Als Aargauer unterwegs

Spass auf schmalen Reifen

5. August 2009
von Urs
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Radfahrt
Vormittag

schoenster_Sonnenschein

Nachmittag

schoenster_Sonnenschein

87.4KM

2399 HM
07:54 H

5. Tag: Rua – Stroppo

Heute war, glaube ich, mein GlĂĽckstag. Beim Aufstehen am Morgen schon wieder wolkenloser Himmel. Das Wetter einigermassen kĂĽhl (muss wahrscheinlich so sein bei 1700 Meter ĂĽber Meer). Die Fahrt auf den Agnel verlief deshalb und trotz des fehlenden Waldes, auch problemlos. Schon von weit unten ist die Passhöhe zu erkennen. Vermutlich wegen des schönen Wetters, war der Pass aber auch mit vielen Touristen ĂĽberladen. Schon lange vor der Passhöhe, standen beidseits der Strasse parkierte Autos herum. Ich vermute mal, dass das wieder ein “Kult-Pass” ist. Einige sind sicherlich nur hier oben, um auch mal dĂĽnne Luft schnuppern zu können. Jedenfalls haben einige besorgte MĂĽtter ihre Kinder mit wärmeren Kleidern angezogen, während die MĂĽtter selber ….. aber das ist ein anderes Thema.

Auch auf diesem Pass gibt es nicht wirklich etwas Monumentales zu fotographieren. So muss man dann halt mit einer ziemlich bescheidenen Passtafel zufrieden sein. Hingegen die Aussicht, sowohl auf die französische Seite wie auch auf die italienische Seite waren heute phänomenal.

Bald stĂĽrze ich mich in die Tiefe. Die Abfahrt auf der italienischen Seite ist sehr steil und kurvenreich. So sind denn die ersten vielleicht 700 Höhenmeter auch sehr rasch vernichtet. Unten wird die Strasse etwas flacher, wobei man nie sicher ist, ob nicht doch hinter der nächsten Kurve ein weiterer “Absturz” erfolgt. Am Stausee wird grilliert und gebadet. Meine Fahrt geht allerdings weiter bis nach Sampeyre hinunter. Beinahe hätte ich dort die Abzweigung verpasst. Jedenfalls musste ich nach dem Dorf umkehren und einen weiteren Versuch starten. Dann klappte es.

Nach den ersten Höhenmetern machte ich mal Mittagspause. Die Strasse führt von dieser Seite her bis fast auf die Passhöhe im Wald. Dennoch wurde es sehr warm. Meine Wasservorräte neigten sich wieder mal dem Ende entgegen. Um cirka 16:00 Uhr, der üblichen Zeit im Büro für den letzten Kaffee, oder im Sommer eben für eine Glacé sendete ich eine Art von Hilferuf. Ich glaube, die haben mich tatsächlich verstanden. 🙂 Etwa einen Kilometer weiter und 100 Meter höher (ja, ich weiss 10% Steigung, aber das ist so an diesem Pass), sprudelte eine frische Wasserquelle aus dem Berg. Einfach so. Ich habe glaubs noch nie so schnell meine Bidons gefüllt wie heute. (war ja auch sinnvoller als Glacé, Danke). Das war übrigens auf beiden Seiten des Passes die einzige Wasserquelle.

Später dann auf der Passhöhe, ich war gerade daran mein Gefährt in Position fĂĽr die Passfoto zu bringen, kam eine Dame auf mich zu, ob ich eine Foto mit der komischen Statue und mir haben möchte. Klar, und ich ĂĽberreichte ihr den Fotoapparat. Später stellte sich dann heraus, dass sie mich schon auf dem Agnel beobachtet hätte. Wir unterhielten uns auf Grund des Plakates am Anhänger ĂĽber meine weitere Fahrt. WĂĽrde mich ja nicht wundern, wenn ich diese Dame nochmals antreffen wĂĽrde. Ihr Ehemann, auch nicht mehr ganz der JĂĽngste, scheint auch auf der Suche nach “Passerlebnissen” auf dem Rennrad zu sein.

