19. Mai 2007
von Urs
Kommentare deaktiviert fĂĽr Der Ruf der Berge
Radfahrt |
Vormittag |
Nachmittag |
137.5KM 1853 HM 06:42 H |
In den letzten Tagen zeichnete es sich ab. Die Wetterprognose nach der verregneten Auffahrt klang ja sehr verheissungsvoll. Etwas Bedenken hatte ich, wegen der Meldung des TCS, dass einzelne Pässe wegen Schnee wieder geschlossen werden mussten. Aber gegen die Kälte gibt es ja Kleider.
So setzte ich mich heute morgen früh in den Zug, im Limmattal lag stellenweise noch Nebel, genoss die Fahrt entlang dem Zürichsee, jedenfalls nach dem Tunnel nach Thalwil, dann hinüber in das Sihltal zum Zugersee. Er lag auch heute morgen wieder ganz spiegelglatt und ruhig da. Dann der urner Teil des Vierwaldstättersees, umrandet von hohen und verschneiten Bergen. Etwa um 9:30 Uhr klickte ich dann meine Füsse im Bahnhof Flüelen in die Pedalen meines Renners und begann die Fahrt über den ersten richtigen Pass in diesem Jahr.
Ich beginne ab Altdorf gemütlich mit dem Aufstieg auf den Klausen. Das Schächental in frischem und verregnetem Grün, mit den Schneebergen im Hintergrund wirkte schon fast etwas kitschig. Auf der Strasse hatte es kaum Verkehr, abgesehen von Motorrädern und etwas Lokalverkehr. Den Klausenpass fahre ich nun schon seit ein paar Jahren immer wieder. Mal von der Urnerseite, mal von der Glarnerseite, mal im Sommer, mal im Herbst. Allerdings im Frühling bin ich noch nie darüber gefahren.
Wenn man einmal das Flachstück nach Bürglen und die Vernichtung der Höhenmeter nach Unterschächen hinunter hinter sich hat, ist es ein regelmässig ansteigender Pass. Bis auf wenige Ausnahmen, meist knapp unter 10% Gefälle. Die lange Fahrt aus dem Tal heraus nach der Spitzkehre von Unterschächen gibt einem auch genügend Möglichkeit nochmals zurückzuschauen. Meistens hat man aber rechterhand das Schächental. Ich geniesse jeweils den Blick in die Tiefe um den Fortschritt der erkämpften Höhe zu sehen, wenn unten Autos und Häuser immer kleiner werden. Oben wunderbare Ausblicke auf die Schneeberge.
Plötzlich ist der Talboden doch wieder in der Nähe, nochmals eine kurze Strecke talaufwärts und schon ist es bald geschafft. Am mühsamsten ist jeweils der letzte Kilometer vom Hospiz bis zur Passhöhe hinauf. Nicht dass er besonders steil wäre, aber die Vorfreude, die Erwartung des Obenankommens ist zu gross.
Oben dann die obligate Passfoto. Wider Erwarten ist es hier auf knapp 2000 Metern sehr warm. Das Thermometer zeigt immerhin 22 Grad (an der Sonne) an. Jedenfalls habe ich viel zu viele wärmende Kleider mitgenommen. Für die Abfahrt ins Glarnerland ziehe ich mir nur gerade die Knielinge und die Armlinge über. Dazu noch den Windstopper und los geht es. Hinunter nach Linthal zum Mittagessen. Die 1200 Höhenmeter sind bald vernichtet.
Nach dem Mittagessen dann noch den Rest des Linthals. In Glarus überlege ich mir noch die Variante über den Pragelpass nach Schwyz zu fahren, verschiebe aber dieses Vorhaben auf später. Im Linthal weht schon seit der Abfahrt am Mittag ein warmer, trocknender Wind. Mein Bidon leert sich und trotzdem bleibt die Kehle trocken. Ich hoffe auf einen günstigeren Wind in der Gegend des Zürichsees.
In Ziegelbrücke angekommen lasse ich mir vom GPS ein paar Varianten für die Heimfahrt ausrechnen. Alles direkt dem Zürichsee entlang, oder vielleicht grossräumig um Zürich herum? Eine Variante könnte ja sein, über Uster, Wallisellen und Regensdorf nach Hause zu kommen.
Der Wind hält aber weiterhin an. Unglücklicherweise verpasse ich ein oder zwei Brunnen um den Bidon aufzufüllen und die Kehle trocknet weiter aus. Die Temperatur bewegt sich mittlerweile konstant zwischen 27 und 29 Grad (Über der Strasse). Als ich dann bei Rapperswil (war das glaube ich) die abzweigende Strasse nach Uster, sich serpentinenartig in die Höhe schlängeln sehe, entscheide ich mich für die Seevariante. Alles schön dem See entlang bis nach Zürich. Der Wind hält grösstenteils weiter an, meine Wasserknappheit wird langsam zum Problem. Bis ich dann doch irgendwo Wasser plätschern höre. Da steht doch tatsächlich ein Velorennfahrer und putzt seinen Renner mit frischem Brunnenwasser! Nichts wie hin und den Bidon füllen. Der andere schaut mich zwar etwas merkwürdig an, nimmt dann aber doch auch selbst ein paar Schluck von diesem köstlichen Nass.
Ich komme heute bei weitem nicht mehr so schnell vorwärts, wie ich mir das eigentlich vorgestellt habe. In Zürich angekommen reicht es gerade noch auf den Zug um 18:06 nach Hause, nicht ohne vorher nochmals einen halben Liter Eistee vernichtet zu haben.
Werde mich künftig wohl etwas besser auf Fahrten in der Wärme einrichtigen müssen, zum Beispiel einen zweiten Bidon, statt Winterkleider im Rucksack.