Als Aargauer unterwegs

Spass auf schmalen Reifen

15. August 2009
von Urs
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Erfahrungen mit dem HTC Magic

Kurz vor meinen Ferien hatte ich mir das HTC Magic beschafft. Was mir daran besonders gefiel, oder immer noch gefällt, ist die enge Anbindung an die Google-Applikationen, sowie die vielen auf dem Betriebssystem “android” basierenden Applikationen, welche grösstenteils frei zur VerfĂĽgung gestellt werden. Im Vorfeld meiner Fahrt durch die Hautes-Alpes hatte ich Gelegenheit, mich mit dem Handling des HTC sowie einem kleinen Teil der Applikationen vertraut zu machen.

Um es vorweg zu nehmen: ich bin voll zufrieden mit dem HTC Magic, weniger zufrieden bin ich mit den Verbindungsmöglichkeiten zum Internet. Dies liegt aber weniger am HTC Magic als vielmehr an der Wireless-Abdeckung im Grossraum entlang der Grenze Italien-Frankreich.

HTC Magic
Als störend empfand ich, dass man sich mit dem HTC bei den Netzbetreibern immer wieder registrieren muss, dies obwohl das automatische Roaming aktiviert ist. Gerade in meinem Fall, wenn man ein paar Mal ĂĽber die Grenze hin und her wechselt und dabei in der Regel auch den Netzbetreiber wechselt. Aber das scheint wohl eine Eigenart des Magic’s zu sein.

Ist man einmal im Netzwerk registriert funktioniert eigentlich alles (bis man das Netzwerk wieder verlässt). Mit einzelnen Netzbetreibern scheint die Swisscom keinen Vertrag zu haben, so dass allenfalls die Meldung erscheint, dass die SIM-Karte beim Netzbetreiber nicht registriert werden kann.

Entlang der grossen Städte, vielleicht auch entlang der grossen Verbindungsstrassen ist die Verbindungsqualität fast überall gut. Oft werden 3G-Netze gefunden und damit ist die (No Suggestions) dann auch ziemlich schnell. Verlässt man aber die grossen Agglomerationen und fährt durch Täler und auf Pässe hinauf, stehen oftmals nur noch 2G-Netzwerke zur Verfügung. Dann können Übertragungen von Bildern, manchmal sogar von Texten, sehr lange dauern.

Irgend einmal aktivierte ich die “automatische Synchronisation” des Gmail-Accounts mit dem Magic. Das scheint dann den Vorteil zu haben, dass sich das Magic selbständig immer wieder versucht ĂĽber das Netzwerk mit dem Gmail zu synchronisieren. Jedenfalls dann, wenn ein Mail im Postausgang liegt. Doch auch hier gilt, dass sich Emails mit Bildern nur sehr schwer synchronisieren lassen.

In meinem Falle kommt noch dazu, dass der Webtracker mit einer Zusatz-SIM-Karte zum Magic betrieben wird, also eigentlich mit der gleichen Telefonnummer funktioniert. Vermutlich hat dies auch noch ein paar Komplikationen ausgelöst, wenigstens solange bis ich mir dessen bewusst wurde, und den Webtracker in solchen “Synchronisierungsphasen” abstellte.

Die Applikationen, welche ich regelmässig verwendete waren: “Here I’ Am”, “URL Shortener”, “Browser”, “Galerie”, “Places Directory”.

Here I Am versucht in einem ersten Anlauf aufgrund der Netzbetreiber und deren Antennen festzustellen, wo man ist. In einem zweiten Schritt nimmt die Applikation dann die GPS-Satelliten zu Hilfe und berechnet die Koordinaten. Während die Koordinaten sehr genau mit meinem GPS am Velo übereinstimmten, waren die Aussagen zur Höhe, meist um mehrere Dutzend Meter daneben, in der Regel zu hoch.

URL Shortener funktioniert nur, wenn die Applikation eine Verbindung zum Internet hat. Und das ist in den Bergen offensichtlich noch lange nicht überall der Fall, oder die Verbindungen auf den 2G-Netzen sind zu langsam, zu wenig leistungsfähig für den Datenaustausch.