Die Abfahrt vom Sampeyre nach Stroppo ist ein Traum. Oben zwar nackte Wiese, keine Bäume und schlechte Strasse, aber aussichtsmässig etwas vom Feinsten. Wenn die ersten paar Hundert Höhenmeter mal vernichtet sind, geht es immer wieder durch schmale Schluchten, entlang von Felswänden, zwei oder drei kleinere Gegensteigungen trüben das Vergnügen nicht. Immer wieder sieht man so richtig typische italienische Dörfer auf kleinen Plateaux stehen. Immer wieder hatte ich Angst, doch noch dort hinaufklettern zu müssen. Aber jedesmal stürzte sich die Strasse kurz davor ein weiteres Mal in die Tiefe.

Weniger GlĂĽck hatte ich mit der Suche nach einem Hotel. Entweder hatten die Dörfer nichts, oder es war im Umbau oder sonst halt geschlossen. Ich fuhr weiter durch enge Schluchten hinunter und realisierte plötzlich, dass mir der Bach entgegen kam. Das kommt nicht gut. Beim nächsten Schild “camere” klopfte ich an, es war ein CafĂ©. Man habe jetzt keine Zeit, ob ich Nachtessen wolle. Ja klar, Nachtessen ist immer gut. Und wenn es niemanden stört, wenn ich da völlig verschwitzt am Tisch sitze. So bestellte ich mal mein erstes Bier. Das Essen war fein, der Renner steht jetzt im Hauseingang, das Zimmer ist klein, Dusche im Gang. Aber fĂĽr 25 Euro bin ich erst mal zufrieden.

4. August 2009
von Urs
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Radfahrt
Vormittag

schoenster_Sonnenschein

Nachmittag

schoenster_Sonnenschein

66.7KM

2146 HM
06:10 H

4. Tag: Cesana(I) – Rua(F)

Ein perfekter Tagesanfang: von meinem Balkonfenster konnte ich einen wolkenlosen Himmel ausmachen. Auch das Morgenbuffet überstieg wieder meine Erwartungen. Doch während dem ich am Essen war, brachte der Kellner dauernd neue Sache aus der Küche. Irgend einmal ist auch mein Magen voll und ich konnte längst nicht von allem Kosten.

Der Morgen war vielleicht etwas kühl. Das schadete aber nichts, denn die Strasse auf den Montgenèvre führt an der angeschienen Seite des Tales, waldlos, grösstenteils den Felswänden entlang, in die Höhe. Ein paar kürzere Tunnels gaben noch etwas Verlängerung in die Kühle des Morgens.

Auch der Montgenèvre ist nicht so ein richtiger Pass mit Passtafeln und Angaben zu Metern über Meer. Ungefähr am höchsten Punkt steht eine Obelisque. Doch heute hatte ich hier irgendwie Pech. Sie war teilweise wegen Bauarbeiten an diesem Kreisel verdeckt. Gleich nebenan fand irgend ein Touristen-Event mit viel Mountainbike, Ausstellungsständen, lauter Musik und der ganzen Palette von Kraftfutter, wie Sponsor und Isostar usw. statt. Montgenèvre scheint ein richtiger Skiort zu sein. Fast kein Hügel in der Umgebung, auf den nicht eine Sessel- oder Gondelbahn führt.

Anschliessend hinunter nach Briancon. Vor einem Jahr war ich schon am Rande mal durchgefahren. Dabei fielen all die Festungen rund um die Stadt auf. Auch heute: um auf den Izoard abzuzweigen, muss man mitten durch Briancon fahren. Die Strasse führt an einigem Festungsgemäuer vorbei.

Schon in der Stadt, beginnt die Steigung zum Izoard. Anfänglich ziemlich heftig, wird dann lange Zeit “vernĂĽnftig” steil. Bis auf eine Höhe von vielleicht 1800 MĂĽM ist das sogar mit dem Anhänger zu schaffen. Ab dann wird es hart. Heute fuhr ich zudem auch noch in die Mittagszeit. Es gibt zwar bis vielleicht auf 2200 Meter hinauf viel Wald, doch der steht viel zu weit weg von der Strasse. Manche Spitzkehre ist auch auf dieser Seite des Passes sehr steil.

