16. Oktober 2009
von Urs
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Die SBB scheinen ihre Drohung wahr machen zu wollen, dass einzelne Kompositionen des Flugzuges zwischen Basel und ZĂĽrich-Flughafen, wegen der Probleme mit dem CIS-Alpino “eventuell” mit älterem Rollmaterial gefĂĽhrt werden mĂĽssten. Als normaler Zeitungskonsument glaubte ich zwar gelesen zu haben, dass die CIS-Alpino-Probleme gelöst seien, doch das ältere Rollmaterial fährt auf meiner Strecke noch immer hin und her.
Gut, die meisten Passagiere schlafen sowieso noch in diesem Zug, oder hacken irgendwelche Berichte in ihre Laptops. Die können vielleicht nicht mal unterscheiden zwischen dem Geräusch des Kompressors der Klimaanlage in einem Neigezug und dem Getöse eines Museumszuges über all die Weichen zwischen Brugg und Zürich-Oerlikon.
Doch als heute Morgen um sechs Uhr zwanzig, nicht einmal mit der üblichen Verspätung von vier Minuten, ein Zug in geänderter Formation durch die Lautsprecher angekündigt wurde, war wieder Museumszeit. Vorneweg ein Triebwagen, dann alles alte, dunkelgrüne Wagen, mit teils kräftig abgewaschenen Buchstaben. Irgendwo aus einem Depot gezerrt, völlig überhitzt aufgeheizt und noch haufenweise die Gratiszeitungen von gestern in Gängen und auf Bänken. Wie gesagt, die meisten Passagiere dösten ja noch vor sich hin.
Am Abend dann, aus geschäftlichen GrĂĽnden im Hauptbahnhof eingestiegen, beziehungsweise vorerst auf ihn gewartet. Auch nach mittlerweile ĂĽber vier Jahren seit diesem Posting, ist seine Zuverlässigkeit noch nicht viel besser geworden. Aber, man ist bei der SBB auf diesen Moment eingerichtet. Noch ist das Gleis leer. Die Durchsage, dass der Transalpin aus Wien verspätet sei, kommt schon gar nicht mehr. Doch wenn ĂĽber dem Gleis statt des “E” ein “R” aufleuchtet, weiss man mittlerweile aus Erfahrung, dass da, meist eine Ăśberraschung, aus dem Depot angeschleppt wird. So wird es auch heute Abend Museumszeit.
Ich klettere die schmale Treppe in den wieder völlig überhitzten Wagenkasten. In einem leeren Coupé, mit fast keinen sichtbaren weissen oder schwarzen Flecken, fast keinen Brosamen und anderen Essensresten auf dem Polster, lasse ich mich in das vermeintlich weiche Polster sinken, stehe aber sofort wieder auf. Vermutlich habe ich hier den Sessel erwischt, den schon alle benutzt hatten. Sowas von durchgesessenem Polster gibt es nur selten. Ich schien direkt auf dem Metallrahmen zu sitzen.
Doch einen Vorteil haben diese Museumszüge: sie scheinen mehr Sitzplätze in der zweiten Klasse zu haben. Das Gedränge ist weit weniger gross als üblicherweise sonst.