Um es vorweg zu nehmen: heute ist Sonntag, und dazu hat sich auch das Wetter sonntäglich gegeben. Vom morgen früh bis fast zum Ende der Fahrt konnten wir unter der Sonne fahren. Manchmal etwas verdeckt durch leichte Bewölkung, aber das war auch richtig, denn die Temperaturen stiegen bis über 30 Grad.
Nach dem Morgenessen und dem Verpacken und Beladen der Fahrzeuge konnten wir unsere nächste Etappe nach Nizza in Angriff nehmen. Nach Streckenplan standen heute erstmals etwas mehr Höhenmeter auf dem Programm, dafür sollte die Etappe nicht mehr ganz so lange werden wie gestern.
Nach der Abfahrt von Moulins fuhren wir noch ein Stück der Allier entlang hinauf nach La Palisse. Dort besichtigen wir kurz das grosse und alte (und brüchige) Schloss. So eine Besichtigung läuft bei Velofahrern meist so ab, dass man mit samt dem Rad an allen Verbotstafeln vorbei in den Schlossgarten fährt, die Pixelkiste hervorkramt und dann versucht, dass Schloss in seiner riesigen Breite und Höhe doch noch irgendwie festhalten zu können. Weil das nicht so richtig gelingen will, macht man dann noch ein Gruppenfoto vor dem Schloss.
Die weitere Fahrt wurde nun immer hügeliger. Kurz nach dem für den heutigen Morgen höchsten Punkt (ca 590 Meter über Meer), in Le Mayet de Montagne überforderten wir den dortigen Beizer mit der Bestellung von 20 Spaghetti-Tellern. Wir mussten uns auf drei verschiedene Restaurants verteilen, damit alle eine Bestellung absetzen konnten. Ich blieb dennoch beim Spaghetti-Teller. Wir, die verbliebenen acht Gäste, erhielten dann zwei riesige Platten voll Spaghetti, Tomatensauce mit viel Fleisch drin und einem riesigen Kübel geriebenen Käse, was dann doch wahrscheinlich für alle 20 gereicht hätte.
FĂĽr die weitere Fahrt am Nachmittag ging es nochmals kurz in die Höhe (auf 790 Meter ĂĽber Meer). Die Mittagshitze begann zu drĂĽcken, doch glĂĽcklicherweise verlief der grĂĽsste Teil der Auffahrt durch den Wald. FĂĽr die Abfahrt nach St. Germain hinunter benutzten wir ein sehr malerisches kleines Tal. Die Strasse ist auf der Strassenkarte als “sehenswert” markiert und dies trifft voll zu. Offensichtlich ist dies eine Touristenstrasse, denn uns kamen einige Radfahrer mit viel Gepäck von unten herauf entgegen.
Die Landschaft hat sich heute deutlich geändert. Die Getreidefelder sind definitiv verschwunden, man betreibt hier vor allem Milchwirtschaft und offensichtlich auch Holzwirtschaft. Denn wir sind an einigen grossen Sägewerken vorbeigefahren. Auch Pferde und Schafe sind hier weit verbreitet. Sogar die Bauweise der Häuser hat sich verändert. Man spürt irgendwie einen südlichen Touch in der Bauweise.
In den letzten Tagen sind wir in vielen Dörfern und Städten vorbeigefahren. Manche waren wunderschön herausgeputzt mit viel Blumen an der Strasse. So zum Beispiel auch heute Montbrison. Die Hauptstrasse ins Zentrum ist eine riesige Allee, auf den Kreiseln steht jeweils ein riesiger Blumenschmuck. Auch entlang der Strasse sind Blumentöpfe aufgestellt und es sieht sehr bunt aus und heute Abend hat es sogar sehr intensiv und sĂĽss nach irgend einer Blume geschmeckt. Manche der schönen Ortschaften scheinen hier das Kennzeichen “Ville fleurie” zu erhalten.
Vielleicht noch ein Wort zu meinem Renner: Ich benütze auf dieser Fahrt einen gemieteten Renner. Es ist einer der Marke MERIDA, drei Kartenblätter vorne und neun hinten, eigentlich normal. Was das Besondere daran ist: er hat einen neuartigen Lenker. Vielleicht etwas breiter, als ich mir das von Zuhause gewohnt bin, aber der Querlenker ist ein ovales Rohr. Für mich, der ich mir runde Rohre gewohnt bin, ein ganz neues und komfortableres Gefühl für die Lenkerhaltung. Das hat leider den Nachteil, dass ich das GPS nicht montieren konnte. Es fährt aber dennoch, diesmal halt in der Satteltasche mit. Ansonsten aber: pedalen muss ich auch hier immer noch selber.