Die Beschreibung, die ich gestern im Posting als Aussicht für heute mitgeliefert habe, war die falsche, nämlich von der anderen Seite herauf. Ständig erwartete ich diese Steinwüste, sparte an meinen Wasservorräten. Und doch war immer Wald um mich herum. Erst zu oberst auf der Passhöhe, sieht man die für den Izoar so charakteristische Erosion. Wobei ich mir diesen Anblick auf Grund von Fotos aus dem Internet viel steiniger vorgestellt habe. Dennoch: Interessant ist die Gegend trotzdem.

Bei der Abfahrt zur Abzweigung zum Agnel hinauf, blies ein kräftiger Wind von unten herauf. Dauernd musste ich Wasser nachschütten und hatte trotzdem immer wieder einen sehr trockenen Hals.

Nach der Abzweigung geht es dann links weg in Richtung Ville-Vieille. Ungewohnt schmale Strasse. Auf der einen Seite eine Felswand auf der andern eine Stützmauer. Ausserhalb der Mauer nur Abgrund bis zum Bach hinunter. Ab und zu ein Baum der sich doch noch irgendwie festhalten kann. Dann nach Chateau Queiras geht die Schlucht plötzlich auf und man betritt so eine Art Ebene. Die Strasse zum Agnel beginnt sofort wieder zu steigen. Es war dies der Zeitpunkt, an dem ich mir Klarheit über den restlichen Nachmittag verschaffen musste. Für den ganzen Pass würde es mir nicht mehr reichen. Doch bei etwa 1750 MüM gibt es die Ortschaft Rua und hier fand ich dann mein Hotel für diese Nacht.

Das Foto von den Demoiselle Coiffée: eigentlich sieht man nichts drauf. Wenn ich in ein paar Tagen auf der anderen Seite des Hügels vom Col de Var herunterkomme, müsste man diese frisierten Damen besser erkennen können. Mal sehen.

Der Izoard ist ja unter den Velofahrern ein sehr beliebter Pass. Auch für mich ist mit diesem Pass eine kleine Geschichte verbunden: Im Jahr 2004, wir waren auf der Rückfahrt von Calpe (E) nach Bern. Damals fuhr ich noch bei den Geniessern, nicht bei den Rollern. Die Geniesser mussten unten durch nach Briancon. So kam ich das erste Mal um das Izoard-Erlebnis. Letztes Jahr, gegen Ende meiner Savoyenrundfahrt hatte ich den Izoard, auch so als eine Art Bonus geplant. Doch weil ich auf der Savoyenrundfahrt je länger je mehr in Rückstand geriet, musste ich ihn nochmals streichen. Doch dieses Jahr hat es geklappt. Auch mein Renner stand vor der Obelisque. Die Foto musste schnell gemacht werden, denn Scharen von Radfahrern wollten ihren Renner oder sich selber dokumentieren. So habe ich halt den Anhänger hinter der Obelisque stehen lassen.

3. August 2009
von Urs
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Radfahrt
Vormittag

bewoelkt_mit_einzelnen_Sonnenabschnitten

Nachmittag

stark_bewoelkt

58.1KM

2337 HM
06:35 H

3. Tag: Susa – Cesana

Ein überraschend reichhaltiges Buffet (wenigstens für italienische Verhältnisse) begrüsste zum Morgenessen. Weniger freundlich gab sich das Wetter. Überall drückten sich Nebel- und Wolkenfetzen herum. Ich hielt es jedenfalls nicht für nötig, mich mit Sonnencrème einzuschmieren.