Browser und Galerie verwendete ich vor allem, um Texte (Browser) oder Texte mit Bildern (Galerie) zu versenden. Sofern möglich angereicht mit einer gekürzten URL auf die Google-Map aus dem URL Shortener. Galerie lässt sich zudem auch als Offline-Möglichkeit für das Schreiben von Emails verwenden, wenn man mit dem Browser nicht auf ein Gmail-Account zugegriffen werden kann.

Places Directory, eigentlich ein tolles Tool. Auch es stellt auf Grund der GPS-Satelliten fest wo man ist, und listet dann auf Wunsch unter anderem die nächsten Hotels, Restaurants und vieles weitere auf. Das Problem für den müden Velofahrer ist nur: 5 Kilometer Luftlinie zum nächsten Hotel scheinen ja kurz zu sein, doch wenn dazwischen der nächste Pass mit all seinen Spitzkehren liegt, kann das sehr anstrengend sein. Aus den 5 Kilometern werden bald einmal 10 und mehr. Erstaunlicherweise hätte ich fast alle Hotels mit diesem Tool auch finden können. Doch in der Regel bin ich in das Dorf reingefahren, habe mich etwas umgeschaut und dann angeklopft.

Würdigung des HTC Magic: Technisch- / Hardwaremässig hatte ich nie ein Problem. Das Zusammenleben, der Datenaustausch unter den von mir benützten Applikationen hat immer funktioniert. Das Problem begann in der Regel dann, wenn eine der Applikationen, meist der URL Shortener, eine Internet-Verbindung brauchte, und keine da war. Wenn unbedingt ein Mangel gefunden werden müsste, dann vielleicht der: Im Gedränge der Satteltasche konnte es leicht vorkommen, dass sich das HTC Magic eingeschaltet hat. Weil der Webtracker mit einer Zusatz-SIM-Karte läuft, konnte es passieren, dass dann gar nichts mehr ging, weder das Livetracking vom Webtracker, noch die Synchronisation mit dem Gmail.

In der Regel am Abend, während der Wartezeit bis das bestellte Essen serviert wurde, versuchte ich mir dann mit den Applikationen Express News und Twitli noch eine Übersicht über die Themen welche die Welt beschäftigen zu verschaffen.

13. August 2009
von Urs
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Radfahrt
Vormittag

schoenster_Sonnenschein

Nachmittag

schoenster_Sonnenschein

156KM

957 HM
06:48 H

13. Tag: Bulle – Brugg

Heute ist der letzte Tag der Rundfahrt. Etwa 160 Kilometer sollen noch unter den Rädern durch. Da trifft es sich sehr gut, wenn bereits vor sieben Uhr das Morgenessen bereit stehen soll. So bin ich denn auch heute, wieder einer der ersten der sich sein Morgenessen am Buffet zusammenstellt. Anschliessend wieder die Sonnencrème einreiben, verpacken und bezahlen.

Bei der Wegfahrt von Bulle fällt mir noch der Bulle im Kreisel auf. Ist ja irgendwie logisch fĂĽr diese Stadt, dass da so ein Tier auf einen Kreisel muss. Wie weit habe ich mich wohl gestern Abend beim Nachtessen von solchen Ideen unbewusst leiten lassen, als ich “EntrecĂ´te du boeuf” bestellte?

Anfänglich ist es sehr kühl. Ich komme überraschend schnell vorwärts. Ein paar kleinere Hügel und Übergange vermögen das Tempo kaum zu bremsen. Ich will nicht jetzt schon übertreiben, versuche etwas zurückzuhalten, denn der Tag könnte lange werden.

Heute lasse ich dem GPS freien Lauf. Es führt mich auf dem kürzesten Weg nach Hause. Das funktionierte über die ganze Strecke gesehen gar nicht schlecht. In der Regel erwische ich Haupt- und Nebenstrassen ohne allzu viel Verkehr. Teils richtig ländliche Gegenden, mit freistehenden Bauernhöfen und kleinen Dörfchen. Viel Wald, ab und zu mal ein Bächlein entlang der Strasse. Zwei oder dreimal handelte ich mir dafür sicher wieder ein paar Höhenmeter zu viel ein. Doch im Nachhinein hatte es sich doch gelohnt. Zum Beispiel nach Bern, durch irgendwelche Quartiere hindurch, einen steilen Hügel hinauf, dafür dann anschliessend 20 oder mehr Kilometer, immer leicht hinunterzufahren.

