschein kommt, weiss ich halt auch heute noch nicht. Jedenfalls die Aussicht auf beide Seiten des Passes ist sehr gut.

Vor der Abfahrt nach La Villa hinunter bestaunen wir nochmals die massiven und fast senkrechten Felswände der Sellagruppe. Mein Guide, der im Winter Ski fährt, weiss denn auch genau, bei welcher Felsspalte da man mit den Skiern gut runterkommt.

Am Schluss unseres heutigen Ausflugs, verrät mir der Guide noch, dass jeder Velofahrer, der hier in der Gegend Ferien macht, diese Strecke einfach einmal fahren muss. Verständlich, bei all den verschiedenen Ein- und Ausblicken. Fast jede Spitzkehre öffnet wieder neue Schönheiten rund um die Dolomiten.

20. Juni 2010
von Urs
Kommentare deaktiviert fĂĽr Bozen – La Villa (Alta Badia, Dolomiten)

Radfahrt
Vormittag

Dauerregen

Nachmittag

Schneeregen

72.3KM

1993 HM
05:50 H

Bozen – La Villa (Alta Badia, Dolomiten)

Tatsächlich nochmals einen Tag im Dauerregen. Wobei er nicht ganz pausenlos durchhielt, doch für ein Umziehen des Tenus reichte es dann eben doch nicht. Weil es heute nochmals ziemlich in die Höhe ging (Passo Gardena: 2121 MüM) kam ich sogar in den zweifelhaften Genuss von Schnee im Sommer. Doch alles schön der Reihe nach.

Die Wegfahrt von Bozen gestaltete sich ein bisschen schwieriger. Mein GPS lockte mich immer wieder auf die Autobahn. Schliesslich fand ich dann aber doch nur eine Schnellstrasse. Beim Tunnel mit Velofahrverbot schaute ich weg. Die Automobilisten schauen bei 50er-Tafeln in Italien ja auch weg. Zudem war Sonntag und im Tunnel regnete es nicht. FĂĽr die Tunneldurchfahrt sprach ĂĽbrigens auch, dass sofort nach dem Tunnel ein Radweg begann(!?).

Das Tal zum Brennerpass hinauf ist unten ziemlich schmal. Eisenbahn, Autobahn und eben meine Strasse, sowie ein Bach teilen sich den engen Platz. Über grössere Strecken ist ein schöner Radweg eingerichtet. Längere Zeit wunderte ich mich, wie er regelmässig, fast ohne grössere Bodenwelle, immer leicht an Höhe gewann. Solange, bis der Weg über eine alte Eisenbahnbrücke führte. War da vielleicht früher ein Bahntrasse? Einiges würde jedenfalls dafür sprechen.

In Ponte Gardena verliess ich das Tal mit der Brennerstrasse und bog in das Val Gardena ein. Nach einem längeren Tunnel geht dann auch gleich die Steigung los. Ich nehme es gemĂĽtlich, denn ich will ja nicht “gekocht” werden in meinen Regenkleidern. Im Tal hat es kaum Verkehr. Mancher Kilometer, wenigstens bis zu den Skiorten hinauf, fĂĽhrt oft durch Wälder, ĂĽber Wiesen, irgendwie idyllisch. Wenigstens bis zur 14%-Tafel, da fängt der Krampf an. Mit meinem Anhänger habe ich da heute keine Chance, Fussmarsch ist angesagt.

Bald durchquere ich nebst kleinen Weilern auch die verschiedenen Skiorte, Ortisei, Santa Christina, Selva di Val Gardena. Die einen konnten ihren ursprünglichen Charakter noch ziemlich gut beibehalten, bei anderen merkt man auf den ersten Blick, dass da im Winter, vielleicht auch im Sommer bei schönerem Wetter, einiges los sein muss. Eine kurze Bananenpause, an einem Brunnen zum Auffüllen von neuem Wasser, musste heute reichen.

Nach Val Gardena wird es noch einsamer auf der Strasse. Ich möchte mal diesen letzten Teil zur Passhöhe so beschreiben:

  • 1700 MĂĽM: erste Schneeresten liegen neben der Strasse.
  • 1800 MĂĽM: die Landschaft ist komplett zugeschneit. Von den Tannenbäumen rutscht der Schnee herunter
  • 1900 MĂĽM: der Regen wechselt jetzt langsam in Schneefall ĂĽber.
  • 2028 MĂĽM: eine erste Kuppe ist erreicht. Anschliessend geht es lange eben in das Tal hinein. Ein kräftiger Gegenwind weht meine “erarbeitete” Wärme aus den Regenkleidern.
  • 2070 MĂĽM: kurz vor der Passhöhe ziehe ich mich um. Es kostet zwar etwas Ăśberwindung, im Schneeregen mit nacktem Oberkörper einen Moment lang dazustehen. Doch der trockene Thermoanzug tut gut. DarĂĽber das gelbe Jäckchen, quasi als Dampfbremse und nochmals darĂĽber das Regenzeugs. Langfingrige Handschuhe finde ich auch noch in meinem Anhänger. Die Beine lasse ich sein, in der Hoffnung, dass hier ja nach Bedarf wieder Wärme produziert werden kann. Mit den letzten Metern bis zur Passhöhe, kann ich tatsächlich wieder etwas Wärme in die Kleider bringen.
  • 2121 MĂĽM Passhöhe Gardena: Es schneit, der Nebel liegt auf der Strasse. Wohl sehe ich die Passtafel, will aber nicht anhalten. Mein neues WärmegefĂĽhl seit dem Umziehen soll jetzt nicht gestört werden. Zudem werde ich in den nächsten Tagen sicher nochmals Gelegenheit haben, diese Tafel zu fotografieren.

Die Passhöhe scheint mir ziemlich offen zu sein, Weideland vielleicht. Ein paar Gebäude, der übliche Souvenirladen jedenfalls, konnte ich trotz des Nebels erkennen. Nimmt mich wunder, was da bei einer nächsten Überfahrt, ohne Schnee und Nebel, noch alles zum Vorschein kommen wird.

Die Abfahrt bis nach La Villa verläuft erstaunlich gut. Die Beine werden zwar etwas steif und unbeweglich, aber echt frieren tue ich dann doch nicht. Die Überlegung mit dem Umziehen kurz vor der Passhöhe scheint gelungen zu sein.

Bin dann aber doch froh, im Hotel eine ausgiebige Dusche, mit viel heissem Wasser, nehmen zu können.

So bin ich nun in La Villa angekommen. Von wo ich in den nächsten Tagen, von unseren Ausflügen rund um die Dolomiten erzählen werde. Das Wetter soll ja besser werden, spätestens ab Dienstag.


Mein Rad ist gerade hier:

Mehr Details sind hier zu finden