Die Abzweigung und den Beginn der Auffahrt auf den Colle delle Finestre, zeigte mir mein GPS. Schon bald nach dieser Abzweigung fing die Steigung an. Gerade von Anfang an mindestens 10% und so sollte es auch bleiben bis am Schluss. Selbst in den unzählig vielen Spitzkehren, kaum eine Verschnaufpause. Hie und da vielleicht mal ein paar Meter weniger steil. Viel führt durch den Wald. In den Spitzkehren kann man ab und zu ins Tal oder an die anderen Berghänge hinüberschauen. Leider fing der Nebel schon bald eine graue Front am Talausgang zu bilden, so dass von dieser viel gepriesenen Pracht nicht mehr viel übrig blieb. Lange wird man im Wald vom Plätschern eines Baches begleitet. Die Strasse ist zwar schmal, aber tatsächlich fast makellos. Kaum ein Flicken. An der Strasse selber, aber auch im Wald sind immer wieder Stützmauern sichtbar.

Etwa auf 1600 Metern Höhe wechselt die Strasse vom Teerbelag plötzlich, wie vorhergesehen, auf Schotterpiste. Wobei, heute wenigstens Schotterpiste, masslos übertrieben ist. Klar, am Anfang lagen ein paar dicke Brocken (für de Touristen und die die es gern mögen?) im Weg, und das Regenwasser hatte die Strasse ausgespühlt. Doch nach ein oder zwei Kilometern wurde offensichtlich mit viel Sand und Kies versucht, die gröbsten Unebenheiten glatt zu stellen. Jeder Feldweg bei uns sieht etwa so aus.

Im Tal selber ist nicht viel los. Unten durch ein paar Wasserfassungen, dann ein Schopf, vielleicht auch eine alte Alp, viel später ein Bauernhaus mit drei oder vier kläffenden Kötern, kurz vor der Passhöhe zwei abgestellte Wohnwagen. Zu meinem Erstaunen wurde die Strasse immer besser. Da gibt es neue Stützmauern, die Piste ist mit Sand gefällt, kaum mehr ein unangenehm grosser Brocken. Nach der letzten Spitzkehre, dann der befreiende Blick zur Passhöhe hinauf.

Heute hatte ich zwar etwas Pech mit der Aussicht, dafür vielleicht Glück mit der Wärme. Zusammen mit mir kam auch der Nebel auf der Passhöhe an. Es reichte gerade noch für ein paar Fotos, bevor er alles mit seinem grauen Schleier in Beschlag nahm. Ich fuhr auf der High-Speed-Strecke, eben die andere Seite des Passes etwas hinunter und wollte dort Mittagshalt machen. Doch als die ersten Regentropfen zu Boden fielen, packte ich meine Sachen wieder ein und fuhr weiter hinunter ins Tal.

Für das GPS war diese Seite Niemandsland. Aus dem Kartenstudium aber wusste ich, dass es eine Strasse geben musste, die oberhalb Depot, vielleicht auch oberhalb Finestre ins Tal gelangt. Das war mir deshalb wichtig, weil ich mir so etwa 300 Höhenmeter einsparen konnte. Ich hielt mich also nach Möglichkeit bei Verzweigungen immer an die obere Möglichkeit, sofern die geteert war. Ich landete oberhalb Usseaux im Tal, geschafft!

Ab dann ging es “nur” noch etwa sechshundert Höhenmeter bis nach Sestriere hinauf. Aber die waren trotz der geplanten Maximalsteigung von 6.8%, sehr hart.

Von Sestriere weiss man, dass die Passhöhe eigentlich mitten im Dorf ist. Doch die haben dort keine Passtafel oder so etwas montiert. So benutzte ich sicherheitshalber mal die Ortstafel zu diesem Zweck. Später dann, fast an der höchsten Stelle in Sestriere steht ein Denkmal wegen der damaligen Olympiade.

Die anschliessende Abfahrt nach Cesana hinunter verlief problemlos und langweilig. Ich war gezwungen hinter einem Schwertransporter die kurvige Strecke hinunterzufahren. Andere Velofahrer haben den mit kräftigen Pedaltritten überholt, doch mir blieb diese Möglichkeit mit dem Anhänger am Haken leider verwehrt. Hätte ja auf den Durchschnitt von heute auch wohl kaum mehr etwas gebracht.