Einmal mehr komme ich durch Gegenden, die ich nicht kannte. Obwohl ich die Strecke Brugg – Bern schon mehrmals, aber halt mehr nördlich, gefahren bin. Kurz vor Langenthal mache ich dann Mittagsrast, im Bahnhofbuffet von Riedtwil. Ich bin der einzige Gast. Die Bedienung ging so flott von sich, in weniger als einer Stunde bin ich wieder draussen und auf der Strasse am Kurbeln.

Nach Langenthal, kurz nach St. Urban, überfahre ich kurz vor 14:00 Uhr die Kantonsgrenze zum Aargau. Die für diese Rundfahrt letzten Spitzkehren folgen in einem Wald und hinten geht es dann wieder längere Zeit bergab nach Zofingen. Nach Zofingen folgt noch der Safenwiler. Ein bei den Velofahrern der Gegend nicht so beliebter Stutz, doch für mich heute das Zeichen des nahenden Endes dieser Ferienreise.

Koliken, Oberentfelden, Suhr, Hunzenschwil. Die Strassen sind nun deutlich verkehrsreicher. Um 16:22 stelle ich mein GPS vor dem heimischen GartentĂĽrchen ab. Knapp 160 Kilometer, wie gestern vorausgesagt. Das ging nun doch viel schneller, als ich mir das erhofft hatte.

12. August 2009
von Urs
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Radfahrt
Vormittag

schoenster_Sonnenschein

Nachmittag

schoenster_Sonnenschein

125KM

1896 HM
07:03 H

12. Tag: Chamonix – Bulle

Das Morgenessen ist heute erst um 7:30 möglich. Das gibt mir Gelegenheit, bereits vorher alles einzupacken und sogar schon die Sonnencrème einzuschmieren. Denn es sieht wieder nach einem wolkenlosen, aber vorerst noch sehr kalten Tag aus.

Es gelingt mir, wieder einiges vor neun Uhr abzufahren. Chamonix scheint erst zu erwachen. Ausser einer Gruppe Pseudo(?)-Bergsteiger ist noch niemand unterwegs. Es ist kalt, so kalt dass der Fluss Arve, den ich wenige Meter vom Hotel entfernt, überquere, dampft. Die Strasse beginnt bald einmal zu steigen, schleicht den schattigen Felswänden entlang, verkriecht sich im Wald und macht dann endlich eine Spitzkehre auf die andere, die sonnige Seite des Tales hinüber.

Die paar hundert Höhenmeter lassen sich gut durchkurbeln. Dazu geniesse ich eine wunderbare Aussicht auf Teile des Mont-Blanc-Massivs. Die Passhöhe des Col des Montets liegt wieder im Schatten. Sie bietet auch keinerlei Aussicht irgendwohin. Es ist einfach ein grüner Sattel im Wald. Die Passfoto ist schnell geknipst und ich stürze mich in die Tiefe.

Durch ein enges, schattiges Tal, ein paar Ortschaften, Grenzübergang zur Schweiz, um eine Felswand herum. Dann kommt die erste Steigung für den Col de la Forclaz. Höchste Zeit, denn mittlerweile habe ich von der Kälte ziemlich erstarrte Füsse. Die haben nun Zeit, während dem steilen Anstieg auf die Forclaz, teils an der Sonne, teils im Wald, sich wieder aufzuwärmen. Die Forclaz ist spürbar steiler und auch etwas länger als der Montets.

Oben angekommen ist heute nicht viel los mit dieser grandiosen Aussicht, denn die Wolken oder der Nebel hat so ziemlich alle Berggipfel in Beschlag genommen. Ich fahre etwas in die Tiefe und versuche dort nochmals eine Foto vom Unterwallis zu machen. Aber es ist heute ziemlich dunstig, oder ich bin noch zu hoch, vielleicht sogar noch ĂĽber dem Dunst?

