Bereits am Morgen zeigte sich das Wetter von der schönsten Seite. Allerdings wehte ein kalter Wind. Es dauerte dann noch bis nach dem Mittag, bis ich endlich meinen Renner auf die Strasse bekam. Die Temperatur war jetzt so knapp über dem Gefrierpunkt. Wie schon an den vergangenen Wochenenden wollte ich deshalb etwas Hügeliges fahren.
Die Fahrt ging von zu Hause in Richtung Baden, doch kurz davor in Obersiggenthal, dann den ersten rechten Stutz, hinauf auf den Hertenstein. Dort gönnte ich mir einen kurzen Blick, hinunter in das verschneite Limmattal. Der Wind blies mittlerweile ziemlich kräftig. Mit der Wärme vom Aufstieg ging es dann ziemlich schnell die längere Schussabfahrt über Freienwil nach Lengnau hinunter.
In Lengnau geradeaus in Richtung Baldingen, wieder den HĂĽgel hinauf. Die Strasse war jetzt, heute Nachmittag, zum ersten Mal nass. Nach den Häusern lagen erste Schneeresten auf der Strasse herum. Manchmal “chröspelete” es ganz fein und zart unter den Rädern des Renners, fast so als wĂĽrde ich ĂĽber ausgestreute Brosamen oder Zwieback fahren. Hatte da nicht einmal einer gesagt, dass den Strassendiensten das Salz langsam ausgehen wĂĽrde?
Kurz vor der Höhe war es dann so weit: Die Strasse vollständig schneebedeckt. Auf der ebenen Strecke geht das mit dem Renner ja noch einigermassen. Sobald die Strasse aber gewölbt ist, oder gar leicht abschĂĽssig, wird das Fahren zum Balanceakt. Es kam, was kommen musste: Das Vorderrad rutschte seitlich rechts weg, der linke Fuss kommt nicht aus den Klickies raus, … Sturz. Nach wenigen Sekunden sitze ich wieder auf dem Renner. Jedoch fahren ohne einklicken geht eben auch nicht gut.
Die Abfahrt nach Baldingen und weiter hinunter nach Rekingen ist grösstenteils nass, nur wenige Schneeresten liegen auf der Strasse herum. Von Rekingen geht es dann links nach Bad Zurzach. Erste Schneeflocken fallen, während auf der anderen Seite des Rheins, vermutlich schon ein kräftiger Schneefall im Gange ist.
Ich fahre gerade in Bad Zurzach ein, als die Schneeflocken immer grösser werden und auch immer dichter fallen. Mittlerweile ist der Himmel auch auf unserer Seite des Rheins recht dunkel. So entschliesse ich mich, vorerst auf weitere Kilometer zu verzichten und der Nähe nach in Richtung der “heimatlichen Kaffeestube” zu fahren. Auf dem Zurzacherberg packe ich mich “wasserfest” ein. Das hilft auch ein bisschen gegen den kalten Wind.
Bereits in Tegerfelden kann ich es dann aber doch nicht sein lassen und schalte noch eine kleine Zusatzecke ĂĽber Döttingen ein. Nach Döttingen verlässt der Veloweg die Hauptstrasse und fĂĽhrt ĂĽber WĂĽrenlingen nach Siggenthal. Ein weites offenes Feld ist zu ĂĽberqueren. Der Wind bläst wieder ziemlich stark, und ziemlich genau im rechten Winkel zu mir. Der Schneefall wird wieder heftiger. Der Schnee bleibt sofort auf dem Strässchen liegen und bedeckt alles. Alles, alles sieht gleich aus. Auch die Eisblatern auf der Strasse sind nicht zu erkennen. Diesmal gibt es keinen Sturz, dafĂĽr war ich vielleicht zu schnell unterwegs. Es reichte “nur” fĂĽr einen Abflug in die Wiese, ohne Folgen fĂĽr Gesundheit und Renner. Doch die Weiterfahrt geht jetzt deutlich langsamer.
In Stilli überkommt mich dann nochmals der Versuch, diesmal hinter dem Bruggerberg durchzufahren. Das würde dann vielleicht sogar für 50 Kilometer Velofahrt heute Nachmittag reichen. Doch mit meiner Sucht nach Kilometern fahre ich heute direkt durch einen richtigen Schneesturm. Im Sommer wäre es auf jedenfalls ein währschafter Platzregen.
Nach etlichen Kilometern langsamer Fahrerei, der Schnee blieb nun mittlerweile auch auf den Hauptstrassen liegen, öffne ich zu Hause das Gartentürchen gerade in dem Moment, als auch die Sonne am Himmel für einen letzten Gruss vor der Nacht sich nochmals zeigte.