Gestern, an einer Ampel, hielt mich ein braungebrannter, älterer Italiener an. Studierte das Plakat am Anhänger und fragte nach meinem Alter. Wir kamen auf den Colle delle Finestre zu sprechen. Sein Blick auf meine Ăśbersetzung am Renner, verriet den Kenner. Er als ehemaliger begeisterter Velofahrer liebte die Berge. Fuhr deshalb auch mehrmals ĂĽber den Finestre. Ich meinte, das gäbe fĂĽr mich morgen einen strengen Tag. Er meinte “non e duro, ma bella, bella.” Heute, am Tage danach, nehme ich ihm das doppelte “bella” ab, aber mein “duro” lasse ich trotzdem stehen.

2. August 2009
von Urs
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Radfahrt
Vormittag

etwas_Wolken

Nachmittag

einzelne_Wolken

110.3KM

667 HM
05:10 H

2. Tag: Santhia – Susa

Gestern, nach dem Verlassen des Lago d’Orte wurde es immer flacher. Wenigstens in Blickrichtung waren keine richtigen Berge mehr in Sicht. Ich glaube, ich habe sie gestern bereits vermisst. Denn ab Turin, der erste Wegweiser Richtung Aosta und Mont-Blanc war gerade durch, da standen sie schon wieder da. Ich wartete noch ein paar Kilometer, bis ich die Berge “in meinem Tal, also irgendwo hinter Susa, fotographieren konnte.

Der Reihe nach erlebte ich diese zweite Flachetappe so: die nächtlichen Gewitter haben nicht richtig gekühlt. Waren vermutlich auch zu weit weg. Die letzten Wolkenbänke machten der Sonne jedenfalls schon bald wieder Platz. Fuhr ich gestern stundenlang durch Reisfelder, änderte sich das nach Santhia abrupt. Kein einziges Reisfeld mehr, dafür Maisfelder. Anfänglich in unüberschaubaren Grössen. Mit der Nahe von Turin, machten die Maisfelder aber mehr und mehr verwilderten Wiesen und Gestrüpp Platz. Wenn auch die Strassen noch fast so schnurgerade wie gestern waren, so waren doch die Dörfer wieder näher beisammen und auch deutlich grösser.

In den Bachbetten vor Turin herrschte heute Hochbetrieb beim Grillieren. Während sich die Jungmannschaft im Wasser der Bäche und Flüsse die Zeit vertrieben, hatten die Väter teils grandiose Grills aufgebaut. Auf einem davon drehte sich jedenfalls ein Spanferkel über dem Feuer. Zahlreiche weitere und kleinere Feuerstellen waren angefeuert und die halbe Gärtenlaube stand im Bachbett.

Turin passierte ich irgendwo am Rande. Vermutlich wegen des Sonntags war auch der Strassenverkehr kein Problem. Hingegen braute sich am Himmel schon seit längerer Zeit ein Gewitter zusammen. Als dann zwischen den vereinzelten Regentropfen plötzlich auch noch kräftige Blitze zuckten, fand ich gerade einen guten Unterstand in einem Park am Rande von Turin. Das Blätterdach hielt jedenfalls schön dicht. Das Gewitter verzog sich wieder und ich hatte meine Mittagsrast mit Verpflegung aus dem Anhänger, trocken überstanden.

Der Eingang ins Tal von Susa ist leicht zu finden, da Susa schon innerhalb von Turin auf Wegweisern auszumachen ist. Ab jetzt stieg die Strasse langsam an. Das GPS leitete mich bald einmal auf die Umfahrungsstrasse. Ich folgte ihm heute, zumal fast kein Verkehr da war und die Strasse deutlich besser, beziehungsweise ohne Schäden, unterhalten war, als in manchen Dörfern die ich gestern und heute durchfahren habe.

Susa selber scheint eine grössere Stadt zu sein. Von einigen Hotels konnte ich Wegweiser finden, eine Art Altstadt gibt es auch, sowie eine Einkaufspassage. Zur Zeit ist in Susa ziemlich viel los. Am 5. August wird eine “fiesta patronale” gefeiert. Alles ist schön geschmĂĽckt, Aber heute schon, scheint da alles auf den Beinen zu sein. In den Gässlein dröhnen die Basslautsprecher von aufgebauten Diskotheken und viele Geschäfte der Innenstadt haben heute geöffnet. So kam es denn auch, dass ich heute mein Nachtessen in einer dieser Festbeizen eingenommen habe.