Bei der Ankunft in Martigny werde ich wie erwartet vom bekannten Walliser-(Gegend)Wind erwartet. Ich kämpfe mich mal vorerst bis St. Maurice durch und kehre dort im Bahnhofrestaurant kurz ein. Bald geht es weiter in Richtung Genfersee.

(Ab wie viel Gegenwindstärke kann man eigentlich Höhenmeter rechnen?) Dennoch fressen meine Beine die Kilometer weg. Bex, Aigle, Villeneuve, Montreux, geschafft. Der Wind ist nun deutlich schwächer. Dafür gibt es ein paar schöne Ausblicke auf das Chateau Chillon.

In Montreux leitet mich mein GPS gut durch und möchte dann in Richtung Bahnhof abzweigen. Irgend einmal muss ich ja in die Höhe, also folge ich ihm: immer weiter, immer steiler, die wadtländer Rebberge hinauf. Spitzkehren und Kurven, kaum Verkehr. Ganz selten mal eine Verkehrstafel nach Bulle oder Fribourg. (Schön, wenn auch andere Leute das Gefühl haben, das könnte der richtige Weg sein.) Chalets, Quartierstrassen, Brunnen mit frischem Wasser, Hügel, Dellen, Bauernhöfe, Waldränder. Kein Mensch auf der Strasse. Irgendeinmal bekommt die Strasse wieder eine vernünftige Bemalung, Mittelstreifen, sogar am Rand wenigstens die Andeutung einer Markierung. Chatel St. Denis.

Ich gönne mir einen kurzen Blick auf das Schloss oder die riesige Kirche im Zentrum. Da mein Blick aber auf den Wegweiser nach Bulle fällt, fahre ich auch rasch wieder weiter. Für Kultur und Geschichte will ich mir jetzt gerade keine Zeit mehr nehmen. Es ist Übrigens brütend heiss. Die Sonne brennt von hinten regelrecht auf den Rücken und in den Hals.

Die hügelige Gegend geht noch eine Weile weiter, aber wenigstens mit sinkender Tendenz. Schon möglich, dass da mein GPS wieder einmal den kürzesten Weg von Montreux nach Bulle gefunden hat. Aber dass der kürzeste Weg auch immer der beschwerlichste sein muss!?

In Bulle irre ich noch etwas umher, bis ich mich für ein Hotel entscheiden kann. Als ich das GPS abstelle, meint es, dass der restliche Weg bis nach Hause noch etwa 160 Kilometer seien. Jedenfalls genug für einen Tag, aber zu wenig für zwei Tage. Hier im Hotel, gibt es morgens bereits ab 6:30 Morgenessen. Das könnte ja eine Chance sein, den Tag früh zu beginnen.

PS nach dem Nachtessen: wenn das Morgenessen gleich ĂĽppig wie das heutige Nachtessen sein sollte, dann schaffe ich es ja morgen bis weit ĂĽber Bern hinaus. Mal sehen.

11. August 2009
von Urs
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Radfahrt
Vormittag

leicht_bewoelkt

Nachmittag

einzelne_Wolken

127.2KM

1778 HM
07:15 H

11. Tag: La Chambre – Chamonix

Der Tag begann sehr frisch. Überall und sehr tief hingen Nebelschwaden herum. Die Strassen waren mittlerweile grösstenteils trocken. Ich zog mir mal für die ersten Kilometer den Windschutz über. Glücklicherweise hatte der Gegenwind von gestern aufgehört. Es herrschte zur Zeit absolute Windstille.

Gestern Abend fuhr ich die letzten 20 oder 30 Kilometer auf der D1006, vermutlich die ehemalige Autostrasse Grenoble-Turin. Jedenfalls lassen Rastplätze, ausgestorbene Tankstellen, die gerade LinienfĂĽhrung und nicht zuletzt auch der viele Verkehr, solche Gedanken aufkommen. Mit dem Abzweigen nach La Chambre, viel mir der Wegweiser fĂĽr “Mauriennaise pour cyclists” auf.

Heute Morgen dann wiedersetzte ich mich meinem GPS und folgte eben dieser “Mauriennaise”. Tatsächlich ein Radweg, manchmal auf der Hauptstrasse, sehr oft aber als schmaler Verbindungsweg zwischen irgendwelchen Dörfern. Ich habe mir damit sicherlich ein paar Höhenmeter eingehandelt, kam aber in den Genuss von fast verkehrslosen Strassen, manchen abgeschnittenen Dörfern (da lag noch Kuhmist auf der Strasse), kĂĽhlen und noch feuchten Wäldern, und manchmal auch sehr schönen Ăśbersichten ĂĽber das ganze Tal. Anfänglich entlang der Arc, später dann entlang der Isère. Manchmal fĂĽhrte die Strasse auch durch Quartiere von grösseren Ortschaften.

Nach knapp 50 Kilometern kam ich dann in Albertville an. Der Nebel hatte sich längst verzogen, meinen Windschutz trug ich mittlerweile im Trikot, die Sonne stand schon weit oben am Himmel. Zeit für die Sonnencrème. In einer der Parkanlagen eingangs Albertville suchte ich mir ein schattiges Plätzchen, verpflegte mich, bemühte die Sonnencrème und brachte wieder Ordnung in meinen Anhänger. Der zweite Teil, der hügeligere konnte beginnen.

Auch in Albertville hatte ich nochmals Glück. Ich fand einen Wegweiser um nach Ugine zu gelangen, der Ort mit der Abzweigung nach Megève hinauf. Auch hier nochmals eher verkehrsarme Strassen. Doch ab Ugine war dann nichts mehr zu machen. Eine ziemlich dicht befahrene und schmale Strasse führt nach Megève hinauf. Trotz der Mittagszeit verläuft sie sehr oft im Schatten von Felswänden oder des ziemlich dichten Waldes. Wenigstens bis ans Ende der Schlucht, wo sich das Tal dann plötzlich öffnet. Einen Moment lang glaubt man mitten in der Schweiz zu sein. Chalets und die typische Voralpen-Vegetation herrschen hier vor.

Nach einer kleinen Delle kommt man dann nach Megève hinauf. Auch das ein Skiort, wenn auch weniger typisch aus dem Boden gestampft wie andere die ich auf meiner Reise schon gesehen habe. Ich halte mich hier nicht lange auf und fahre bald wieder ins Tal nach Le Fayet, hinunter. Hier müsste eigentlich der Aufstieg nach Chamonix beginnen.

Eine Autobahn und eine Autostrasse drängeln sich das Tal hinauf. Ich schaue mir die Sache einen Moment lang an. Die Autostrasse ist ĂĽberfallt mit schweren Lastwagen. Ich habe keine Lust, mich dazwischen zu stellen. Mein GPS zeigt unverständlicherweise als Restdistanz bis Chamonix noch 146 Km an, dabei mĂĽsste es sich eigentlich um vielleicht knapp 30 Kilometer handeln. Beim ratlosen herumkurven stosse ich plötzlich auf einen Wegweiser “Chamonix” mit einem Velobilchen dazu. Da sich mein GPS dauernd gegen diesen Weg sperrt, frage ich sicherheitshalber einen einheimischen Radfahrer.

Wieder einmal gibt das Plakat am Anhänger den Stoff für Veloerlebnisse seinerseits und meinerseits ab. Er erklärt mir den Weg nach Chamonix, und dass ich auf gar keinen Fall die Autobahn oder dier Autostrasse nehmen soll. (ist ja klar!).