1. August 2009
von Urs
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Radfahrt
Vormittag

dunstig

Nachmittag

schoenster_Sonnenschein

127.3KM

665 HM
05:29 H

1. Tag: Ascona – Santhia

Um es vorweg zu nehmen: Santhia liegt am Rande der Poebene, etwa 50 oder vielleicht auch 60 Kilometer von Turin entfernt. Die nächsten grösseren Städte duften Biella und Vercelli sein.

Die erste heutige Etappe dorthin war wie erwartet ziemlich flach. Zu erst entlang dem Lago Maggiore bis nach Verbania, dann ĂĽber einen HĂĽgel an den Lago d’Orte. Am Ende nochmals einen HĂĽgel. Der Rest war gefĂĽhlsmässig ziemlich flach. Obwohl: ich bin schon ein bisschen erschrocken, als am Strassenrand die 10% – Tafel fĂĽr die Colli Novarese standen. Aber mehr als gefĂĽhlte 5 % dĂĽrften es dann doch nicht gewesen sein.

Entlang der Seen war die Temperatur noch auszuhalten. Ein Lüftchen wehte fast immer. Die Strasse wies viele Kurven und Unebenheiten auf. Für den Velofahrer wenigstens irgendwie abwechslungsreich. Auch die Sicht wechselte immer wieder durch Dörfer und entlang von Wäldern oder eben der beiden Seen. Wenig später allerdings, bald nach Borgomanero wurde es immer heisser, eintöniger, die geraden Strecken immer länger, die Dörfer immer weiter auseinander. Mein Wasservorrat ging langsam zur Neige. Vermutlich habe ich hier auch meinen Motor einen Moment lang überdreht. Jedenfalls musste ich an einem der seltenen Schützenplätze anhalten und Beine und Kopf etwas ausruhen lassen.

Trotz allem hatte ich aber immer auch Zeit, die Umgebung anzuschauen. Einige Dörfer sind mit Blumen, vielleicht Oleander, sehr schön geschmĂĽckt. Manchmal fĂĽhren richtige Alleen mit Bänklein zwischen den Bäumen in die Dörfer hinein. Abseits der Hauptstrassen kommt man auch immer wieder durch Dörfer, die “stillgelegt” aussehen. Aber vielleicht war es auch nur die Mittagszeit oder der Samstag, der diese Ruhe vortäuschte.

Merkwürdige Spuren, wie von Stacheln oder Pferdehufen führten immer wieder quer über die Strasse. Irgendwann sah ich die Lösung: Mindestens am Rande der Poebene wird Reis angepflanzt. Kilometerlang, gleiche Farbe, gleiches Gewächs. Neben der Strasse ein Bächlein. Manchmal in meine Fahrtrichtung, manchmal eben nicht. Doch der Höhenmesser am GPS schwankt dennoch kaum. Die Spuren auf der Strasse rührten von Traktoren her. Statt Rädern hatten die allerdings so eine Art überdimensionierte Kettenräder (wie beim Fahrrad) montiert. Die Spuren auf der Strasse mussten von diesen Zähnen an den Zahnrädern herrühren. Mit diesen Rädern, oder eben den überdimensionierten Zahnkränzen, stacheln die Bauern durch die Reisfelder.

Übrigens scheinen die Fischreiher (jedenfalls sehen sie so aus) an diesen unzähligen Bächlein und dem Gewässer zwischen den Reisstauden ihren Gefällen zu haben. Wobei die Fischreiher hier schneeweiss sind. Störche sind es aber auch nicht, da bin ich ziemlich sicher.

Ein gutes Nachtessen und eine gehörige Portion Bier, sowie eine gefällte Minibar im Zimmer des Hotels, haben meine Lebensgeister wieder zurückgeholt. Zudem zieht im Moment draussen ein Gewitter vorbei. Das kühlt dann für Morgen vielleicht etwas ab.


Mein Rad ist gerade hier:

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