So kurble ich mal davon. VernĂĽnftige Steigung, alles an der Sonne, brĂĽtende Hitze. Der Wasservorrat schmilzt wie Schnee an der Sonne. Zwischendurch mal einen wunderbaren Blick auf das Montblanc-Massiv. Etwa auf halber Höhe, nur Wegweiser auf die Autobahn, oder wieder zurĂĽck nach Le Fayet. Das GPS zeigt jetzt 160 Kilometer nach Chamonix an. Nach ratlosem rumstehen, entschliesse ich mich dann doch, halt die letzten 100 Höhenmeter wieder zu vernichten, unter der Autobahn durchzufahren und im gegenĂĽberliegenden Wald zu verschwinden. Und siehe da: Das Schild “Chamonix” fĂĽr Velofahrer steht wieder da. Ich komme in den Genuss, vermutlich auf der ersten je gebauten Hauptstrasse, in einem schattigen und noch feuchten Wald, ĂĽber Les Houches und noch ein paar weitere Dörfer nach Chamonix zu gelangen. Warum die erste Hauptstrasse? Die muss noch aus den Zeiten stammen, als man keine Tunnels baute, die Strassen um FelsvorsprĂĽnge herum und zwischen den Bäumen durch baute. Kurven und Spitzkehren ohne Ende. Links und Rechts ist die Strasse gesäumt von vielen Chalets aller Grössen, irgendwie idyllisch. Ich beginne mich zu fragen, ob da vielleicht absichtlich Strassen fĂĽr die GPS – Unterlagen so codiert sind, dass man sie nicht findet? Ob man da auch mit schlechter Beschilderung selbst die Velofahrer abhalten will? Denn ausser ein paar Velofahrer verkehrt da tatsächlich niemand auf der Strasse, wenigstens keine Ausländer, Wohnmobile und Motorradfahrer.

Wie auch immer. Am späteren Nachmittag treffe ich dann endlich in Chamonix ein. Für den Sprung über die Schweizer-Grenze dürfte es kaum mehr reichen. Die vielen Touristen hier schrecken mich etwas auf. So frage ich dann im erst besten(?) Hotel nach einem Zimmer. Ich habe nun ein Zimmer erwischt, das so etwas wie Bergsteiger-Idylle ausstrahlt. Gibt es in Chamonix überhaupt Zimmer, die diese Aura nicht haben?

10. August 2009
von Urs
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Radfahrt
Vormittag

bewoelkt_mit_einzelnen_Sonnenabschnitten

Nachmittag

bewoelkt

87.5KM

1491 HM
05:44 H

10. Tag: St. Chaffrey – La Chambre

Kaum war ich gestern vom Granon zurückgekehrt, begann es ja zu regnen. Soweit ich das beim gelegentlichen Erwachen in der Nacht mitbekommen habe, musste es fast dauernd, aber nicht besonders stark geregnet haben. Während dem Morgenessen hingen die Nebelschwaden bis weit ins Tal hinunter. Der Hotelier meinte noch, die Prognose verheisse nichts Gutes.

Nach dem Morgenessen, dann das übliche Prozedere mit Einpacken und bezahlen. Über der Sonnencrème lag heute halt das Regenzeug. Der Routinegriff an den Pneu des Renners ging heute ins Leere. Plattfuss, diesmal vorne. Einen zweiten Mantel und Schlauch hatte ich noch. Also wurde nun halt auch noch der vordere Pneu gewechselt. In der Zwischenzeit hatte sich das Wetter völlig verändert. Der Nebel war weg, die Strassen zwar noch nass, aber es sah nicht nach unmittelbarem Regen aus. So blieb das Regenzeug vorerst im Anhänger.

Während der Auffahrt zum Lautaret klarte das Wetter mehr und mehr auf, nur über dem Galibier blieb eine Nebelbank zurück. Die Strasse trocknete immer mehr ab.

Die Strasse Übrigens gut ausgebaut, viel befahren, führt durch verschiedene kleinere Dörfer hindurch. Die meisten scheinen sich auf die Wintersaison zu spezialisieren, nur eines macht gross Reklame für eine Thermalbade-Anlage. Das Gefälle am Lautaret ist tatsächlich nicht besonders heftig, so komme ich bald oben an. Das Passfoto ist rasch geknipst. Ich halte mich nicht lange auf, futtere noch einen Kraftstengel und mache mich an den Galibier. Auch dieser, untendurch und vor dem Tunnel relativ flach. Das mittlere Stück ist etwas heftiger. Ganz schwierig wird es vom Tunnel bis zur eigentlichen Passhöhe. Aber ich habe da auf meiner Fahrt schon längere und steilere Stücke bewältigt.

Die Strasse macht in der Regel relativ grosse Bogen um Felsvorsprünge herum, geht mal tief in eines der Täler hinein, so dass man erst relativ spät zur Passhöhe hinauf sieht. Auf der Strasse verwischt der Verkehr langsam die Spuren und Namen aus der letzten Tour de France.

Mit der phänomenalen Aussicht ist heute nicht viel los. Schön sieht man immer wieder ins Tal hinunter. Am Anfang auf den Lautaret, dann aber auch talaufwärts in Richtung Briancon. Die Berggipfel sind heute die meisten in Nebel und Wolken verhüllt. Sogar die Nebelbank über dem Galibier verfärbt sich langsam ins Schwarze.

Oben angekommen, mache ich meine obligate Passfoto, versuche sonst noch was Schlaues zusammenzuklicken, ziehe meinen Regenschutz als Wärmeschutz über. Denn es weht mittlerweile ein furchtbar kalter Wind durch den Felsschlitz. Wundere mich über die Nordländer, die hier ihr Wohnmobil raufgeknüppelt haben und nun in Badeschlappen und Frottierwäsche / Badetücher rumstehen.

Die Abfahrt gestaltet sich bei diesem Gegenwind mit dem Anhänger etwas schwierig. Die Gegend ist oben durch natürlich eine ziemlich felsige Angelegenheit. Doch nach ein paar Spitzkehren fährt man dann die längste Zeit über Weideland, vorbei an Käseverkaufsständen. Ich glaube das erste nennenswerte Dorf nach ein paar Weilern ist Valloire. Richtig und schon fast unschön, getrimmt auf Wintersport. Der talwärts fahrende Verkehr wird jedenfalls deutlich sichtbar durch das Dorf geleitet.

Hier beginnt die Strasse zum Telegraphe wieder anzusteigen. Ich entledige mich der wärmenden Regenkleider. Die paar Kilometer zur Passhöhe sind bald gefahren. Auf der Passhöhe des Telegraphe dann die Passfoto. Von unten, aus der Maurienne drückt der Nebel hoch. Auch hier halte ich mich nicht lange auf und fahre schon bald auf der gut ausgebauten Strasse in die Tiefe.

Mal ein kurzer Sonnenstrahl macht Hoffnung auf einen schönen Picknickplatz. Die wären zwar da, aber alle, ohne Ausnahme so direkt an der Strasse, dass das keine Freude machen kann, hier mal eine kleine Zwischenverpflegung einzunehmen. Ein Versuch, ein paar Meter ein Waldsträsschen wegzufahren, scheitert kläglich. Komme mir schon bald wie einer öffentlichen WC-Anlage vor. Folgen des Tourismus?

Da mittlerweile auch das Wetter wieder schlechter geworden ist, entschliesse ich mich mal vorerst ein paar Kilometer soweit wie möglich in die Maurienne hinunter zufahren. Das klappt nicht schlecht, bis zu dem Moment, wo der Gegenwind einsetzt. Es ist nämlich so, dass teils auf engstem Raum und zwischen hohen Bergen sich der Fluss L’Arc, die Eisenbahn, die Autobahn und die Strasse den Platz teilen mĂĽssen. Wenn da nun noch der Gegenwind stark zwischen den Fels durchpfeifft wird es mĂĽhsam.

Auf der Höhe von St. Jean de Maurienne finde ich dann aber doch ein Plätzchen um die Beine etwas vertreten zu können und GPS und Karte zu studieren. Die nächste grössere Ortschaft ist La Chambre, am Fuss des Col de la Madeleine. Nachher, und bis Albertville scheint es sehr ungewiss zu sein, noch ein Hotel zu finden.

Bei der Durchfahrt in La Chambre fällt mir sofort das Hotel hier auf. An den Fenstern kleben Velos, auf der Terrasse sitzen Rennvelofahrer, vermutlich eben erst vom Col de la Madeleine heruntergekommen. In Richtung Albertville scheint es zu regnen. So fällt es mir nicht schwer, bereits jetzt nach einer Unterkunft zu fragen. Kaum habe ich meine sieben Sachen im Zimmer ausgebreitet, fallen draussen die ersten Regentropfen.

DafĂĽr, dass die Wetterprognose fĂĽr die ganze Gegend und den ganzen Tag Schauer prophezeite, hatte ich nur den Gegenwind und etwas KĂĽhle zu ertragen, bin aber wenigstens trocken geblieben.


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